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Eine Reise von Sri Lanka in die Schweiz und nach Afrika

Wir leben in einem visuellen Zeitalter. Bilder sind omnipräsent. Bilder beeinflussen unseren Alltag und unsere Wahrnehmung. Bilder suggerieren Realität und Wahrheit – ich habe es schliesslich mit eigenen Augen gesehen! Jedes Bild ist aber auch Ausdruck von bestimmten Ansichten und Absichten eines Autors und zeigt lediglich einen Ausschnitt der Wirklichkeit. Bilder haben starke Überzeugungskraft – ein Bild sagt mehr als tausend Worte –, denn sie wirken auf emotionaler Ebene: Bilder berühren uns, rütteln uns auf, wecken Mitleid oder Widerspruch.

Bilder gehen ans Herz und setzen sich fest in unserem Kopf. Sie sind eine Art Bilder-Schatz für Gelerntes und Erfahrenes, das uns als Orientierungshilfe im Alltag dient und hilft, neue Bilder einzuordnen. Als festgefahrene Stereotype und Vorurteile können Bilder uns aber daran hindern, die Welt offen und unvoreingenommen wahrzunehmen. Deshalb sollten wir uns verinnerlichter Bilder bewusst sein, sie laufend hinterfragen und gegenüber neuen Bildern offen bleiben.

Das vermeintliche Paradies

Als mein Kollege Gamini, Asylsuchender aus Sri Lanka, vor vielen Jahren in Kloten aus dem Flugzeug stieg, konnte er seine Enttäuschung kaum verbergen. Er hatte sich die Schweiz anders vorgestellt. Schliesslich hatte er sie schon oft gesehen – im Fernsehen in seiner Heimat.

In Sri Lanka schaute Gamini sich mit Vorliebe indische Bollywood-Filme an. Das sind romantische, farbenfrohe Mainstream-Komödien der indischen Filmindustrie, die durch Tanzszenen in idyllischen Landschaften geprägt werden. Viele dieser Tanzszenen werden in der Schweiz gedreht: Saftig grüne Matten vor verschneitem Bergpanorama oder eine Blumenwiese am See.

Die Realität sieht anders aus

Eine idyllische Schweiz scheint fürs indische Publikum das ideale Setting für romantische Tänze zu sein. Die Schweiz ist die Traumlandschaft schlechthin, das Sinnbild von Glück und Sehnsucht – wie für uns analog vielleicht ein Palmenstrand und türkisblaues Meer.

So wie in den Bollywood- Filmen, mit Alpen und Wiesen und Seen, stellte sich Gamini die Schweiz vor und er war verständlicherweise ziemlich ernüchtert, als er eine andere Realität erblickte als die erwartete. Und dennoch sind die Bilder der Berge und Seen nicht falsch: es gibt sie durchaus, diese paradiesischen Landschaften, aber sie stellen nur eine der vielen Facetten der Schweiz dar. Der Alltag sieht in der Regel anders aus.

Kriege, Krisen, Katastrophen

Ähnlich unvollständig ist umgekehrt auch das Bild, das wir uns aufgrund von Fernsehbildern von Ländern des Weltsüdens machen. Als ich kürzlich in einer Klasse die Frage stellte, was Schülerinnen und Schülern zu «Afrika» in den Sinn komme, waren die Antworten aufschlussreich: Es fielen Stichworte wie Armut, Hunger, Bürgerkrieg, Gewalt, AIDS, Malaria, Korruption. Dieses Afrikabild gab einiges von den Bildern im Kopf der SchülerInnen preis und liess einen direkten Zusammenhang zur medialen Berichterstattung über Afrika bei uns vermuten.

Dank einer langjährigen und kontinuierlichen Beobachtung der Fernsehprogramme haben wir von «Filme für eine Welt» festgestellt, dass «Afrika» in den westlichen Medien hauptsächlich dann existiert, wenn sich etwas Schlimmes ereignet hat. Erst mit Kriegen, Krisen und Katastrophen «schafft» es der «verlorene, schwarze Kontinent» in unsere Nachrichten.

Westliche Medien stürzen sich primär auf Elendsberichterstattung. Kriege, Krisen und Katastrophen werden zum Ereignis erklärt. Der normale Alltag gehört nur ausnahmsweise dazu. Wer weiss zum Beispiel schon, wie der Alltag von Kindern im Süden aussieht? Wie sollen wir uns da eine reale Vorstellungmachen können vom alltäglichen Leben von Millionen von Afrikanerinnen und Afrikanern?

Andere Bilder einer andern Welt

Milliarden von Menschen führen auf diesem Planeten ein zwar bescheidenes, aber durchaus menschenwürdiges Leben. Viele von ihnen möchten nirgendwo anders leben als an dem Ort, wo sie gerade leben – zu Hause ist es am schönsten. Auch sie haben Träume und Hoffnungen wie wir. Und sie sind nicht einfach Opfer, sondern Menschen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Es gibt Filme, die sich um eine differenzierte Darstellung des Alltags im Süden bemühen. Am Fernsehen finden sie in wenigen Sendegefässen wie zum Beispiel in der Sternstunde eine Nische. Auch Spartensender wie ARTE geben ihnen Raum – in letzter Zeit aber vermehrt im Nachmittagsprogramm oder dann sehr spät (nach Mitternacht).

Andere Bilder finden

In den meisten TV-Kanälen sucht man Filme mit einer differenzierten Darstellung des Südens vergebens. Die Fachstelle «Filme für eine Welt» hat genau solche Filme im Programm und versucht mit ihnen ein differenziertes und facettenreiches Bild von Afrika, Asien und Lateinamerika zu vermitteln und einseitige Stereotypen zu relativieren.

So entsteht Raum, dass Neugier und Verständnis für andere Menschen und Kulturen geweckt werden, dass ein Perspektivenwechsel neue Sichtweisen ermögliche, damit das Aufeinandertreffen der Kulturen zu echter Begegnung und gegenseitiger Bereicherung führt.

Dorothee Lanz

http://www.filmeeinewelt.ch

Die Fachstelle «Filme für eine Welt» wird von den Kapuzinern mitgetragen und ist heute in die Stiftung Bildung und Entwicklung eingegliedert. Der folgende Artikel gibt einen historischen Abriss über deren Filmarbeit. Dorothee Lanz und Daniel Gassmann arbeiten auf der Fachstelle.

Alle zwei Wochen versendet «Filme für eine Welt» per E-Mail TV-Tipps von differenzierten Filmen über den Weltsüden. Sie können mit einer E-Mail an mail@filmeeinewelt.ch kostenlos abonniert werden.

 

ite2010-5

Bewegende Bilder für eine Welt

ite 2010/5

Bilder-Welten und Welt-Bilder
Statt «Tarzan» «Bodhi Dharma»
Franziskus bewegt Leben