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Ein eigenes Dorf für die Ureinwohner

[bild 35221|35222rw140]Der Triumphbogen vor dem Paradies der Ausgestossenen (engl. Outcasts) erinnert an die Engel der Verkündigung an Weihnachten. Der Bogen steht beim Eingang des Dorfes Thullur im Staat Andhra Pradesh. Hier finden die Dalits des Dorfes ein StückParadiesaufErden. Die Ausgestossenen dürfen kein Land besitzen und haben kein Rechtauf ein Dach über ihrem Kopf.

Die Kolonie wurde unter denSchutz des Jesuskindes von Prag gestellt. Unterhalb der Inschrift «Dem Kinde Jesu» ist der Triumphbogen mit den Namen der lokalen Politiker beschriftet. Die Statue des Jesuskindes von Prag ist ein Erbe der ausländischen Missionare. Fast alle Kirchen dieser Gegend sind mit einer Statue des Jesuskindes geschmückt.

Ansprüche auf niederem Niveau

Nichts von dem, was wir in der Welt und erst recht in Indien realisieren, kommt zum Gelingen, wenn nicht hinter uns Frauen und Männer stehen, die unsere Vorhaben tatkräftig unterstützen. Die Kapuziner sind gegenüber den Spendern und Spenderinnen zu Dank verpflichtet. So möchte ich zum 30-Jahr-Jubiläum des Projekts ein Stück Vergangenheit lebendig werden lassen.

Am Entstehen des Projekts war ganz entscheidend Stefano Bronner, damals Provinzvikar der Schweizer Kapuzinerprovinz, beteiligt. Er hat immer wieder geholfen, wenn die Kapuziner von anderen um Unterstützung gebeten wurden. Die Bedürfnisse der Dalits waren einfach: ein kleines Haus mit zwei Zimmern für je eine Familie, eine Küche auf dem Vorplatz, fliessendes Wasser im Hof. Mehr brauchten diese Menschen nicht.

Es geht nicht um die Kapuziner

Der Finanzexperte Br. Stefano weiss um den Wert des Geldes und es liegt ihm daran, dass die Schweizer Kapuzinerprovinz mit dem Geld sorgfältig umgeht. Der Kapuziner versteht es, die Bitten um Hilfe immer wieder in ihren sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Kontext zu stellen. Er weiss sehr gut um das wirtschaftliche Umfeld, in dem die Kapuziner ihre Projekte einbringen.

Stefano Brunner kann mit wenig Aufwand viel bewirken. Dabei ist es jedoch unabdingbar, auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort einzugehen. Das Projekt «Paradies», ein partnerschaftlich entwickeltes Entwicklungsprojekt, macht klar, dass es hier um den Menschen geht: Jeder Mensch muss in seiner Würde als Geschöpf anerkannt werden; und das gilt in erster Linie den Ausgestossenen dieser Erde. Wenn wir denen ein Daheim schenken, die kein Recht auf ein Daheim haben, dann eröffnet sich neues Leben. Und so unscheinbar dieses Leben sein mag, es hat grosse soziale Wirkungen auf die Umwelt.

Das «Paradies» ist kein Ferienclub

Erst wenn man den gesellschaftlichen Kontext berücksichtigt, kann man ermessen, was es bedeutet hat, diese kleine Kolonie von 150 Familien zu schaffen. Die Familien verfügen keineswegs über Luxus, aber sie bewohnen doch einenprivilegierten Platz. Das «Paradies»  ist noch lange nicht ein Ferienclub. Der Platz zum Wohnen ist beschränkt und karg eingerichtet.

Was im Herzen der Stadt zählt, ist nicht zuerst der Platz, sondern die Menschen, die das Glück haben, hier wohnen und leben zu dürfen. Die Bewohner und Bewohnerinnen leben unterdessen mindestens in der zweiten Generation hier. Selbst die Jungen in der Kolonie wissen kaum mehr, wie die Siedlung entstanden ist.

Erde, wo Milch und Honig fliessen

Die Dalits, die an diesem Ort wohnen dürfen, können sich wie im Paradies fühlen, wie im verheissenen Land, das sie erhalten haben. Es entstand aus sozialen und religiösen Motivationen; es gab keine Absicht, Nichtchristen zu Gläubigen zu machen. Heute dürften allerdings alle Bewohner Christen sein.

Die Leute bemühen sich, ihre Häuser zu renovieren und zu verbessern. Neue Dalits kommen hinzu und bemühen sich, angrenzendes Land zu kaufen und dort ihre Häuser aufzustellen. Es ist ein beliebter Wohnort geworden.

Wasser soll nahe sein

Geht es da wirklich um ein Stück Erde, wo Milch und Honig fliessen? Das wäre ohne Zweifel übertrieben. Gleichwohl konnte mandas Wasser aus einer  Distanz von fünf Kilometern herleiten. Zunächst musste man eine Quelle entdecken und freilegen, dann einen Leitungsgraben ziehen und die Leitung legen.

Es ist ein ungeheurer Vorteil, wenn eine Familie das Wasser gleich auf dem Vorplatz ihres Hauses vorfindet. Frauen und Mädchen wünschen sich das: Wasser zur Hand. Ihnen bleibt die tägliche Schinderei des Wasserholens erspart. Von einer solchen Entlastung können viele Frauen in Indien nur träumen!

Bernard Maillard

Übersetzung: Thomas M. Huber


Entwicklungshilfe und nicht Mission

Die indische Regierung kontrolliert die Spenden genau, die den Orden und den Kirchen vom Ausland her zukommen. Sie will damit verhindern, dass die Gelder zur Gewinnung von neuen Christen eingesetzt werden. Gelder für soziale Zwecke sind aber stets willkommen.


«Unberührbare»

Die Zahl der Dalits wird auf etwa 240 Millionen geschätzt. Bis heute erleben sie häufig massive Diskriminierung, teilweise auch Verfolgung und Gewalt. Sie werden als «unrein» oder «unberührbar» angesehen. Besonders in ländlichen Gegenden ist diese Diskriminierung, die im Westen oft als eine Form des Rassismus oder der Sklaverei angesehen wird, bis heute Realität. Dies kann so weit gehen, dass man selbst die Berührung mit ihrem Schatten meidet. Immer wieder werden sie Opfer von Gewalt und Landraub.

Quelle: Wikipedia