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Jede Fastenzeit ist ein Aufruf, sich in dreifacher Hinsicht Gedanken zu machen über die Qualität unseres Lebens. Zu fragen ist:
Dabei ist es wichtig, dass wir erkennen, das jede dieser Fragen die beiden anderen einschliesst.
Vergessener Gesichtspunkt
Natürlich ist der Fleischkonsum nur ein Aspekt, den wir in der Fastenzeit kritisch betrachten müssen. Angesichts heutiger Lebensbedingungen müssen wir den Fleischkonsum massiv einschränken, wenn wir nicht gar ganz darauf verzichten wollen.
Von jeher wird Fasten unter anderem durch den Verzicht auf Fleisch definiert. In den vergangenen Jahrzehnten jedoch ist dieser Gesichtspunkt völlig aus dem Blickfeld gerückt. Selbst der Freitag ist weitgehend als fleischloser Tag verloren gegangen. Unterdessen verordnen politische Gemeinden einen wöchentlichen Tag ohne Fleisch.
Ich denke, wir müssen zurückkehren zu einem richtig verstandenen Fasten: Wir sollten wieder weniger bis gar kein Fleisch mehr essen; nicht nur in der Fastenzeit, sondern das ganze Jahr hindurch. Und dies aus einer ganzen Reihe von Gründen.
Geniessen
Essen und Trinken unter Menschen ist nicht nur das Zusichnehmen von Nahrung und nicht nur Sattwerden. Es ist immer auch Freude, Genuss, Lust, ein Fest der Sinne und Verbundenheit mit denen, die mit mir am gleichen Tisch sitzen. Da rüber hinaus Verbundenheit mit allen Menschen und der ganzen Schöpfung.
Das setzt Kreativität und Phantasie voraus bei der Zusammenstellung und beim Zubereiten des Menüs sowie auch das Bewusstsein, dass mein Essen und Trinken nicht auf Kosten anderer Menschengeht und dass kein Geschöpf
dieser Welt deswegen leiden muss. Letztlich kann man nur mit einem guten Gewissen geniessen. Mehr noch: Angesichts der begrenzten Vorräte auf unserer Erde müssen wir lernen, dass weniger mehr ist. – Und: Es gibt noch andere Wege des Genusses als der Konsum.
Solidarität mit den Armen
Seit Jahrzehnten wissen wir, dass das Brot der Armen isst, wer Fleisch isst. In vielen Hungergebieten wird Getreide oder Soja angepflanzt – zur Fütterung der Tiere, die dann auf unserem Teller landen. Tiere erbrauchen 5-bis12-mal (je nach Tierart) mehr Getreide, als der Mensch brauchen würde.
Vielerorts werden klimatisch notwendige Regenwälder abgeholzt – zur Erstellung von Weideplätzen für Tiere oder von Anbauflächen für Soja und anderes. Die Folge davon: noch mehr Armut und Hunger in den betreffenden Ländern. 100000 sterben täglich an den Folgen von Hunger und falscher Ernährung. Solidarität und Gerechtigkeitssinn fordern unter diesen Bedingungen den Verzicht auf das auf diese Weise produzierte Fleisch.
Tiere: keine blosse Ware
Die industrielle Fleischproduktion macht das Tier zu einer blossen Ware, zu einer Sache, die wie Steine und andere unbelebte Dinge vermarktet wird: Massentierhaltung, Tiertransporte, Tierschlachtung ohne Mitgefühl, ohne Ehrfurcht vor dem Leben des Tieres. Die beteiligten Menschen verrohen, verlieren selbst die Seele, agieren wie Maschinen. Anteilnahme, Empfinden, die Ehrfurcht vor dem Leben des Tieres, ja die Menschlichkeit fordern den Verzicht auf das auf diese Weise produzierte Fleisch.
Beim heutigen Fleischkonsum «muss geprüft werden», sagt Helmut Batussek von der österreichischen Bundesanstalt für alpen ländische Landwirtschaft, «ob das Verzehren von Fleisch unter folgendenBedingungen als moralisch unbedenklich ausgewiesen werden kann:
Batussek fügt hinzu, dass das «in den meisten Fällen nicht gegeben ist».
Quantität statt Qualität
Der übermässige Fleischkonsum bringt die «Fleischproduzenten» unter Druck. Sie müssen der grossen Nachfrage nach Fleisch, das überdies auch noch billig sein soll, nachkommen. Quantität statt Qualität wird zum unternehmerischen, aber unmoralischen Prinzip: Gammelfleisch und andere Skandaleam Laufmeter, immer neue Epidemien und Krankheiten (Rinderwahnsinn, Creutzfeld-Jakob, Vogelgrippe und Ähnliches).
Durch weitgehenden Verzicht auf Fleisch oder gar Vegetarismus ist dieser ökonomisch bedingte Druck zu senken: Weniger Nachfrage führt zu einem geringeren Angebot.
Ökologische Gründe
Nach einem UNO-Bericht sind die industrielle Landwirtschaft und die Massentierhaltung verantwortlich für 20% der Treibhausgasemissionen, für 60% der Phosphor- und Stickstoffemissionen und für 30% der Giftemissionen inEuropa und für 70% des weltweiten Süsswasserbedarfs.
Nötig ist eine «radikale Änderung der Ernährungsgewohnheiten weg von tierischen Produkten » (Ernst Ulrich von Weizsäcker). Um die Klimaveränderung in einem erträglichen Rahmen zu halten, fordert die «Erklärung von Bern» die Halbierung des Fleischkonsums. Und der WWF sagt, ein Menü ohne Fleisch belastet die Umwelt zwei Mal weniger.
Wenn alle Menschen so lebten wie wir in der Schweiz, bräuchten wir ungefähr drei Mal die Erdoberfläche. Sogar der Bauernverband erkennt die Notwendigkeit einer Neugestaltung der landwirtschaftlichenProduktionsweise. Hat er doch im Oktober 2010 unter dem Titel «Fleisch schafft Hunger» eine
eindrückliche Tagung organisiert. Eine radikale Veränderung unserer Gewohnheiten (Mobilität, Woh nen, Konsum) wird ganz allgemein gefordert.
Tiere als Subjekte
Seit einigen Jahrzehnten geht uns immer mehr auf, dass ein Tier ein Subjekt mit Rechten ist. Es ist um seiner selbst willen da und steht nicht einfach zur Verfügung des Menschen. Ein Tier ist nicht Menschenwerk – wie etwa ein Auto, mit dem wir darum machen dürfen, was wir wollen.
Ein Tier ist menschlicher Willkür enthoben, der Mensch muss sich moralisch und auch juristisch rechtfertigen, wenn er ein Tier inGebrauch nimmt.
Unter dem Schutz Gottes
Das Tier geniesst in der Bibel einen besonderen Status. Es teilt nicht nur mit dem Menschen das Schicksal,sondern auch den besonderen Schutz des lebendigen Gottes. Dies könnte mit vielen Stellen aus der Bibel eingehend belegt werden.
Besonders wichtig in unserem Zusammenhang ist das Postulat vegetarischer Lebensweise im 1. Schöpfungsgedicht (Gen 1). Dieser grossartige Text gehört zur prophetischen Literatur, in der eine Alternative zur bestehenden Welt entworfen wird: eine Welt ohne Tod und Gewalt.
Für die reale Welt schränkt die Bibel durch das rituelle Schächtgebot den Fleischkonsum ein. Und letztlich stellt sich die Frage, ob das Tötungsverbot sich nicht auch auf die Tiere beziehen müsste.
Nützen wir die Zeit
Wenn sieben Gründe nicht genug sind, um weniger bis gar kein Fleisch zu essen! Die Fastenzeit will Gott, Mitwelt und die eigene Identitätin Einklang bringen. Nützen wir die Zeit.
Anton Rotzetter
Fleischfreier Freitag
Britische Katholiken sollen freitags wieder verpflichtend auf Fleisch verzichten. Ein Erlass der Bischofskonferenz von England und Wales in Kraft will die alte katholische Fastenpraxis ins Gedächtnis zurückbringen.
In dem Schreiben heisst es: «Das Kirchenrecht fordert von Katholiken, freitags auf Fleisch oder auf eine andere Art von Nahrungsmitteln zu verzichten oder eine andere Form der Busse zu beachten, die von der Bischofskonferenz festgelegt wird.» Nun hätten sich die Bischöfe entschieden, wieder zu der Praxis zurückzukehren, einfach auf Fleisch zu verzichten und dies mit dem Gebet zu verbinden.
Wer ohnehin kein Fleisch essen dürfe oder wolle, soll nach dem Willen der Bischöfe auf eine andere für seine Ernährung sonst übliche Speise verzichten.
Wie die Agentur KIPA weiter meldet, erklärte der deutsche Theologieprofessor Guido Fuchs, die Fastenzeit könnte Anlass sein, über den Fleischkonsum nachzudenken. Er kritisierte, dass die Kirchen zur Diskussion über Fleischkonsum zu wenig beitrügen. Städte wie Bremen würben längst für einen fleischfreien Tag.
Aktion Kirche und Tiere
Unser Autor ist Präsident der «Aktion Kirche und Tiere/akut». Dieser Verein will «aus der christlichen Tradition die Würde des Tieres zur Geltung bringen».
Unterzeichnen Sie den akut-Aufruf an die Kirchen: http://www.aktion-kirche-und-tiere.ch/akut.html?/aktu_petition.html
Sekretariat akut: Rübibachstr. 9, 6372 Ennetmoos, Tel. und Fax 041 610 32 31, E-Mail: akut-ch@bluewin.ch; Homepage: http://www.aktion-kirche-und-tiere.ch