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Klöster haben oft eine franziskanische Zentrumsfunktion

Wie vielfältig man als Laie franziskanisch unterwegs sein kann, lässt sich anhand zweier  rundverschiedener Lebensgeschichten von zwei Frauen aus dem Kanton Zürich illustrieren.

Der Klosterkreis

Beide Frauen gehören dem Klosterkreis des Kapuzinerklosters Rapperswil am Zürichsee an. Er besteht aus einer Gruppe von 45 franziskanisch interessierten Frauen und Männern zwischen 30 und 80 Jahren. Man trifft sich einmal im Monat im Kloster, um gemeinsam verschiedene religiöse Themen zu erarbeiten.

Die Mitglieder des Klosterkreises tragen in speziellen Situationen verschiedene Anlässe des Klosters mit. Zusammen mit der elfköpfigen Hausgemeinschaft wirken sie im Sommer am Tag des offenen Klostergartens oder vor Weihnachten am Christchindlimärt mit.

Oase am Weihnachtsmarkt

Am Weihnachtsmarkt 2008 fand erstmals die «Oase» statt. Anstelle des bisherigen Klosterstands in der Marktgasse boten die Rapperswiler Brüder und Schwestern neu einen offenen Ort der Begegnung im Kloster an, wo man sich aufwärmen und mit heissen Getränken und allerlei leckerem Klostergebäck, von Frauen und Männern des Klosterkreises gebacken, stärken konnte. Für die Bewirtung der Gäste sind flinke Hände gefragt. Deshalb helfen die Mitglieder des Klosterkreises über das ganze Marktwochenende tatkräftig mit.

Im Dezember 2008 standen die beiden Mitglieder des Klosterkreises, Rita Eberhard- Egli und Sibylle Maurer, erstmals als Organisatorinnen der «Oase» im Einsatz. Gemeinsam mit Sr. Beatrice Kohler von der Hausgemeinschaft haben die beiden Frauen das Projekt ausgearbeitet und erfolgreich umgesetzt. Entsprechend gross war das Echo aus der Bevölkerung auf diese Premiere.

Beide Frauen haben unabhängig voneinander im «Klösterli» von Rapperswil das kontemplative Gebet und die Meditation für sich entdeckt. Sie erleben in der Zugehörigkeit zum Klosterkreis und im gemeinsamen Unterwegssein ein erfüllendes Gemeinschaftsgefühl. Sie nehmen aktiv am spirituellen Themenangebot des Klosterkreises teil und pflegen den regelmässsigen Kontakt zur Hausgemeinschaft wie auch zu den Mitgliedern des Klosterkreises.

«Mir fällt alles zu im Leben»

Rita Eberhard-Egli, Jg. 1968, aus Hombrechtikon ZH, gehört seit Februar 2008 dem Rapperswiler Klosterkreis an. Die zweifache Mutter und gelernte Sanitärzeichnerin ist heute Schafzüchterin und Spielgruppenleiterin auf dem eigenen Bauernhof.

Neben ihrer Familie schätzt sie die Gemeinschaft des Klosterkreises über alles. «Im offenen ‹Miteinander-auf-dem-Weg-Sein› ist uns das Wesentliche bereits geschenkt », sagt sie und doppelt nach: «Ja, ich fühle mich vom Klosterkreis reich beschenkt.»

Auf die Frage, wie sie denn auf den Klosterkreis gekommen sei, lacht sie und meint: «Die Sachen fallen mir im Leben jeweils einfach zu. Ich werde oft für etwas angefragt. Dafür bin ich auch sehr dankbar.»

Ein neuer Zugang zur Religion

So verhielt es sich für Rita auch mit dem Klosterkreis: Bruder Beat Pfammatter, Guardian des Kapuzinerklosters Rapperswil, habe sie vor einem Jahr angefragt, ob sie mitmachen wolle. Doch der zündende Funke sei vor vier Jahren bei der ersten Begegnung mit Bruder Adrian Müller aus Rapperswil im sogenannten «Untilager» (Religionsunterricht) ihres Sohnes  Marc (6. Klasse) entstanden. «Das war mein erster persönlicher Kontakt zu einem Ordensmann», erzählt sie. Durch «Ädu», wie sich der aus Bern stammende Kapuzinerbruder nennt, habe sie einen völlig neuen Zugang zum Glauben bekommen.

Rita ist in Stäfa ZH traditionell katholisch, mit sonntäglichem Kirchgang und so weiter, aufgewachsen. Eine völlig neue, bisher unbekannte Welt habe sich durch Ädu vor ihr aufgetan, erzählt sie. «Zwei Welten prallten in mir nun plötzlich aufeinander, meine althergebrachte, eher formelle Religiosität von früher, und diese neue erfrischende Art von gelebter Spiritualität.»

Es sei ein für ihr Leben einschneidendes und tief prägendes Erlebnis gewesen, meint sie rückblickend. Daraus hervorgegangen sind für die engagierte Familienfrau eine spirituelle Wegbegleitung durch den Klosterbruder sowie der Zugang zum Rapperswiler Klosterkreis – «und neu der franziskanisch kulinarische Filmclub Hasel-up mit Ädu und meinem Mann» (vgl. http://www.adrianm.ch/haselup/).

Gott in der Natur erahnen

Den Zugang zu Gott findet Rita nach wie vor in der Natur, auf dem Bauernhof in Hasel am Lützelsee, mitten im Naturschutzgebiet, wenn sie als Spielgruppenleiterin mit den Kindern draussen in der freien Natur und im Stall unterwegs ist.

Rita führt seit ein paar Jahren an drei Vormittagen eine eigene Spielgruppe mit jeweils sechs Kindern. Sie und ihr Mann Urs haben dafür eigens den 2004 von den Schwiegereltern übernommenen Hof von der Kuhwirtschaft auf Schafzucht umgestellt. «Das gab uns Raum und Zeit für andere Beschäftigungen wie beispielsweise meine Natur-Spielgruppe.»

Die drei- bis vierjährigen Kinder holt Rita jeden Morgen beim öffentlichen Parkplatz ab. «Das ermöglicht uns, gemeinsam den knapp einen Kilometer langen  Naturschutzweg zu Fuss, bei Wind und Wetter, zu erleben.» Eine weitere Besonderheit: Es gibt keine Spielsachen auf dem Hof. «Natur, Tierwelt und die kindliche Phantasie genügen», ist Rita überzeugt und gibt ein kleines Geheimnis preis: «Die meisten Kinderwollen einmal Bauer werden.»

Findet Erfüllung in der Natur

Mit Religion hatte Rita als Mutter schon früh zu tun, wenn auch nie so erfüllend, wie sie es heute erlebt. Durch die eigenen Kinder (Marc, 1993, und Anja, 1995) ist Rita bereits als junge Mutter mit Sinnfragen konfrontiert worden, die sie immer wieder fasziniert haben.

Rita war eine Zeitlang als «Unti-Mutter» (Unterrichtsmutter) im sogenannten HGU (Heimgruppenunterricht) für die Unterstufe tätig. Sie sei jedoch nicht geschaffen, um am Küchentisch mit den Kindern Theorie zu büffeln, gibt sie unumwunden zu. Umso glücklicher schätze sie sich heute, dass sie durch eine menschliche Begegnung einen völlig neuen Zugang zum christlichen Glauben gefunden habe. Hinzu kommt: «Die Arbeit mit den Kindern draussen in der Natur und mit den Tieren auf dem Bauernhof erfüllt mich vollends.»

«Überall, wo es ging, mitgemacht»

Einen ganz anderen Weg ist Sibylle Maurer, Jg. 1972, aus Grüt bei Gossau ZH, gegangen. Sibylle kommt aus einer klassisch katholischen Familie mit drei Kindern und ist in Grüt ZH, an ihrem heutigen Wohnort, aufgewachsen. Während sich ihre Geschwister in der Jugendzeit eher von der katholischen Kirche abgeseilt hätten, sei sie dabei geblieben. Schon in der Jugendzeit war Sibylle sehr engagiert in kirchlichen Kreisen. «Ich habe überall, wo es ging, ausprobiert und mitgemacht », erzählt die Pharma- Assistentin. Via Ten Sing, einer Untergruppe des CEVI, sei sie auch bei den Reformierten in Wetzikon aktiv gewesen und hat dort in einem jungen Team Lobgottesdienste vorbereitet. «Ich wollte eben schon als Jugendliche mitdenken können und Lebensraum gestalten, da gehörte auch die Kirche dazu.»

Da sie stets bestrebt gewesen sei, die kirchlichen Feiertage vom ursprünglichen Inhalt und tieferen Sinn her zu begehen, sei sie schon früh auf die Suche nach dem tiefgründig erlebten Oster- oder Pfingstfest gegangen, erzählt sie. «Für mich bedeutet Ostern eben nicht einfach nur ein frei verfügbares Wochenende im Frühjahr, an dem man in den Süden, an die Sonne, verreist.» Das wäre ihr viel zu wenig.

Im Kloster den Ehemann kennengelernt

Sibylle Maurer hat schon früh immer wieder Orte der Besinnung für Gleichgesinnte aufgesucht, wie beispielsweise das Lassalle-Haus in Schönbrunn LU oder das Rapperswiler Klösterli, wo sie 1995 erstmals drei, vier Tage als Gast verbrachte. Während eines solchen Aufenthaltes in Rapperswil – es war vor zehn Jahren – hat sie Ralph kennengelernt, ihren heutigen Ehemann, einen deutschen Krankenpfleger, der damals Langzeitgast im «Klösterli» war.

Die beiden haben vor vier Jahren geheiratet. Damals gehörte Ralph, ein Lutheraner, zum Klosterkreis und hatte eine enge Verbindung zu all den Menschen im und ums Kloster. «In der Zwischenzeit ist es nun gerade umgekehrt bei uns. Diesbezüglich befinden wir uns in einer eher gegenläufigen Bewegung », konstatiert Sibylle.

Aniskrapfen vom Klösterli

Als Paar bleiben die beiden dem Kloster in einem entscheidenden Punkt weiterhin verbunden: Seit Ralphs Aufenthalt im Kloster ist dieser nach wie vor für die klösterlichen Aniskrapfen zuständig. Und diese Aufgabe nimmt er bis heute wahr. Dies verbindet ihn auch immer noch mit der Hausgemeinschaft.

Auf die Weihnachtszeit hin werden nämlich an die tausend Stück Klosterkrapfen für den Verkauf am Weihnachtsmarkt gebacken. Selbstredend, dass Sibylle ihrem Mann dabei jeweils zur Seite steht. «So sind wir beide zu freiwilligen Mitarbeitern des Klosters geworden», erzählt sie.

Glaubensweg gemeinsam gehen

Am Klosterkreis schätzt die junge Berufsfrau ganz besonders, dass man so sein dürfe, wie man eben sei und dass man miteinander ein Stück Lebens- und Glaubensweg gehen könne.
Sibylle trägt häufig das franziskanische «Tau» an einer Kette um den Hals. Ja, und natürlich auch an ihrem Arbeitsplatz, in einer Zürcher Apotheke, wie sie bestätigt. «Da ich ein geradliniger Mensch bin und mich auf der sicheren Seite fühle, brauche ich meine franziskanische Ausrichtung vor niemandem zu verbergen.» Das nimmt man der selbstbewussten Frau sofort ab. Sie sei sich auch bewusst, dass viele Menschen grosse Berührungsängste in Glaubenssachen hätten. «Ich gehe mit meiner neu erfahrenen religiösen Haltung gewiss nicht hausieren. Ich kann über meine franziskanische Gesinnung jedoch auch jederzeit offen reden, aber nur, wenn ich danach gefragt werde.»

Cécile Blarer Bärtsch,
freie Mitarbeiterin
Zürichsee-Zeitungen ZSZ,
Rapperswil-Jona

 

ite2009-3

Franziskanisches Leben in der Schweiz

ite 2009/3

Frauenleben im Klosterkreis
Typisch franziskanisch
Kapuzinerinnen in Stans