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Die Bevölkerung von Bluefields lebt sehr einfach | Missio Fribourg
Die Bevölkerung von Bluefields lebt sehr einfach | Missio Fribourg

Ein Kapuzinerbischof lebt inmitten sozialer und politischer Herausforderungen.

Der Kapuzinerbischof Pablo Schmitz hat in Nicaragua schon einiges erlebt: das Erdbeben von Managua am 23. Dezember 1972. Zwanzig Jahre später, als er bereits Weihbischof von Bluefields ist, entkommt er einem Hinterhalt. Sein Wagen gerät in die Schusslinie des Militärs. Die Soldaten haben nicht bemerkt, dass es sich um den Wagen der Mission handelt. Zwei Ordensfrauen sterben; Pablo Schmitz wird durch eine Kugel am Arm schwer verletzt.

 

Seid schlau wie die Schlangen

Als Kapuziner war Pablo Schmitz Verantwortlicher für die jungen Brüder in Lateinamerika. Er ist ein Mensch, dem man vertraut und dem man Verantwortung übergibt. Gleichzeitig ist Pablo Schmitz ein sehr energischer Mann, der weiss, was er will, und trotzdem den Menschen sehr sanftmütig begegnen kann. Er versteht es, klare pastorale Leitlinien festzulegen, und lässt sich von politischen Situationen, die die missionarische Arbeit gefährden könnten, nicht aus der Ruhe bringen.

«Es ist mir wichtig, dass die Kirche sich nicht in eine Opposition gegenüber dem verrennt, was ihr schaden könnte», betont der Kapuzinerbischof.Er ist  sich bewusst, dass die Schulen des Vikariats vom Staat subventioniert sind. Er weiss aber auch, dass der Wind sehr rasch drehen kann. Darum setzt er die staatliche Finanzierung der kirchlichen Schulen nicht unbedacht aufs Spiel. Pablo Schmitz versucht neue pastorale Initiativen in Gang zu setzen. Kinder und Jugendliche haben Priorität in der Missionsarbeit seines Vikariats.

 

Ein Zentrum der Solidarität

Bischof Pablo ist mindestens so oft in Managua wie in Bluefields. Denn Managua verfügt über ein Verbindungsnetz, das in hervorragender Weise die Kirche, den Staat und die internationalen Hilfsorganisationen miteinander verbindet, ein Netzwerk, das Bluefields in keiner Weise bieten kann.

In der Hauptstadt steht ihm ein Stab von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung, eine kleinere Equipe wirkt in Bluefields. Diese Aufteilung scheint auf den ersten Blick sonderbar zu sein. Kennt man jedoch die Kommunikationswege Nicaraguas zwischen Ost und West, dann zeigt es sich schnell, dass es keine andere Lösung gibt, als dass der Bischof sich auf zwei Standbeine verlässt.

 

Kooperativen statt Abhängigkeit

Bluefields ist eine noch überschaubare Stadt. Sie wächst jedoch auf Grund der Landflucht von Jahr zu Jahr. Einst wurde Bluefields durch einen Orkan zerstört. Da war sie wie weggeblasen. In solchen Situationen handelt Pablo Schmitz. Als Bischof stellt er eine Parzelle Land zur Verfügung, auf dem gut 100 Wohnungen gebaut werden können. Dabei achtet er jedoch darauf, Situationen zu schaffen, in denen die Menschen wieder selber aktiv und nicht abhängig werden.

So verschenkt er nicht einfach schlüsselfertige Häuschen. Ergründet eine Kooperative, die die Häuser verwaltet und ihren Unterhalt garantiert. Von den Bewohnern wird ein Hauszins verlangt, damit die  Geschädigten nicht in die Abhängigkeit einer kurzsichtigen Politik geraten.

 

Rückzug und Begegnung

Der Kapuzinerbischof lebt manchmal fast wie ein Einsiedler, zurückgezogen. Er verfügt allerdings auch über ein Haus, das für die pastoralen Bedürfnisse seines Vikariats offen steht. Hier begegnet er den Menschen. Die Mahlzeiten nimmt er im Pfarrhaus ein, gemeinsam mit dem Pfarrer der Kathedrale. Pablo Schmitz kann auch auf die Mitarbeit treuer Laien zählen. Diese stehen im Dienst der Administration, der Gesundheit und der Erziehung.

Zum Vikariat gehören auch die Handwerkerräume der Mission, die früher die Heranbildung kompetenter Handwerker ermöglicht hatten. Die hier ausgebildeten Handwerker waren zuständig für den Unterhalt der Gebäude, der Pfarrhäuser, der Kirchen und Kapellen, ebenso für den Unterhalt von Autos und anderen Verkehrsmitteln wie Einbäumen und Schiffen. Von all dem ist nicht viel übrig geblieben. Die Gebäude erinnern an die «glorreichen» Zeiten, in der er die Pioniere alles selber machen mussten und es erst noch für alle taten.

 

Spirituelle Wurzeln

Pablo Schmitz, dieser Apostel von der Atlantikküste, ernährt sich vom Wort Gottes und von den Erfahrungen der ersten Christengemeinden. Er kennt die Heilige Schrift und teilt diese mit anderen. Die Menschen nehmen das Wort der Bibel als Befreiung und als Stärkung wahr. Der Bischof liest die heilige Schrift und fühlt, wie dieses Wort sich in der Gesellschaft und in den Herzen der Einzelnen ausbreitet. Bei einem Volk, das unterwegs ist, das sich selber aufbaut und in voller Entwicklung begriffen ist – wenn man diese Entwicklung nicht sogar als kulturelle Revolution bezeichnen will – ruft dieses Wort zum Aufbruch auf und stärkt auch auf diesem Weg.

Während meines eigenen Aufenthalts im Spital von Managua habe ich diese Erfahrung ganz persönlich gemacht. Jeden Tag kam Pablo Schmitz, um mit den Gläubigen das Wort und die Eucharistie zu feiern. Angesichts des Reichtums seiner spirituellen Erfahrungen kam ich mir ganz klein vor. Seine Spiritualität hat ihre Wurzeln in der Treue und Liebe zur Kirche, die ihm anvertraut ist, sowie zum Volk, in dem er lebt. Er hat mich in meinem Herzen bewegt und wurde mir mit seinem Wort zur Nahrung. Obwohl schon bald siebzig, strahlt er jugendlichen Geist und eine erstaunliche Dynamik aus. Dienstbereit und aufmerksam ist er. Es geht ihm um das Wesentliche und er verliert sich nicht in alltäglichen Formeln.

 

Drogenhandel ist lukrativ

Bischof Pablo richtet seine Aufmerksamkeit nicht nur auf pastorale Fragen.  Ihm geht es auch um die grossen sozialen Herausforderungen, wie sie sich in seiner Welt stellen – mitten in einer Revolutionstehend. Vielfältig sind die  Lebenssituationen: Vom Leben auf dem Land bis zum Leben in der Stadt, von der harten Arbeit auf den Feldern und in der Fischerei bis zu den Bequemlichkeiten und den Zerstreuungen der Stadt, bis hin zur Möglichkeit, rasch und ohne viel Arbeit Geld verdienen zu können.

Auf der Drehscheibe für den Handel nach Amerika und Europa ist der Drogenhandel ein lukratives Geschäft. Für die Jungen bestehen hier grosse Gefahren. Die Kirche muss sich hier neu einbringen, da die traditionelle Gesellschaft in Auflösung begriffen ist und die Leute mit Ideologien und antisozialem Verhalten verschiedenster Art konfrontiert werden.

 

Ein Mensch, den man respektiert und gern hat

Bischof Pablo imponiert mir durch seine Geradlinigkeit und seine gezielte Tätigkeit. Er hat es verstanden, sich mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu umgeben, die ihm as ihnen geschenkte Vertrauen hundertfach zurückgeben. Er ist auch ein Mensch, der auf das hört, was seine Mitarbeitenden beschäftigt.

Die Politik, die das Vikariat auf dem Gebiet der Gesundheit und der Erziehung eingeschlagen hat, ist die praktische Verwirklichung früherer Initiativen der Pioniere der Mission in Nicaragua, das heisst der spanischen  Kapuziner. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahmen amerikanische Kapuziner das Gebiet. Nicht zu vergessen sind heute die jungen Priester, die aus dem Vikariat stammen. Es sindnoch nicht viele, aber sie repräsentieren die Basis, auf der diese Kirche sich künftig aufbauen wird: Eine Kirche aus Völkern unterschiedlichster Kulturen.

 Bernard Maillard

Übersetzung: Thomas M. Huber