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Land nach dem Bürgerkrieg

Worum ging es bei diesem Bürgerkrieg? Kaum jemand hat auf diese Frage eine schlüssige Antwort. Denn: Es war ein Krieg, „in dem die verschiedenen Kriegsparteien – Christen, Palästinenser, Schiiten, Sunniten, Drusen, Syrer und Israelis – in immer wieder neuen Koalitionen, scheinbar beliebig, an einem Tag als Verbündete gegen Dritte, am nächsten Tag als Feinde gegeneinander gekämpft haben.“ (Otmar Oehring in: Katholische Missionen 2/2001).

Geteiltes Beirut

Wie früher Berlin wurde die libanesische Hauptstadt Beirut zu einer geteilten Stadt. Die christliche Miliz beherrschte den Osten. Libanesische muslimische Milizen, bewaffnete Angehörige der Palästinensischen Befreiungsbewegung (PLO) und später syrisches Militär kontrollierten West-Beirut. Vor dem Krieg war die Stadt eines der grössten Finanzzentren der Welt. Hier befand sich ein Mittelpunkt des weltweiten Öl-, Gold- und Diamantenhandels. Beirut hatte mit seinen Hochhäusern und Geschäftszentren in einer traditionell-arabisch geprägten Umgebung ein modernes Gesicht. Nach 15 Jahren Krieg prägten Trümmerhaufen ihr Aussehen.

Kompliziertes Gleichgewicht

Der Libanon war der einzige arabische Staat mit einer christlichen Mehrheit. Im ungeschriebenen „Nationalpakt“ von 1943 wurde ein ausgeklügeltes System des Religions-Proporzes in Regierung und Verwaltung festgelegt. Dabei hatten die Christen ein leichtes Übergewicht. Die 99 Parlamentssitze waren auf der Basis der Volkszählung von 1932 Christen und Muslimen im Verhältnis 6:5 zugeteilt. Der Präsident musste Maronit sein, der Ministerpräsident Sunnit, der Parlamentspräsident Schiit. (Bekanntlich bilden die Sunniten und Schiiten die beiden Hauptströmungen des Islam.)

Der „Nationalpakt“ regelte auch die Grundlinien der Aussenpolitik: „Die Christen hatten sich verpflichtet, das Land nicht einseitig an eine westliche Macht (gedacht war an Frankreich) zu binden. Die Moslems versprachen, ohne die Zustimmung der Christen keinen Anschluss an ein arabisches Land anzustreben (gedacht war an Syrien, das, gestützt auf die Verwaltungsgliederung der Türkenzeit, bis heute Ansprüche erhebt).“ (Länder-Lexikon, Bertelsmann)

Im Friedensabkommen von 1989 wurden die Vereinbarungen des Religionsproporzes geringfügig geändert. So sind nun die 108 Parlamentssitze im Verhältnis von 1:1 auf Christen und Muslime aufgeteilt. Zudem ist die Macht des christlichen Staatspräsidenten zugunsten des sunnitischen Ministerpräsidenten beschnitten worden. Damit wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass seit dem Beginn des Bürgerkriegs der Anteil der Christen stark abgenommen hat. Er sank auf 30, nach andern Quellen auf 40 Prozent. Doch alle Zahlen beruhen auf Schätzungen. Denn seit 1932 gab es keine Volkszählung.

Syrer

Im Bürgerkrieg gelang es den Syrern, Einfluss auf den Libanon zu erringen und ihn bis heute zu erhalten. Neben Tausenden von syrischen Soldaten, die vom libanesischen Staat bezahlt werden müssen, ist gut eine Million „Gastarbeiter“ im Land, das ohnehin unter einer Arbeitslosigkeit von rund 30 Prozent leidet. Die syrische Dominanz ist erschlagend: „Die Syrer haben das Sagen im Beirut. Die libanesische Regierung erhält ihre Direktiven aus Damaskus. Der Libanon bleibt weiterhin die Melkkuh Syriens. Kritisiert wird dies von vielen im Libanon, wenngleich häufig nur noch hinter vorgehaltener Hand – der syrische Geheimdienst gilt schliesslich als omnipräsent.“ (Otmar Oehring)

Walter Ludin

 

Libanon

Fläche: 10 452 km2
Einwohner: 4 210 000
Hauptstadt: Beirut (1,5 Mio E.)
Amtssprache: Arabisch
Arbeitslosigkeit: 30%
Auslandverschuldung: 6725 Mio $
Religionen: 60% Muslime (32% Schiiten, 21% Sunniten, 7% Drusen); 40% Christen

 

Kirchen…Kirchen

Unter den Christen im Libanon bilden die Maroniten, eine mit Rom unierte Kirche, die grösste Gruppe, die von einem Patriarchen mit Sitz in Bkerke bei Juniyah geleitet wird und einen Bevölkerungsanteil von 25% hat. Von den übrigen katholischen Kirchen ist die griechisch-katholische der Melkiten mit etwa 5% die grösste. Daneben gibt es armenische, syrische, chaldäische und römische Katholiken (Lateiner) mit zusammen etwa 2,5%. Etwa 7% sind Griechisch-Orthodoxe, 4% Armenisch-Orthodoxe (Gregorianer) und zusammen etwa 1% Syrisch- (Jakobiten) und Assyrisch-Orthodoxe (Nestorianer) sowie knapp 1% Protestanten.