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Maria wird weitestgehend nur in den Evangelien erwähnt. Lediglich auch in der Apostelgeschichte 1,14 wird die Mutter Jesu genannt. Hinzuweisen ist auch auf den Galaterbrief 4,4. Paulus schreibt, Jesus sei «geboren von einer Frau». Der Textzusammenhang lässt erkennen, dass für den Apostel das Faktum der menschlichen Geburt im Vordergrund steht.

«Das Kind und seine Mutter»

Maria begegnet uns vor allem in den Geburts- oder Vorgeschichten des Matthäus-Evangeliums (MtEv) und des Lukas-Evangeliums (LkEv). Diese Textpassagen haben auch das spätere Marienbild sehr beeinflusst.

Im Stammbaum Jesu des MtEv wird Maria als Frau des Josef vorgestellt und als Mutter Jesu ausgewiesen (Mt 1,16). Der Frage, wie dies zu verstehen sei, widmet der Evangelist eine eigene Erzählung (Mt 1,18–25). Er beschreibt Maria und Josef am Beginn einer Ehe und deutet das Werden Jesu als Handeln des Geistes, da – gemäss der damaligen Sitte – die Eheschliessung in zwei Schritten geschah und das gemeinsame Leben für Maria und Josef noch nicht begonnen hatte.

Für den Evangelisten ist diese Darstellung wichtig. Denn er kann so rückblickend sagen: Schon aufgrund seiner Entstehung muss Jesus als «Sohn Gottes» bezeichnet werden. Der Verfasser vermerkt lediglich, dass Josef – wiederum nach der damaligen Sitte – sich seiner Frau bis zur Geburt des Kindes nicht sexuell nähert (Mt 1,25). Über den weiteren Verlauf dieser Ehe wissen wir nichts. Die erwähnte Notiz sagt darüber auch nichts.

In der Fortsetzung der Erzählung im MtEv begegnet uns mehrfach eine stehende Redewendung: «Das Kind und seine Mutter». Beide stehen unter göttlicher Führung und sind dem Schutz des Josef anvertraut (siehe so 2,13.14.20.21; auch Mt 2,11 ist trotz des anderen Erzählzusammenhangs hier zu nennen). Diese Wendung zeigt auch, dass der Evangelist vor allem an der Mutterschaft Marias Interesse hat.

Marias Glaubensstärke

In der lukanischen Vorgeschichte tritt Maria stärker in den Vordergrund. In der Verkündigungserzählung (Lk 1,26–38) wird ihr die Geburt eines Kindes verheissen. Auch hier hat diese Frau bereits den ersten, rechtlich verbindlichen Schritt der Eheschliessung mit Josef hinter sich. Dafür ist es Voraussetzung, dass sie unberührt ist. So ist auch ihre Frage, wie sich diese Verheissung erfüllen soll, verständlich. Die von Lukas referierte Deutung verweist wiederum auf den unmittelbaren Ursprung Jesu im Leben Gottes.

Die Begegnung der beiden Mütter Maria und Elisabeth (Lk 1,39–56) betont am ausführlichsten die Glaubensstärke von Maria. Von Elisabeth wird sie deswegen selig gepriesen. Das Herausragende an ihr ist, dass sie «die Mutter meines Herrn» (Lk 1,43) ist und als solche zu Besuch kommt.

Der Evangelist charakterisiert im Magnifikat (Lk 1,46–55; siehe auf Seite unserer vorliegenden a-Nummer) Maria als die starke, auf Gott und sein Wirken vertrauende Frau. An ihrer Person zeigt er so das Paradoxe des Handelns Gottes auf. In den lukanischen Geburtserzählungen (Lk 2,1–7.8–20) werden andere Aspekte hervorgehoben. Wie beiläufig, verweist der Evangelist in der Einführung auf die Kindeserwartung von Maria (Lk 2,5). Er stellt Maria sodann in der Hirtenerzählung nicht als die Wissende dar, sondern als die glaubende Frau, der von den Hirten das Geburtsgeschehen gedeutet wird (Lk 2,17–18). Der Hinweis, Maria habe das alles im Herzen bewahrt und hin und her gewendet (Lk 2,19), ist ein Schlüsselsatz der biblischen Mariendarstellung (siehe ähnlich auch Lk 2,51).

In den weiteren Erzählungen der Vorgeschichten werden Maria und Josef gemeinsam in ihrer Sorge um das Kind gezeigt (Lk 2,27.33.39). Eine Ausnahme ist nur die Prophetie des Simeon (Lk 2,34–35) – mag sein, dass sich darin die Spur einer Überlieferung erhalten hat, die Maria an der Seite ihres Sohnes während seines Wirkens bis in die Passion gesehen hat.

Die «Eltern Jesu»

Die Erzählung vom jungen Mann Jesus, der mit zwölf Jahren erstmals im Tempel in Jerusalem weilt und diesen als das Haus «meines Vaters» bezeichnet (Lk 2,49), zeigt die Ambivalenz des lukanischen Zugangs zu Maria und Josef. Ungeachtet dessen kann der Evangelist von den «Eltern» Jesu (Lk 2,41), bzw. von seinem Vater und seiner Mutter (Lk 2,48) sprechen.

In der weiteren Darstellung des Wirkens Jesu in den ersten drei Evangelien (Mt, Mk, Lk) kommt Maria nur noch in den Blick, als sie mit den Brüdern oder Verwandten Jesu ihn sehen möchte (Mk 3,31–35; Mt 12,46–50; Lk 8,19–21). Dieser Textabschnitt sagt weniger über Maria als über die Verkündigung Jesu aus, konkret hier: Die Orientierung an der Weisung Gottes ist wichtiger als natürliche Verbindungen.

«Seine Mutter»

Der Verfasser des Johannes-Evangeliums (JohEv) gibt seiner Mariendarstellung eine eigene Nuance. Er nennt Maria nie mit Namen, sondern identifiziert sie durch ihre Beziehung zu Jesus: Sie ist «die Mutter Jesu» oder einfach «seine Mutter».

Mit der Erzählung über die Hochzeit zu Kana (Joh 2,1–12) eröffnet nur dieser Evangelist seine Darstellung des Wirkens Jesu. Maria hat darin die Aufgabe der auf die Not hinweisenden und ihren Sohn an seine Sendung erinnernden Frau. Das Handeln Jesu – so der Evangelist in seiner typisch verschlüsselten Sprache – lässt sich aber nicht von ihr beeinflussen. Es steht unter dem Imperativ Gottes. Das Wort an die Diener «Was immer er euch sagt, das tut» (Joh 2,5) könnte ebenfalls als Schlüsselsatz bezeichnet werden.

Nur im JohEv begegnet uns «die Mutter Jesu» unter dem Kreuz (Joh 19,25–27). In dieser vom Verfasser gestalteten, symbolträchtigen Szene werden die Mutter und der geliebte Jünger einander zugeordnet. Von der frühen Deutung dieser Texteinheit an wurde darin eine vermächtnishafte Zuweisung der späteren Kirche an die Mutter und an den Jünger gesehen.

Es fällt auf, dass in den Ostererzählungen der vier Evangelien Maria nicht genannt wird. Nur Lukas nimmt sie in die Gruppe jener Menschen auf, die nach der Himmelfahrt Jesu in Jerusalem auf das Kommen des Geistes warten (vgl. Apg 1,12–14). Damit verliert sich die biblische Spur von Maria.

Auf ihren Sohn bezogen

Der Überblick erschliesst zwei Zugänge zu dieser Frau:

  • Maria ist in erster Linie die Mutter Jesu. In der Bibel steht sie nicht für sich allein, sondern in ihrer Bezogenheit auf ihren Sohn. Als seine Mutter ist sie prägend in seinem Leben und vorbildhaft für die Kirche.
  • Maria ist eine glaubende und eine glaubensstarke Frau. Was ihr geschenkt wird, ist nicht Wissen im Übermass, sondern die Kraft, das göttliche Wirken in ihrem Leben glaubend, also bejahend, anzunehmen und in ihrer demütigen Kleinheit im Vertrauen auf ihren Gott zu leben. Darin ist sie exemplarisch Jüngerin Jesu und «Mutter» aller Glaubenden.

Beide Aspekte begegnen uns in unterschiedlicher Deutlichkeit in den verschiedenen, meist kurzen Erwähnungen dieser Frau in der Bibel. Was die biblischen Verfasser sonst noch an Ausserordentlichem hinzufügen, dient der Profilierung dieser Gesichtspunkte. All das verdient zwar Beachtung, soll aber nicht unsere Aufmerksamkeit für die genannten Grundlinien des biblischen Marienbildes verwischen.

Walter Kirchschläger
Der Autor ist an der Uni Luzern Professor für Neues Testament.

 

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