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Mission ist Leidenschaft
Mission ist Leidenschaft

Bruder Bernard Maillard erzählt, wie er Mission versteht und lebt.

Dort, wo sich Mission abspielt, wird rasch klar: Der Heilige Geist begleitet jede christliche Gemeinde und er geht jedem seelsorglichen Wirken voraus. Dass Christus der erste Missionar ist, zeigt sich an den ihm verliehenen Gaben des Geistes. Es ist der Geist, der uns erschüttert, wenn wir meinen sollten, Mission sei unser Werk.

Mission wird deshalb zu einer verzehrenden Leidenschaft; sie ist keineswegs Antwort auf eine besondere Zuneigung Christi. Sie wirkt im Herzen eines jeden Menschen, wer immer er sei. Mission evangelisiert die Christen, öffnet ihnen die Augen und das Herz.

Mission bleibt Erfahrung

Am Ende eines Arbeitstages darf ich oft feststellen, dass die Menschen, denen ich begegnet bin, mich auf das Evangelium und auf den Sinn des Dienens hingewiesen haben. Es geht nicht darum, «für» jemanden etwas zu tun, sondern «mit» ihm zu sein. Das ist ganz nahe bei der inneren Erfahrung jener, die im Dienst für ein Werk stehen, das sie weit überschreitet, das sie zu sich selber und zum Sinn ihres Lebens führt.

Diese Einstellung des Dienenshinterlässt ihre Spuren in dem, was  wir Tag für Tag leben und erleben. Dazu brauchen wir keine besonderen Offenbarungen! Es braucht die Ausstrahlung einer Person und einer Gemeinschaft. Eine solche Erfahrung wird dazu bewegen, den zu erkennen, der in uns wohnt. Dasbedingt jedoch, dass wir uns unserer menschlichen und spirituellen Grenzen bewusst bleiben.

Wahrnehmung von aussen

Mir kommen Aussprüche und Reaktionen von Kindern und Jugendlichen in den Sinn, mit denen sie unser missionarisches Handeln kommentieren. Sie lassen uns immer wieder bewusst werden, wie oft Worte und Taten weit auseinander liegen. Aber wir können auch feststellen, dass die, die uns wahrnehmen, uns unsere Begrenzungenverzeihen. Vordringlich ist die Nähe zu den Kleinen, den Schwachen und zu denen, die aus sozialen oder religiösen Gründen nichts gelten. So war es ja auch schon in der Zeit Jesu.

Mission verwirklicht sich oft in geschichtlichen Kontexten, die sich von unserem europäischen Kontext stark unterscheiden. Es muss dann darum gehen, das Evangelium unter anderen Bedingungen zu leben. Jeder Missionar, jede Missionarin weiss darum. Das Evangelium ist nicht neutral, es manifestiert sich als Hefe, die das ganze Brot durchsäuert.

Ich bin überzeugt, dass Mission heute nicht anders verstanden werden kann denn als lebendige Bewegung des einzelnen Christen und der christlichen Gemeinschaft als ganzer. Für alle Ebenen gilt: Ohne Mission trocknet alles aus – und das wäre fatal.

Vom Evangelium geprägt

Man sagt gerne im Umfeld von Mission, dass die «Armen» uns evangelisiert haben. Sie haben uns mit ihrer Realität die Seligpreisungen entdecken lassen. Es geht nicht darum, an einer Lehre festzuhalten, es geht darum, aus der übernommenen Lehre sein Leben zu gestaltenund aufmerksam auf das zu hören, was der Heilige Geist uns eingibt, als Wegleitung zu persönlicher und gemeinschaftlicher Bekehrung.

Da lässt uns jeder Besuch bei einer anderen christlichen Gemeinschaft aufhorchen. Es ist wie bei der Heimsuchung Mariens. Es ist wie ein Gesang, der den Worten Mariens und ihrer Base Elisabeth nahe kommt. Die Eine und die Andere sagen sich wesentliche Worte, die aus der Tiefe ihrer Erfahrungen aufsteigen. Sie geben Zeugnis vom Unsichtbaren. Es ist nur das Herz,das gut sieht. Es ist wie bei  Liebenden, die gepackt sind von der Erfahrung, dass der eine für den anderen da ist. Man kann das verstehen, aber es ist nicht die psychologische Analyse, auf die es ankommt. Es kommt darauf an, im Herzen das Wirken Gottes zu erfahren.

Auf den Anderen hören

Auch wenn Mission ein geplantes Unternehmen ist, so ist sie doch kein Projekt, das wir an die Hand nehmen. Jeder Pastoralplan ist dann ein wertvoller Beitrag, wenn er aus gegenseitigem Respekt herauswächst. Manchmal nimmt der Plan Gottes allerdings auch ganz unvorhergesehene Wege.

Eine Erfahrung: Im letzten September besuchte ich Nicaragua. Unglücklicherweise stürzte ich. Ich musste das Programm, das Besuche bei verschiedenen christlichen Gemeinden vorsah, radikal auf den Kopf stellen. Eigentlich hätte ich in diesen Gemeinden etwas von der Wirksamkeit der Frohen Botschaft erfahren wollen.

Am Abend bei der Eucharistiefeier sagte der Bischof von Bluefields, ein amerikanischer Kapuziner, während der Predigt einen Satz, der mich getroffen hat: «Es ist der Plan Gottes, dass unser Gast seine Reise nicht fortsetzen kann».Normalerweise betrachtet man  einen Unfall als Pech, das nicht hätte eintreten müssen; es ist seltener, dass wir einen Unfall als Ereignis betrachten, das im Plan Gottes vorgesehen ist. Und ich darf sagen: Auf Grund meiner vollständigen Abhängigkeit im Gefolge meines Sturzes habe ich den Plan Gottes besser verstanden.

Göttliche Pädagogik

Der Plan Gottes ist nicht eine Sache des Augenblicks. Er verwirklicht sich in der Geschichte jener Menschen, die uns im Glauben vorangegangen sind. Es ist eine Geschichte, die nicht erst vorgesternbegonnen hat; Gottes  Geschichte setzt immer wieder neu an. Die ganze Bibel redet vom Unterwegssein, von der Wiederkehr vergleichbarer Situationen, von Hoch und Niedrig. Im Vordergrund steht immer wieder die Intimität Gottes mit den Seinen. Er lässt sie nicht im Stich. Er stellt sie auf die Probe, aber er gibt sie niemals auf. Das Ganze ist aber kein Machtspiel, das Gott mit uns treibt,  sondern die göttliche Pädagogik, mit der er uns begegnen will.

Wenn ich über Evangelisation nachdenke und über die missionarischen Vorgehensweisen früherer Zeiten, dann muss ich beide im kulturellen, religiösen und politischen Kontext der jeweiligen Zeit bedenken. Die Sache ist nicht einfach. Als die Spanier in der neuen Welt an Land gingen, hatten sie ein klares Konzept der  Eroberung der indianischen Gebiete.

Die Missionare fuhren mit auf den Schiffen der Eroberer. Sie haben nicht begriffen, welche Herausforderung die einheimische Bevölkerung für sie eigentlich war. Und doch gab es einige wenige, die es wagten, sich für die Würde der Einheimischen einzusetzen. Wir können nicht sagen, dass die Evangelisation wie eine Walze über die einheimischen Völker hinweg fuhr und alles, was ihr entgegenstand,zu Boden wälzte; es wäre aber auch falsch zu behaupten, alles hätte dem hohen Anspruch von Mission genügt.

Eine Aufgabe für Abenteurer

Mission ist ein Abenteuer; sie ist mit Risiken beladen. Wir müssen die Ungewissheit eingehen, denn die Geschichte des Heils ereignetsich gerade in diesen Risiken. Sperren wir uns nicht gegen einen Weg, der uns «vermenschlicht», weil wir von dem vergöttlicht werden, derWahrheit und  Leben ist. Wir erfahren diese Vermenschlichung und Vergöttlichung nur in kleinen Stücken.

Lassen wir uns deswegen nicht beirren! Schämen wir uns nicht Rechenschaft abzulegen von derHoffnung, die in uns wohnt! Es wird  uns dann immer mehr aufgehen, dass Mission sich als eindynamischer  Vorgang versteht, als ein Geben und Nehmen, als ein Teilen, bei dem Gott selber sich alsMitte der eigenen Geschichte zu erkennen gibt.

Religionsfreiheit

Es ist eine hochheilige Pflicht, die religiöse Freiheit eines jeden zu respektieren. Gott lässt sich auf Wegen entdecken, von denen wir nichts wissen. Diese Wege können uns aus der Fassung bringen. Jesusist  derjenige, der für die Verantwortlichen in seinem Volk, die sich auf ihre religiösen Gewissheiten berufen wollten, eine offene Frage blieb. Sie konnten nicht verstehen und deshalb auch den nicht annehmen, der in vollkommener Weise ein «Gott unter den Menschen, ein Gott auf unseren Wegen» ist.

In Bezug auf unseren Kontinent ist der neue vatikanische Rat für die Evangelisation, der von Papst Benedikt kürzlich eingesetzt wurde, getragen von diesem neuenVerständnis von Evangelisation. Wir werden uns bewusst,  dass Mission sich nicht nur zu den anderen wendet, die noch nicht Christen sind, sondern dass sie in erster Linie uns selber betrifft. Wo es lebendige Gemeinschaft gibt, wo der Geist weht, da gibt es Mission.

Bernard Maillard

Übersetzung: Thomas Morus Huber