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Ein nicht einfaches Verhältnis

Auf der persönlichen Ebene können die Beziehungen des Apostolischen Vikars und der Missionare zu den Scheichs respektvoll, ja sogar freundschaftlich sein. Aber auf der amtlichen Ebene weht für gewöhnlich ein kühler Diplomatenwind. Länder mit einer alten islamischen Tradition und oft auch moderne Staaten wie jene am Golf bemühen sich, der Scharia (islamisches Gesetz) treu zu bleiben, auch wenn die sozialen und ökonomischen Verhältnisse sie fast zu einer vorangetriebenen säkularen Gesetzgebung zwingen.

Westliche Modelle

Selbst wenn die westlichen Modelle menschlichen Lebens in Familie, Gesellschaft und Ökonomie verführerisch, ja zwingend aussehen, fühlen sich die Muslime verpflichtet, die angestammte islamische Authentizität rein zu halten. Überall spriessen Moscheen aus dem Boden. Fernsehen und Radio unterbrechen unaufhörlich ihre Programme mit den fünfmaligen Aufrufen zum rituellen Gebet (vgl. Kasten).

Die offizielle Lehre garantiert das Aufrechthalten des überkommenen Erbes. Die Medien zeigen ihre Freude an der Existenz und Ausbreitung des Islam in Europa und Amerika. Die zahlreichen Moscheen und Kulturzentren des Islam, die dort entstehen, werden durch die Grosszügigkeit Saudiarabiens und der Golfstaaten ermöglicht. Sie helfen den islamischen Emigranten, ihrer Glaubenstradition treu zu bleiben und sie ihren Kindern weiterzugeben. Ebenso dienen sie der missionarischen Aktivität der «Rechtgläubigen» in einem Klima des – wie sie meinen – offenkundigen Irrglaubens.

Nur eine Religion

Ein alter «Hadit» (mündliche Überlieferung), der dem Kalifen Omar zugeschrieben wird, sagt, dass auf der Arabischen Halbinsel kein Platz ist für zwei Religionen. Einige islamische Zeitschriften verurteilen jede liberalere Einstellung am Golf und verurteilen das Bestehen von Kirchen als Anfang einer Rechristianisierung, obwohl die Kirche ja nur ihre Gläubigen seelsorglich betreuen will.

Der aktuelle Vormarsch des Islam zeigt sich am deutlichsten auf den Gebieten der Politik, Ökonomie und Kultur. Dabei hält der Fortschritt auf religiösem Gebiet nicht Schritt. Denn es fehlen herausragende Theologen oder Mystiker, welche die wesentlichen Inhalte bewahren und dabei die Erneuerung vorantreiben und den modernen Formen anpassen könnten. Der Islam geht einer radikalen Krise entgegen. Das soll für uns Christen aber kein Grund zur Schadenfreude sein, vielmehr ein Grund zur Hoffnung. Es ist zu erwarten, dass dadurch ein ernsthafter Dialog möglich wird, der zu einer gegenseitigen Befruchtung und einem brüderlichen Zusammenleben auf dem Weg zur Moderne wird.

Franziskanisches Zeugnis

In dieser Lage versucht die Kirche im arabischen Vikariat bescheiden Zeugnis abzulegen von ihrem Glauben. Das geschieht am besten in ihren Schulen, wo auch die Muslime sich angenommen und geschätzt fühlen. Oder durch Sozialhilfe (z.B. im Jemen), wo der Staat das Wirken der Ordensfrauen anerkennt und würdigt. Das hauptsächlichste Zeugnis aber ist schon die blosse Existenz des Vikariates. Denn dieses lebt aus dem Geist des heiligen Franziskus, den er in der «nicht bullierten Regel» für seine Brüder festgelegt hat. Er spricht dort von jenen, die zu den «Sarazenen» (mittelalterliche Bezeichnung der Muslime) gehen und unter ihnen leben. Diese Brüder sollen friedlich, ohne Zank und Streit leben und jedem menschlichen Geschöpf untertan sein aus Liebe zu Gott und auf diese Weise Zeugnis ablegen. Und wenn sie es einmal dem Willen Gottes entsprechend erachten, dann können oder sollen sie das Wort Gottes verkünden.

Das Zeugnis des Vikariats

Im Vikariat bezeugen Priester, Ordensschwestern und engagierte Laien seit 1899 auf überzeugende Weise ihr Christsein. Mit frohem Herzen legen sie für die Frohbotschaft Zeugnis ab, obwohl es Leiden und Opfer fordert. Auch geben sie sich Mühe, die anderen, ob als Einzelpersonen oder als Gruppe, zu respektieren und ihnen freundlich zu begegnen. Mehr kann die Ortskirche gar nicht tun. Sie wird weiterhin bereit sein für einen fruchtbaren Dialog und ein friedliches Zusammenleben.

Egidio Picucci
Übersetzung: Friedrich Frey

 

Literaturhinweis:

Egidio Picucci: Cento Anni di Dialogo con l’Islam. Storia del Vicariato Apostolico d’Arabia. Segretariato Missionario Cappuccine Firenze.

 

Ist der Islam eine Gefahr?

Oft kann man hören, dass gegenwärtig der Islam für Europa die grösste Gefahr darstelle. Das mag unter einem bestimmten Blickwinkel sogar ein Stück weit zutreffen. Nach meinem Dafürhalten aber liegt die Gefahr anderswo, nämlich in jener Haltung, die wir auch beim alten Salomo finden: Sein Herz war nicht mehr ungeteilt Jahwe ergeben. Das Problem ist nicht so sehr die – zweifellos oft aggressive – Stärke des Islam, sondern die Schwäche und Gespaltenheit der Christen und der Kirchen. In einer solchen Situation aber lösen wir das Problem nicht damit, dass wir in intoleranter Weise den Gegner anschwärzen, sondern nur damit, dass wir selber den Glauben an den Gott Jesu Christi mit allen Konsequenzen für unser Leben neu entdecken.

Bischof Paul Hinder
aus seiner Predigt in einem Gottesdienst  in der Klosterkirche Wesemlin, Luzern

 

Der Gebetsruf des Muezzins

Allahu akbar. Allahu akbar.
Gott ist am grössten. Gott ist am grössten.

Ashhadu ’an la illaha illa Allah.
Ich bezeuge, es gibt keinen Gott ausser Gott.

Ashhadu ’an Muhammad rasul Allah.
Ich bezeuge, Muhammad ist der Gesandte Allahs.

Haiya ala-s-salat!
Auf zum Gebet!

Haya alal-l-falah!
Auf zum Erfolg!

Allahu akbar. Allahu akbar.
Gott ist am grössten. Gott ist am grössten.

La illaha illa Allah.
Es gibt keinen Gott ausser Gott.

 

ite03/2006

Arabien

ite 2006/3

Vereinigte Arabische Emirate/VAE
120 Nationen – eine Kirche
Muslime und Christen