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Was die Bischöfe dem Papst sagten

Die Basisgemeinden organisieren sich selber und verwirklichen Kirche, die ohne Furcht ihren Glauben an den Auferstandenen bekennt. Auf diese Weise hoffen wir, ein Gefühl der Verantwortung füreinander schaffen zu können. Das ist gerade heute wichtig, wo der Bürgerkrieg und die verwirrlichen Stimmen der Massenmedien die Menschen verunsichern.

Rollen in der Basisgemeinden

Der Übergang von den Basisgemeinden zur Pfarrei und zur Diözese ist nicht leicht zu schaffen. Dazu braucht es vermittelnde Rollen, die in ihren Kompetenzen genau umschrieben sein müssen. Auch muss die Rolle des Priesters in den Basisgemeinden klar festgelegt werden. Auf allen kirchlichen Ebenen müssen die Rollen neu definiert werden, damit die Verkündigung des Evangeliums das Werk aller Getauften wird. Die christlichen Gemeinden in unserem Land haben nicht auf gescheite theologische oder liturgische Abhandlungen gewartet und doch kirchliche Dienste entdeckt oder wiederentdeckt, die eigentlich gar nicht neu sind, bisher aber allein dem Priester vorbehalten waren. Diese kirchlichen Dienste sind die folgenden:

Dienst an der Versöhnung

Wenn in einer Gemeinde Probleme auftauchen wie etwa offene Skandale und öffentliche Verfehlungen, gibt es weise Laien – „Ratgeberinnen“ und „Ratgeber“ – die sich mit der Angelegenheit befassen. Oft haben sie die Aufgabe, zwischen dem Beleidigten und dem Beleidiger zu vermitteln. Die Vergebung und Versöhnung findet vor diesen Beratern statt. Sie gelten als qualifizierte Zeugen der kirchlichen Gemeinschaft. Bis es aber so weit ist, braucht es oft mehrere Monate Gespräche und Vermittlung, wozu die Priester kaum die notwendige Zeit und Geduld aufbringen könnten. Solchen Laien, die in dieser Aufgabe tätig sind, ist es oft gelungen, das Auseinanderbrechen kirchlicher Gemeinden zu verhindern.

Glaubensunterweisung

Die Glaubensunterweisung, die Katechese, steht am Anfang der Einführung in den Glauben. Der Taufbewerber lernt die neue Sprache seines Glaubens kennen. Er wächst langsam in die neuen Formen des Lebens der kirchlichen Gemeinschaft hinein: Gebet, Verzeihen, Beobachtung des Sonntags und der Feiertage usw. Der Katechet, der den Taufbewerber in dieser Phase begleitet, ist allerdings und unglücklicherweise nie dabei, wenn der Taufbewerber die jeweiligen liturgischen Schritte der Einführung in den Glauben tut. Auf der anderen Seite erscheint der Priester erst ganz am Schluss, spendet die Taufe und ist dann aus dem Gesichtsfeld der Täuflinge praktisch verschwunden, es sei denn, dass diese zufällig und ausnahmsweise an einem Ort wohnen, wo die sonntägliche Eucharistiefeier gewährleistet ist.

Ohne Eucharistie

Die grosse Ausdehnung der Pfarreien im Tschad, die rasche Zunahme der kirchlichen Gemeinschaften und die sehr geringe Zahl von Priestern führen dazu, dass die meisten Christengemeinden praktisch ohne Eucharistie auskommen müssen. Es gibt Gemeinden , die zu Weihnachten und Ostern eigentliche „Eucharistie“-Wallfahrten organisieren, die bis zu 50 Kilometer Fussweg bedeuten. Damit sind wir vor die Frage gestellt, wie wir diesen entlegenen Gemeinden und Gläubigen die regelmässige Teilnahme an der Eucharistie garantieren können. Die faktische Verantwortung für das kirchliche Leben in diesen Gemeinden ruht auf den Schultern von wirklichen „Aposteln“, von Laien, die allerdings in entscheidenden Augenblicken gerade das nicht tun können, was eigentlich getan werden müsste. Sie sind eben nicht Priester.

Familien

Viele Christen in Tschad bestreiten ganz entschieden, dass Priester oder Ordensleute zu Fragen der Sexualität, vor allem in der Vorbereitung auf die Ehe, überhaupt etwas zu sagen hätten. Der Rat des Priesters ist eher gefragt, wenn es um die Begleitung bereits verheirateter Paare geht. So kennen wir in verschiedenen Gemeinden den Dienst des Beraters von jungen Paaren, die sich auf die Hochzeit vorbereiten.

Die jungen Paare werden vor und nach der Eheschliessung begleitet und im Konfliktfall werden sie mit Rat und Tat unterstützt. Es geht dabei um einen wirklich kirchlichen Dienst: Die jungen Menschen lernen den Respekt vor dem Leben; sie erhalten auch eine geeignete Information über Aids und Geschlechtskrankheiten. Einige Gemeinschaften organisieren auch kirchliche Zeremonien, mit denen die Neugeborenen in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Sie versuchen auf diese Weise, die traditionellen Riten zu unterlaufen. Das geschieht mit einfachen Gebeten und mit Geschenken an die Mutter.

Kranke

Gruppen von Laien lösen sich gegenseitig ab im Besuch von Kranken. Der Priester wird dann gerufen, wenn der Kranke vor dem Sterben steht. Das führt allerdings dazu, dass das Erscheinen des Priesters eher Angst einflösst. Denn unter diesen Umständen wird die Krankensalbung doch als so etwas wie der letzte Gnadenstoss erlebt. Da nützt auch alle gegenteilige Belehrung nichts. Es wäre besser, wenn die Laien, die sich um die Kranken bemühen, die Möglichkeit hätten, im Einzelfall die Krankenölung zu spenden.

Beerdigungen

Für die Beerdigungen haben die Laien bereits voll in ihre Verantwortung übernommen. Das ist für die Priester eine grosse Entlastung. Beerdigungen sind ganz besondere Gelegenheiten, bei denen die Kirche das geschwisterliche Mitgehen mit den Angehörigen, ihre Solidarität und ihren Glauben an das ewige Leben bezeugen kann. Die Eucharistie wird allenfalls erst vier bis fünf Tage später gefeiert. Sie macht den Gläubigen deutlich, dass sie das einzig vollgültige Opfer ist und dass es keine anderen Opfer braucht.

Verwitwete

Witwer oder Witwe zu werden bedeutet für die Betroffenen, dass sie komplizierten traditionellen Riten unterworfen werden. Sie sind vom gewöhnlichen Leben ausgeschlossen, bis alle diese Riten abgeschlossen sind. Das kann bis zu einem Jahr dauern. Nur solche, die selber eine Witwen- oder Witwerschaft hinter sich haben, werden als fähig betrachtet, diese Riten durchzuführen. Nun kümmern sich die Christen um die, die ihren Ehepartner verloren haben, und versuchen, sie den Druckversuchen der Nichtchristen zu entziehen, bis die Eucharistie den Abschluss der Trauerphase bildet.

Grosszügig und gratis

Neben diesen besonderen Diensten gibt es natürlich viele andere, die das Leben der Gemeinschaft fördern. Wir haben Leiter und Leiterin des Gesangs, Verantwortliche für Gastfreundschaft, für Ordnung und Unterhalt der Gebäude. Spontan, grosszügig und selbstverständlich ohne Entschädigung setzen sich viele Laien ein: Zeichen einer lebendigen Kirche!

Bericht der Bischofskonferenz des Tschad zuhanden des Papstes
Übersetzung: Thomas Morus Huber

 

Fast wie bei uns

WLu Viele Gläubige haben hierzulande das Gefühl, unsere Kirche sei in vielem ein Sonderfall. Unsere Bischöfe mahnen denn auch immer wieder, die „Weltkirche“ nicht zu vergessen, vor allem in der notwendigen Neuregelung der Ämterfrage. Die Worte, welche die Bischöfe des Tschad bei ihrem Besuch in Rom an den Papst (!) gerichtet haben, und viele andere Berichte machen deutlich: Nicht nur wir in der Schweiz warten sehnlichst auf neue Lösungen.

 

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Tschad

ite 2000/4

Arm und umkämpft
Das Palaver
Neue kirchliche Ämter