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Die Sicht eines afrikanischen Künstlers

Was ist zur zeitgenössischen Kunst Afrikas zu sagen? Und was ist mein persönlicher Beitrag zu ihrer Entfaltung?

Unsere tiefsten Wurzeln

Ein Jahrzehnt nach der Erlangung der Unabhängigkeit hatte das afrikanische Kunstschaffen, wie ich es sehe, noch ein unübersehbar koloniales, das heisst europäisch verfremdetes Kolorit. Aber die vielfältige und zunehmende Förderung afrikanischer Authentizität, die in den siebziger Jahren einsetzte, löste zugleich eine permanente Suche nach unserer kulturellen Identität aus.  Sie drängte uns, für dieses unser neues Selbstwertgefühl neue Ausdrucksformen im Bereich der Bildhauerei wie auch der Malerei zu schaffen. Immer stärker sind wir uns unserer tiefsten Wurzeln bewusst geworden. Unsere Kunst sucht zunehmend ihre Inspiration im schier unerschöpflichen Reichtum unserer jahrtausendealten Kulturen und ihrer Werte.

Praehistorisch

Was mich betrifft, so ist meine Malweise aus der vertieften Beschäftigung mit der Kunst der prähistorischen Felszeichnungen im Gebiet der Sahara entstanden. Ich verdanke sie also dem künstlerischen Erbe meiner Vorfahren, so sehe ich mich in der Entwicklung dieses Malstils in der lebendigen Linie einer uralten kulturellen Tradition.

Aber da gibt es auch noch andere ferne Wurzeln. So haben mich zum Beispiel die altägyptischen Fresken stark inspiriert. Inspiration aber schöpfen wir auch aus dem künstlerischen Fundus des südlichen Afrikas wie überhaupt aus der gesamten Kulturwelt unserer Mutter Afrika, ihren Erzählungen und Legenden, ihren Mythologien, ihren Masken und Tänzen, ihrer Musik, ihrem Theater, ihren Riten und ihren unzähligen Zeichen und Symbolen. 

Reichtum der Natur

Zu meinem künstlerischen Universum gehört der ganze Reichtum der Natur, die Sonne, der Mond und die Sterne, die Tier- und die Pflanzenwelt, die kostbaren Steine, die unser Boden birgt, die okergelbe Erde mit dem vielfältigen Farbenspiel der Natur – und nicht zu vergessen: meine Frau, deren Antlitz mich bei der Darstellung der Gestalten, die ich male, immer wieder inspiriert.

Aber die moderne Kunst Afrikas befindet sich auch an einem Kreuzungspunkt vieler Wege und Einflüsse. Durch die in ferner kultureller Vergangenheit wurzelnden Formen hindurch sucht sie im Zusammenklang mit den heutigen Techniken und Kulturen nach ihrem Platz in der Welt von heute. Sie will auf ihre Art ihre Sicht der Probleme, die Hoffnungen und Ängste und dieWertvorstellungen der Menschen unserer Zeit zum Ausdruck bringen.

[bild19062w200l]Kunst des Kratzens

Ich nenne meine Maltechnik „die Kunst des Malens und Kratzens auf Leinwand“, die sich an den alten Felszeichnungen orientiert. Aber ich male dabei das alltägliche Leben unserer heutigen Gesellschaft. In Formen, die auf den ersten Blick vielleicht etwas abstrakt erscheinen, male ich das Leben, so wie es sich Tag für Tag abspielt. Das verwirrende Geflecht von Formen und Linien spiegelt vor allem den verwickelten und schwierigen Charakter des Lebens im heutigen Zaire (Kongo) wider. Lässt man den Blick jedoch länger auf den Bildkompositionen verweilen, dann entdeckt man inmitten des Gewirrs immer wieder menschliche Antlitze und Linien, die die verschiedensten Werte entschlüsseln.

Seele der Bantu

Im Missio-Kalender habe ich Szenen des Evangeliums und des Alten Testamentes, die mich besonders ansprechen, in das Leben des schwarzafrikanischen Menschen übertragen: in seine Geisteswelt, seine Mentalität, seine Denkweise, seine körperlichen und seelischen Ausdrucksformen, in sein alltägliches Leben in der Gegenwart seines Schöpfers. Mein persönliches künstlerisches Schaffen versucht, das Evangelium in der Ausdrucksweise unserer Bantu-Seele zu feiern.

Die christlich inspirierten Werke unserer Maler und Bildhauer tragen viel zur Vertiefung und Verwurzelung des Glaubens bei. Mit den neuen Formen, Farben und Linien ihrer Werke werden sie zu einem starken Impuls, der das religiöse Bewusstsein sensibilisiert und zu neuen Lobpreis des lebendigen Gottes anregt.

Kamba Luesa

 

Afrikanische christliche Kunst

ite 2004/5

«Steinzeitlich» modernes Leben malen
Der Sämann
Das Weltgericht