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Ohne Sonne kein Leben

Mit dem täglichen Lauf der Sonne, mit ihrem Auf- und Untergang beschäftigen die Menschen sich seit jeher. Licht bedeutet Leben: Fällt es auf eine Pflanze, liefert es die Energie, um Wasser in Sauerstoff und um Kohlendioxid in Kohlenhydrate umzuwandeln. Auf genauso kurze Formeln lassen sich die weiteren von Franziskus besungenen Elemente führen. Luft ist Leben: Sauerstoff ist für Mensch und Tier, Kohlendioxid für die Pflanzen lebensnotwendig. Auch Wasser ist eine Quelle irdischen Lebens. Jedes Lebewesen braucht zum Leben Wasser.

Als Mensch in der Mitwelt

Fasst man die Botschaft des Franz von Assisi zusammen, gerät man ob deren Kürze ins Staunen: Der Mensch ist Teil der Schöpfung und die Lebenselemente sind unsere Schwestern und Brüder. Franziskus enthebt den Menschen also von seiner «übernatürlichen» Sonderstellung und reiht ihn als staunendes Familienmitglied in die grosse natürliche Mitwelt ein. Gute Dichtung kommt mit wenigen Worten aus. Sie verdichtet, verknappt, konzentriert alles auf das Wesentliche. Vielleicht ist der Sonnengesang auch deshalb zu einem Stück Weltliteratur geworden. Im Sonnengesang lobt Franziskus in einfachen Worten die Herrlichkeit der Schöpfung, besingt ihren Glanz, die Würde und die Stärke der Elemente. Und doch eröffnen uns diese einfachen Worte eine Tiefe, in die man nicht im Vorbeigehen eindringt. Aber wie kommen wir dem auf die Spur, was sie uns sagen wollen?

Das einfache Leben

Von seinem Leben wissen wir, dass Franz von Assisi als Sohn eines reichen Tuchhändlers ein privilegiertes Leben genoss und davon träumte, Ritter zu werden. Dieser Plan scheiterte, als er in Gefangenschaft geriet und krank wurde. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Assisi begann für ihn ein neues Leben: Er wandte sich ab vom «Haben» und hin zum «Sein» und zog sich in einsame Höhlen und abgelegene, zerfallene Kapellen zurück. Für sein naturverbundenes Leben wurde er 800 Jahre später von Papst Johannes Paul II. zum Patron des Umweltschutzes ernannt.

Als Bischof Kurt Koch über Franziskus sinnierte, kam er zum Schluss, dass der Mensch in der Nachfolge Jesu sich nicht anders verstehen könne denn als guter Hirte der Schöpfung und sich auch als politisch engagierter Schöpfungsminister zu bewähren habe. Tatsächlich kennt jedes Zeitalter seine «Franzisken» – und manchmal schauen die Biographien recht ähnlich aus.

Zwei Beispiele

1845 begann der frühere Lehrer Henry David Thoreau, sich am einsamen Waldensee unweit der Stadt Concord im amerikanischen Massachusetts ein Blockhaus zu zimmern. Thoreau lebte einige Jahre in dieser Einsiedelei und schrieb dann ein Buch über seine Erfahrungen in der freien Natur. «Walden oder Leben in den Wäldern» ist heute ein Klassiker, enthält nützliche Tipps, Wissenswertes aus Wald und Feld und stellt Betrachtungen über eine Welt ohne Ausbeutung und Aggressionen an.

Vor zehn Jahren schrieb ein Freund in mehreren Deutschschweizer Zeitungen eine Suche aus: Er wollte einen Ort finden, an dem er bei offenem Fenster keine Autos höre, nur die Geräusche der ihn umgebenden Natur, wo er auf dem eigenen Gelände Gemüse und Früchte ziehen und ernten könne. Nun lebt er im Berner Oberland in einem kleinen, einfachen Bauernhaus, das er nach seinen Vorstellungen umgebaut hat. In der wärmeren Jahreshälfte wird das ganze Haus mit Sonnenenergie versorgt, im Winter zusätzlich mit eigenem Holz. Er hat ein Biotop gebaut und freut sich über frische Früchte und Gemüse aus dem Garten sowie über die Kiwis und Rosen, die die Vorderseite des Hauses beleben.

Unzählige Möglichkeiten

Zu solcher Einfachheit zurück- zufinden, scheint uns modernen Menschen immer schwerer zu fallen. Dabei verlangt niemand, dass wir wie der heilige Franziskus oder wie H.D. Thoreau in den Wäldern wohnen und dort das ursprüngliche Leben suchen. In unserem Alltag eröffnen sich unzählige Möglichkeiten, wie wir schonend und versöhnlich mit den Elementen umgehen können. Genau besehen, sind diese Massnahmen recht einfach und machen sogar Spass, da sie unserer körperlichen und geistigen Gesundheit oft zuträglich sind:

  • Licht: Grundsätzlich Licht sparen. Ich lasse nicht mehr brennen, als ich brauche.
  • Wärmeenergie: Auch hier sparsam sein. Wenn ich weiss, dass ich bis mittags oder abends nicht zuhause (oder im Zimmer) bin, drehe ich den Heizkörper zurück.
  • Wasserverbrauch: Frisches Wasser zu haben, ist auch in unseren Breiten nicht mehr selbstverständlich. Wie viel Wasser lasse ich ungenützt durchlaufen? Wie viel brauche ich wirklich? Könnte ich da und dort noch etwas einsparen?
  • Mobilität: Persönlicher Verzicht auf unnötige Autofahrten; Reisen mit dem Zug ist ökologischer! Carsharing-Genossenschaften wie Mobility sind eine günstige und funktionierende Alternative zum eigenen Auto. Flüge dem Klima zuliebe meiden.
  • Nahrung: Saisongerechte einheimische Früchte und Gemüse geniessen. Auf Fleisch so oft wie möglich verzichten. Auf die Herkunft der Nahrungsmittel achten.
  • Achtsam mit der Zeit, unserem Körper und mit unseren Mitmenschen umgehen: Teilzeit-Anstellungen und ressourcenschonenden Freizeitaktivitäten nachgehen: Gartenarbeit, Wandern, Lesen, Schlafen, Musizieren; Touren mit dem Velo oder zu Fuss unternehmen.
  • Sonne, Wasser, Landschaft, frische Luft geniessen – und die Spatzen pfeifen lassen.

Kurt Aufdereggen

Kurt Aufdereggen aus Naters/VS ist bei der oeku zu 70% als Umweltbeauftragter tätig. Der lic. phil. Sozialpsychologe ist auch in der Entwicklungszusammenarbeit engagiert, wird im Juni Vater und spielt in seiner Freizeit gerne Tuba.

 

Sonnenfest mit der oeku

Die oeku – Kirche und Umwelt hat sich in den Jahren 2000–2003 mit den vier Elementen auseinander gesetzt: Sonne – Erde – Luft – Wasser. Der Schöpfungs-Zeit-Zyklus begann mit «Schwester Sonne – frère soleil», einem Motto, das vom Sonnengesang des Franz von Assisi inspiriert war. Zu jedem der vier Elemente wurden Materialien erarbeitet: eine Arbeitsdokumentation mit Anregungen für Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen, liturgischen Texten und Gedichten, Liedervorschlägen und praktischen Tipps; ein Magazin mit ergänzenden Grundlagenbeiträgen.

Weitere Informationen und Bestellungen des «Elemente-Zyklus» bei http://www.oeku.ch: oeku, PF 7449, 3001 Bern, info@oeku.ch, 031 398 23 45.

ite2005/03

Sonnengesang des heiligen Franziskus

ite 2005/3

Licht aus dem Dunkeln
Umgeben von der Schöpfung
Sonnengesang