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Katholischen Schwesternkongregationen leisteten unersetzliche Pionierarbeit.
Katholischen Schwesternkongregationen leisteten unersetzliche Pionierarbeit.

Für das Schul- und das Sozialwesen insbesondere der ärmeren katholischen Kantone der Schweiz haben die katholischen Schwesternkongregationen einen unersetzlichen Beitrag geleistet.

 Männer und Frauen im Umkreis Jesu haben in drei Jahren viel gesehen, gehört und gelernt. Jesu Methode war es nicht, sich im Tempel mit Schriftgelehrten zu messen. Sein Platz war bei und unter den Menschen, auf Strassen, Plätzen und in Häusern. Dort setzte er Zeichen, die über den Augenblick hinausführten. Dort erzählte er Geschichten aus dem Alltag, Gleichnisse, die leicht auf das persönliche Leben übertragbar waren. Dort lehrte er sie auch beten und sich zurückziehen. Mit ihm erlebten sie einen Rhythmus von Arbeit und Gebet, von Alltag und Fest, von viel Gewöhnlichkeit und «Taborstunden».

Immer ging es Jesus um die Menschen, die «mühselig und beladen» waren. Sie hörten ihm gerne zu, weil sie spürten, dass «von ihm eine Kraft ausging». Wir staunen, wie er Menschen aller Schichten und Alter nahe an sich heranliess, sie ernst nahm und aufrichtete: «Er hatte Mitleid hatte mit ihnen.»

Es kam die Stunde, da Jesus seine Jünger aussandte, damit sie tun, was er getan hat. In seinen Spuren sollen sie gehen. Immer wieder gehen und tun, was sie in seiner Schule gelernt haben. Was auch immer sie unternahmen, ihnen gingen seine Worte nach: «Ich habe euch ein Beispiel gegeben, ‹Geht› und ‹Tut›.» Gehen und bei den Menschen sein, das war innerer und äusserer Auftrag, der sich durch die Geschichte und durch die Zeiten ziehen sollte.

Verschiedene Modelle der Nachfolge
Vom Beispiel Jesu her sind verschiedene Modelle der Nachfolge möglich. Jede Zeit hat deshalb ihre eigenen Formen hervorgebracht. Vor allem politische und gesellschaftliche Entwicklungen forderten Männer und Frauen heraus, neue Antworten auf die Bedürfnisse ihrer Zeit und auf dem Hintergrund des Evangeliums zu geben. So bildeten sich auch verschiedene Ordensgemeinschaften heraus, die in der Kirche neue und andere Akzente setzten.

Den Frauen war es jahrhundertelang vorenthalten, wie Jesus und seine Jünger zu den Menschen zu gehen. Für sie war die kontemplative Lebensform die einzige von der Kirche genehmigte. Die sogenannten alten Orden waren angelegt auf das «Bleiben». Erst die vielen Klostergründungen im 19. Jahrhundert verpflichteten sich dem «Gehen», dem Wohnen und Wirken unter den Menschen. Jene Epoche weist eine nie gewesene Vielfalt von Neugründungen auf. Diese wurden nicht von oben befohlen, sondern wuchsen von unten, von der Not her. Meist von Männern angeregt und in die Wege geleitet, trugen unzählige Frauen die Werke mit äusserster Hingabe durch.

Gründungen des 19. Jahrhunderts
Einer diese Impulsgeber war der Kapuziner Theodosius Florentini. In einem Brief an den Bischof von Basel im Jahre 1856 schreibt er: «Ich hatte vor dem Jahr 1839 den Plan entworfen, der antichristlichen Schulbildung durch eine christkatholische Erziehung, der rationalistischen Behandlung der Armen, Verwahrlosten, Verbrecher etc. durch eine auf den Prinzipien christkatholischen Glaubens und christlicher Liebe beruhende Verpflegung und Leitung mittels einer religiösen Kongregation, die dem Landesbedürfnisse entsprechend eingerichtet wäre, zu begegnen. Ich wollte diese Kongregation so einrichten, dass sie überall hinpasse, überall Aufnahme finden könne und in alle Verhältnisse eindringen möchte.“ Oder an anderer Stelle: „Sie werden dort eine Lebensweise leben, durch die sie die Gegenwart Christi unter den Menschen bezeugen. Sie werden zeigen, wie lebendig christliche Nächstenliebe sein kann. Sie werden die Not mit den Armen teilen und allen alles werden.“

Kurz hintereinander entstanden auf seine Initiative hin die Kongregationen der Menzinger (1844) und der Ingenbohler Schwestern (1856). Aus ähnlichen Motiven heraus bildeten sich die Gemeinschaften der Baldegger (1830), der Chamer (1857) und der Ilanzer Schwestern (1865).

Den religiös interessierten Frauen bot sich die Möglichkeit, soziales oder pädagogisches Wirken in der Gesellschaft mit religiösem Leben zu verbinden, eine Ausbildung zu absolvieren, einen Beruf auszuüben oder auch eine anspruchsvolle Führungsaufgabe zu übernehmen, und das in einer Zeit, als diese Möglichkeiten für Frauen «in der Welt» undenkbar waren; denn den Frauen war eine Berufstätigkeit mit einer höheren Ausbildung noch weitgehend verwehrt. Wenn Frauen arbeiten gingen, dann aus Not und in untergeordneten unqualifizierten Tätigkeiten, z. B. als Fabrikarbeiterinnen oder Dienstmädchen. Vor diesem Hintergrund hatte die relativ qualifizierte Berufstätigkeit der Schwestern auch eine emanzipatorische Wirkung.

Schon bald nach der Gründung umfassten diese nichtklausurierten, überregional organisierten Kongregationen Hunderte von Frauen, die sich fast rund um die Uhr verfügbar und praktisch unentgeltlich in den Schulen, in der Krankenpflege und Fürsorge und in der Glaubensverkündigung (Bibelunterricht) engagierten.

Für die Aufgaben in der Schule, in der Krankenpflege, in den Kinderheimen, in der Betagten- und Behindertenbetreuung entwickelten die Kongregationen neue Berufsbilder für Frauen. Dafür mussten eigene Ausbildungsstätten geschaffen werden (s. auch ITE Nr. 4, Oktober 2020). Grundsätze der klösterlichen Gemeinschaften flossen in die Ausbildung hinein. Über Jahrzehnte hinweg wurden die Berufe als Lehrerin, Krankenschwester, Kindergärtnerin, «Armenmutter» und Betreuerin von Behinderten geprägt vom Geist der Klöster. (Im Folgenden beziehe ich mich hauptsächlich auf die Barmherzigen Schwestern von Ingenbohl)

Bildungsarbeit mit bescheidenen Löhnen
Zu einer Zeit, da der Staat soziale Aufgaben erst rudimentär wahrnahm, leisteten die Schwestern mit grosser Selbstverständlichkeit unschätzbare soziale Pionierarbeit. Vor allem die katholischen Kantone erhielten mit den zahlreichen Filialen und ordenseigenen Häusern (Schulen, Spitäler, Heime,) fast flächendeckend Schwestern. Diese Kantone litten nach dem verlorenen Sonderbundskrieg an äusserster Armut. Die Einführung der neu verordneten Schulpflicht wäre ihnen ohne die Schwestern nicht möglich gewesen.

Mit der folgenden Aufzählung soll nicht ein Leistungskatalog der Schwestern erbracht, sondern die Wirkkraft der Neugründungen gezeigt werden. «1880 leiteten in der Schweiz Lehrschwestern von Menzingen und Ingenbohl etwa 240 Schulen: in den Kantonen Luzern dreizehn, Uri zwölf, Schwyz 55, Obwalden 21, Nidwalden dreizehn, Zug 21, Freiburg 44, Appenzell Innerrhoden vier, St. Gallen vier, Graubünden 20 und Wallis 33. Sie waren nicht nur gut ausgebildete, sondern auch äusserst billige Lehrerinnen. Über Jahrzehnte begnügten sie sich mit rund einem Drittel des Lehrerlohns.» (Geschichte des Kantons Schwyz). Die gleiche Quelle verrät, dass Riemenstalden die einzige Schwyzer-Gemeinde gewesen sei, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts keine Schwestern hatte, und dass das Kloster Ingenbohl bis 1964 die Lehrerinnenausbildung (auch für weltliche Lehrerinnen) ohne staatlichen Zuschüsse bestritten habe.

Ein anderes Beispiel aus dem Bereich Bildung zeigt, wie kreativ Schwestern mit ihrer Situation umgingen. Pater Theodosius hatte 1861 für das Waisenhaus Guglera FR Schwestern versprochen und gefordert, dass alle Waisenkinder die Schule besuchen müssen (was damals nicht selbstverständlich war). Um die Waisenkinder nicht isoliert unterrichten zu müssen, baten die Schwestern daheim, man möge doch Nichten und Neffen für die Sekundarschule in die Guglera schicken. So kam es nach und nach zur Durchmischung sozialer Stände und zur finanziellen Sicherung des Internatsbetriebs. Zudem wurde von Anfang an die Zweisprachigkeit geübt und gefördert, was später vielen in der Berufswahl zum Vorteil wurde.

Schwestern, die für wenig Lohn arbeiten, würde man gern haben. Möchte man meinen. Doch da waren auch Hindernisse, die sich in den Weg stellten. Liberale Kreise vermuteten hinter den Klosterfrauen, die unter den Leuten in kleinen Gemeinschaften wohnten, den verlängerten Arm der Jesuiten, die seit 1848 in der Schweiz verboten waren. So wurde ihnen im Kanton St. Gallen die Tätigkeit an öffentlichen Schulen verboten und auf Kindergärten, Spitäler und «Bürgerheime» beschränkt. Bürger der Luzerner Gemeinden Ruswil und Buttisholz gelangten sogar an den Bundesrat wegen der Anstellung von Schwestern an ihren öffentlichen Schulen. Nach eingehender Visitation der Tätigkeit der Schwestern in Schulen und Heimen und Überprüfung der Ordenssatzungen durch den liberalen Ständerat und reformierten Pfarrer Martin Birmann sprach sich dieser zugunsten der angefeindeten Schwestern aus. In der Folge lehnte der Bundesrat den Rekurs der Gemeinden ab. So wurde die Tätigkeit der Schwestern anerkannt.

Krankenpflege
Ein Schwerpunkt im sozialen Engagement der Ingenbohler Schwestern war von Anfang an die Krankenpflege. Mutter Maria Theresia legte Wert auf eine patientenbezogene, sorgfältige Pflege, die den ganzen Menschen mit Körper, Geist und Seele im Auge hat, soweit das eben möglich war. Auf dieser Basis versahen die Schwestern ihren Dienst in ordenseigenen und öffentlichen Spitälern und in der Gemeindekrankenpflege (heute Spitex). Da es an anderem Pflegepersonal fehlte, waren in etlichen Spitälern gleichzeitig 60-80 Schwestern in den verschiedenen Spezialgebieten tätig. Nur mit einem solchen Kollektiv war ein ordentlicher Spitalbetrieb möglich. Bei den ordenseigenen Häusern kam noch dazu, dass sie ohne Beiträge der öffentlichen Hand erstellt und unterhalten wurden. Notgedrungen bedingte das viele Einschränkungen im Leben der Schwestern. Gottseidank zeigten sich auch Wohltäter, die gerne eine gute Sache unterstützten!

Ein Schwerpunkt im sozialen Engagement der Ingenbohler Schwestern war von Anfang an die
Krankenpflege. Das Bild zeigt ihr Einsatz im Krankenheim Gnadenthal.

Die caritative Tätigkeit erstreckte sich unterschiedslos auf alle Menschen. Die «Bündner Wochenzeitung» vom 25. Februar 1865 berichtet, dass das Kreuzspital «jedem Kranken, ohne Rücksicht auf Heimat, Vermögen und Religion in liberalster Weise» offenstehe. Dieses Offensein prägt die Kongregationen – nicht nur Ingenbohl – bis heute. Unser Leitbild hält fest: «Im Mittelpunkt unserer Sendung steht der Mensch, ohne Unterschied des Alters, der Nationalität, des Geschlechts, des Glaubensbekenntnisses, der gesellschaftlichen Stellung: Wir setzen uns für die Würde allen Lebens ein. Wir hören auf die Nöte der Menschen und unterstützen Initiativen zur Lösung von Problemen der Gegenwart. Wir teilen materielle Mittel und spirituelle Werte.» (Ingenbohl, Leitbild 5)

Über den sozial-caritativen Einsatz der Schwestern ist von Mutter M. Theresia Scherer (Ingenbohl) ein selbstredendes Zeugnis erhalten, nämlich in einem Brief an den Gemeinderat in Bühl in Baden vom 14. Februar 1873. Der Kontext war folgender: Unter dem Einfluss des Kulturkampfs wurde die Arbeit der Ordensgemeinschaften sorgsam überprüft mit der Absicht, sie zu beschränken oder aufzuheben. Mutter M. Theresia wurde also zur Rechenschaft gezogen über die Tätigkeit ihrer Schwestern:

«Wir besuchen die Schlachtfelder, um die verwundeten Soldaten zu pflegen; wir schliessen Kranke und selbst mit der Pest behaftete in unsere Arme, um unser Leben für sie zum Opfer zu bringen; wir lassen uns in die Staatsgefängnisse einschliessen, um die Unglücklichen zu trösten; wir nehmen Waisenkinder an, um sie vor der Verwahrlosung zu schützen; wir betrachten die Armen und Pesthaften als unsere Lieblinge, stillen ihren Hunger und lindern ihre Schmerzen, – kurz, wir eilen auf den ersten Ruf überall hin, wo immer eine menschliche Not vorhanden ist. …»

Ebenfalls von Mutter M. Theresia ist ein Gebet überliefert aus der ersten Zeit in Chur, in dem sie ihre Schwestern Gott empfahl: «Mach, dass sie in den Armen und Kranken deine Brüder sehen, sie alle wahrhaft und von Herzen lieben, ihnen in allem unverdrossen und mit aufrichtiger Freude beistehen, ihre Fehler und Klagen geduldig ertragen, das Böse stets mit Gutem vergelten.» Der Einsatz für die Kranken und Armen basiert also nicht einfach auf Humanismus, sondern auf dem Geist des Evangeliums.

Ein besonderes Einsatzfeld waren die Lazarette der 1860 und 1870er Jahre im nahen Ausland, die traurigen Begleiter der damaligen Kriege. Im Dienste des Roten Kreuzes nahmen sich zahlreiche Krankenschwestern der zum Teil grausam verwundeten Soldaten an. Berichtet wird, dass Mutter M. Theresia solche Lazarette persönlich besucht, Anordnungen für die Organisation gegeben und auf dem Ingenbohler-Hügel eine Quarantäne und ein Lazarett für Heimkehrinnen eingerichtet habe.

Jahre nach ihrem Tod sollte die Tätigkeit in Lazaretten und Militärspitalern ihre Fortsetzung finden im Ersten Weltkrieg und bei der Spanischen Grippe 1918-1920. Hunderte von Schwestern nahmen sich – oft unter primitiven Umständen – der Kranken und Verwundeten an.

Zudem wurden viele Städte der Schweiz und des Auslandes immer wieder von Epidemien (Pocken, Typhus, Cholera) heimgesucht. Der Ruf nach Schwestern stieg dadurch sprunghaft an. Dank der zahlreichen Eintritte konnte meistens – zwar nicht immer optimal – auf solche Notsituationen reagiert werden.

Sozialarbeit
 Neben den Kranken nahmen sich die Ingenbohler Schwestern auch der vielen Armen an. Die Gemeinden richteten zwar Armenhäuser ein. Je nach finanzieller Lage waren diese oft auch Versorgungshaus, Zwangs- und Besserungsanstalt. Darin lebten zudem Waisenkinder, Behinderte, Alte und Arbeitslose unter einem Dach. Als junge Schwester hat Mutter M. Theresia in Näfels persönlich erfahren, was es heisst, ganz allein 50 Insassen zu betreuen: Arme, Alte, geistig und körperlich Behinderte, dazu 60 arbeitslose, verwahrloste Mädchen, die in der «Industrieschule» an ein geordnetes Leben hätten gewöhnt werden sollen.

Von 1850 bis 1888 entstanden im Gebiet der katholischen Schweiz die Mehrzahl der später noch bestehenden Armenhäuser. 2-4 Schwestern lebten meistens mit diesen abgeschobenen Menschen unter einem Dach, 24 Stunden für alles zuständig, was auch immer sich ereignen mochte. Das war einiges; denn unter anderem erwähnten Gemeinden in der Bittstellung, es seien 70 bis 80 Personen, darunter auch schwierige Charaktere zu betreuen, oder die Schwestern sollten sich auch auf die «Behandlung der Milch und die Schmalzzubereitung» verstehen und nötigenfalls die Oberaufsicht im Stall führen, oder sie sollten gärtnern können und spulen, das als Heimarbeit betrieben werde.

Zu jeder Zeit gab es auch Gemeinden oder Vereine, die für ihre Kinder-. Waisen- oder Behindertenheime Schwestern benötigten. Mutter M. Theresia scheint eine besondere «Schwäche» für Gehörlose gehabt zu haben: Schon ab 1872 liess sie Schwestern in Heidelberg zu Gehörlosenlehrerinnen ausbilden, die zusammen mit vielen Nachfolgerinnen in Hohenrain 126 Jahre lang die sogenannten Gehörlosenanstalt prägten. Schwestern übernahmen die Schulung Gehörloser auch in den Kantonen Freiburg, Wallis und Tessin, ebenso eine Sprachheilschule in Ingenbohl. Auch Heime zur Betreuung und Förderung behinderter Kinder sahen jahrzehntelang hauptsächlich Schwestern als Verantwortliche, ebenso die überfüllten Kinderheime. Kosten durften solche Kinder den Gemeinden möglichst nichts.

Sr. Christiane Jungo


Schwestern halfen, den Schweizer Sozialstaat aufzubauen

 Mit ihren verschiedensten Aufgaben haben die Schwestern geholfen, den Sozialstaat Schweiz aufzubauen. Das besonders in den katholischen Kantonen. Da die Entlöhnung für die Arbeit verhältnismässig gering ausfiel, konnten die Personalkosten in allen sozialen Institutionen niedrig gehalten werden. So war es später möglich, finanzielle Mittel eher für die Infrastruktur aufzuwenden.

Auch wenn die Kongregationen eigene Schulen, Heime und Spitäler aufgestellt und betrieben haben, so sind nicht sie das Wichtigste für die Nachwelt. Dass die Schwestern dem Auftrag Jesu gefolgt, zu den Menschen gegangen, mit ihnen gelebt und ihnen Gutes getan haben, das ist wohl das Bleibende, auch wenn niemand mehr darüber spricht.

Nur durch eine gemeinsame Sendung, durch gemeinsame Anstrengungen und durch die grosse Anzahl von Schwestern konnte der vielfältigen Not begegnet werden.

Die Verfügbarkeit und Verbindlichkeit der Schwestern half dem Kloster, Gemeinden und Behörden gegenüber jahrelang eine gewisse Garantie für den Fortbestand ihrer Institution zu geben.

Durch ihr Vorbild und ihre Unterweisung in den Schulen wurde das religiöse Leben einer Pfarrei von den Schwestern mitgetragen und -geprägt.

Nach der Schulentlassung fanden viele Mädchen in von Schwestern geführten Spitälern und Heimen einen sinnvollen Einstieg ins Berufsleben. Eine Folge war, dass gerade aus solchen Einrichtungen zahlreiche junge Frauen den Weg ins Kloster fanden.

Durch das Kollektiv der Schwestern in Spitälern und Internatsschulen bildete sich in diesen Häusern eine eigene Kultur heraus, sozusagen ein Spirit.

Pflegefachkreise werfen den Klöstern vor, sie seien schuld an ihrem heutigen tiefen Lohnniveau. Sie hätten ein festes Bild geprägt vom Dienen, von einer Krankenschwester. Mit einer neuen Berufsbezeichnung, mit neuen Lehrgängen, mit höheren Löhnen und Karrieremöglichkeiten möchte man mit der religiösen Vergangenheit der Pflegeberufe aufräumen.

Der überdurchschnittliche Einsatz der Schwestern in Heimen bei geringer Entlöhnung entlastete viele Gemeinden. Aus heutiger Sicht ergeben sich jedoch Fragen und Vorwürfe in Bezug auf die rigide Führung und mangelnde Zuwendung für die Kinder.

Die zu leistende Arbeit war für alle Schwestern sehr gross. Zu den beruflichen Pflichten kamen auch ihre religiösen Pflichten. Eigentlich mussten immer Leistungen erbracht werden. Es war in den letzten Jahren des Rückzugs und des zunehmenden Alters für sie nicht leicht zu lernen, sich vom Sein her zu definieren. Der jahrelange Einsatz war so prägend gewesen, sich vorrangig von der «Leistung» her zu verstehen.

Durch die grosse Zahl der Schwestern war es möglich, dass sich innerhalb der Gemeinschaft viele Charismen und Fähigkeiten – auch der Führung und Leitung –  ausbilden konnten, wie es ausserhalb des Klosters nicht möglich gewesen wäre. Viele Schwestern wuchsen an den Forderungen und Anforderungen in Beruf und Kloster über sich hinaus

Die Schwestern haben nicht nur gewartet, dass ihnen Aufgaben übertragen wurden, sondern waren selbst auch innovativ und prägten sowohl die Schullandschaft als auch das soziale Gesicht der Schweiz.

Es machte (macht) für die einzelne Schwester Sinn und Freude, Teil einer grossen Gemeinschaft und nahe bei den Menschen zu sein.