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Nach der UNO ist ein Migrant eine Person, die seit mehr als einem Jahr ausserhalb ihres Herkunftslandes lebt. Gemäss dieser Umschreibung kommt die UNO im Jahre 2005 auf eine Schätzung von welt- weit 200 Millionen Migrant(inn)en, wovon beinahe 5 Prozent Flüchtlinge sind. Die so verstandene Migration macht einen Anteil von etwa 3 Prozent der gesamten Weltbevölkerung aus.
Es gilt natürlich zu unterscheiden zwischen freiwilligen und unfreiwilligen, zwischen politischen und wirtschaftlichen, aber auch zwischen legalen und illegalen Migrant(inn)en. Und ebenso überschneiden sich alle die erwähnten Personengruppen – was die Sache noch komplizierter macht.
«Regulär – irregulär»
Um mit dem Phänomen einigermassen umgehen zu können, beschränkt man sich oft auf die Unterscheidung «regulär – irregulär». Als regulär werden Migranten angesehen, wenn sie eine Landesgrenze mit offiziellen Dokumenten überschreiten – was noch lange nicht heisst, dass dies freiwillig oder nur aus wirtschaftlichem Anlass geschieht.
Zahlen liegen in diesem Bereich keine vor. Es ist nur sicher, dass der Anteil der regulären Migrant(inn)en weitaus grösser ist als derjenige der irregulären.
Es gibt auch Positives
Die Migration weist durchaus positive Aspekte auf, besonders heute in einer «globalisierten» Welt: Kulturaustausch, Belebung der Wirtschaft, Aktivierung der Gesellschaft, Erneuerung alter Gewohnheiten u.a.m.
Vielleicht wäre es für uns Schweizer nicht abwegig, den Umstand zu reflektieren, dass unsere moderne Staatsform letztlich auf die Initiative aktiver «Ausländer» des 19. Jahrhunderts zurückgeht…
In der Diskussion stehen jedoch vorwiegend negative Aspekte im Vordergrund: fehlende Arbeitsplätze (und damit gefährdete Existenzsicherung) sowie Angst vor Verfolgung auf Seiten der Migranten – ausgetrockneter Arbeitsmarkt sowie Misstrauen gegenüber Fremden (und damit verbunden der Vorwurf mangelnder Integration).
Weil zudem die irreguläre Migration für die Aufnahmeländer unüberschaubar ist, erweckt sie bei der sesshaften Bevölkerung Unbehagen und Zurückhaltung, was durch politische Agitation rücksichtslos ausgenützt und verschärft wird.
So werden bei der irregulären Migration oft kurzerhand alle zu Asylbewerbern und diese wiederum zu illegalen Migranten gestempelt. Gerade dadurch wird ihnen der Zugang zur regulären Migration erschwert.
Jedenfalls führt eine solche pauschale Aburteilung von Seiten der medial gesteuerten Bevölkerung häufig dazu, dass die Betroffenen geradezu in die Illegalität getrieben werden.
Kriminalisierung
Denn der Schritt zu einer kriminellen Tat ist nicht weit: Transportspezialisten offerieren willigen Migranten gegen Bezahlung begleitete Transportmöglichkeiten unter Umgehung der gesetzlichen Vorschriften und offiziellen Kanäle. Solche Schlepper verlangen beispielsweise für die Reise von Afrika nach Europa etwa 8000 Franken.
Am Ende des Transportes angelangt, stehen viele der irregulären (und manchmal auch illegalen) Migranten buchstäblich vor dem Nichts. Sie müssen gezwungenermassen Schwarzarbeit leisten, um ihr nacktes Leben zu erhalten. Da werden sie denn leicht von Ausbeutern abgefangen, die sie dann unter (lebenslangen!) unmenschlichen Anstellungs- und Arbeits-Bedingungen zu regelrechten Arbeitssklavinnen und -Sklaven machen (vor allem Mädchen und Frauen in der Prostitution).
Es sei hier mit aller Deutlichkeit festgehalten: Kriminell sind nicht die Migranten und Migrantinnen, sondern ihre Ausbeuter!
Was tut die UNO?
Die UNO verfügt über verschiedene Instrumente, um solchen Missständen zu begegnen oder um wenigstens das Los der Betroffenen etwas zu mildern. Hier seien fünf der wichtigsten genannt:
Und Franciscans International?
FI setzt sich für alle diese und weitere UNO-Aktionen ein, und zwar auf verschiedene Art und Weise; vielfach in Zusammenarbeit mit anderen Nicht-Regierungs-Organisa-tionen/NGOs mit ähnlicher Zielsetzung, zum Beispiel:
Wesentlich ist in jedem Fall die Kooperation zwischen NGOs, Regierungs-Mitgliedern (von Staaten, die eine ständige Vertretung in Genf haben), UNO-Beamten und Mitarbeiter(innen) an der Basis.
Jürg Schäfer
Literatur:
Walter Kälin/Jörg Künzli: Universeller Menschenrechtsschutz (Helbing & Lichtenhahn, Basel) 2005, ISBN 3-7190-2459-8; umfangreiche Einführung in die Probleme rund um die Menschenrechte aus juristischer Sicht 501 S.)
Schwerpunkt der Kapuziner
Auf dem Generalkapitel (Spätsommer 06) sind besorgte Stimmen laut geworden, der Orden scheine sich auf sich selbst zu konzentrieren und dabei zu vergessen, dass er mitten in dieser Welt existiert. Um diese Gefahr zu vermeiden und den Menschen unserer Zeit, besonders den Ärmsten und am meisten Heimgesuchten, nahe zu bleiben, beabsichtigen wir, weiterhin unser Sekretariat für Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung aufrecht zu erhalten. Wir werden ihm die Aufgabe übertragen, dem Phänomen der Migrationen, das unsere Zeit mehr und mehr kennzeichnet, besondere Aufmerksamkeit zu widmen und nachzudenken, wie der Orden ihm auf geeignete Weise begegnen könnte.
Aus dem 1. Rundschreiben des neu gewählten Generalrates der Kapuziner, 25. Januar 07
Im Gespräch
FI behandelte im Gespräch mit dem Sonderberichterstatter für die Menschenrechte von Migranten und Migrantinnen die Themen: