courtesy

Besuchen Sie unseren neuen Shop. Sie finden ein vielfältiges Kartensortiment und gesegenete Kerzen. Wir freuen uns auf Sie. Herzlichen Dank für Ihre Bestellung!

Missionare (I)
– Schweizer Kapuziner und die Mission
– Antoine-Marie Gachet Ethnologe, Sammler und Sprachforscher
– 1500 indische Kapuziner
– USA: zahlreicher Ordensnachwuchs
– Edgar Maranta Missionsbischof in Tansania
– Blühendes Kapuzinerleben in Tansania
– Siegfried Schneider
Missio
– Die Philippinen und die Katastrophen
– Hilfe für die Opfer des Taifuns
– Die Charismen der Laien bringen die Gemeinde zum Blühen
– Kämpfen, um zu überleben Kinder unter der Autobahnbrücke
Missionare (II)
– Olivier Maradan, Bischof auf den Seychellen
– Die Seychellen heute
– Matern Marty
Kaleidoskop
– Wenn aus dem Süden Missionare zu uns kommen …
– Indische Brüder werden Diakone
– Was bedeutet «franziskanisch»?
– «schiefe Fragen» Interview mit Barbara Streuli

Die Superlative reichten nicht aus, als im November des letzten Jahres der Taifun Haiyan, bekannt auch unter dem Namen Yolanda, mit mörderischen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 315 km/h auf die Philippinen traf. Der Taifun der höchsten Kategorie hinterliess mehrere Tausend Tote und zog eine Spur der Verwüstung hinter sich her. Über vier Millionen Menschen machte er obdachlos. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern.

Als ob das nicht reichen würde, sind die Betroffenen mit Korruption konfrontiert. Das Geld fliesst nicht immer dorthin, wo es dringend benötigt würde.

Welche Rolle spielt der Glaube?

Wie gehen Menschen, die solchen Gewalten und vielen Ungerechtigkeiten ausgesetzt sind, mit dem Leben um? Welche Rolle spielt ihr Glaube? Wir haben diese Frage Father Edwin Gariguez gestellt. Father Edu, wie er kurz genannt wird, ist katholischer Priester. Er leitet NASSA, das nationale Büro für soziales Handeln, Gerechtigkeit und Frieden der philippinischen Bischofkonferenz. Die Institution hat auch die Funktion der Caritas. Als ehemaliger Umweltaktivist kennt er sowohl die Bedürfnisse der Menschen als auch die Erwartungen an die Kirche sehr gut.

Im Gespräch stellt er klar, dass NASSA nicht nur Nothilfe leistet, sondern sich auch am Wiederaufbau beteiligt, also eine langfristige Perspektive verfolgt: «Wir bauen auch Häuser in Gemeinden, wo sie total zerstört wurden.»

Eintreten für die Benachteiligten

Das zentrale Büro in Manila ist mit den Diözesen sehr gut vernetzt und kann die nötigen Hilfslieferungen bestens koordinieren. Und Father Edu betont wieder, dass es nicht bei der Nothilfe bleibt: «Wir haben ein umfassenderes Programm. Wir sehen unsere Aufgabe im Eintreten für die Benachteiligten.» Die grössten Herausforderungen für die Kirche bestehen nicht darin, die materielle Not zu lindern.

Es gilt auch, Antworten zu geben auf die Situationen der Ungleichheit, der Ungerechtigkeit und der öffentlichen Misswirtschaft.

Mit diesen Antworten möchte er gerne die Evangelisierung ergänzen, die sich nicht mit der Feier der Sakramente und dem Vollzug von Riten zufriedengeben darf. Von Papst Franziskus fühlt er sich in seinemAuftrag gestärkt:«Wir müssen die Kirche der Armen werden. Wir dürfen nicht schweigen. Ich finde, es ist Teil der Mission der Kirche, die Stimme der Stimmlosen zu sein.»

Widerstandsfähigkeit durch Glauben

Den Umgang mit den Katastrophen sieht Edu tief in der Kultur der Bevölkerung verankert. Er nennt es Resilienz. Der Begriff, der viel in der Psychologie verwendet wird, bedeutet «Widerstandsfähigkeit ». Damit wird die Fähigkeit bezeichnet, bei Katastrophen oder Schicksalsschlägen auf eigene Kräfte zurückzugreifen, um sie zu meistern:

«Es heisst, dass die Filippinos und Filippinas trotz aller Schicksale wie Taifune und Überschwemmungen immer noch lächeln. Sie erholen sich einfach. Sie sind nicht so schnell frustriert. Sie haben eine starke Resilienz. Das ist eine innere Stärke, die wir haben. Es ist auch unser Glaube.»

«Gott ist gnädig»

Oft ist Father Edu in den Katastophengebieten und fragt die Menschen, wie es ihnen geht und wie sie mit der Situation umgehen. «Gott ist gnädig», antworten sie dann. «Er hilft uns immer.» Das ist das Grundgefühl, das die Menschen trägt: «Gott ist bei uns. Er ist mit uns unterwegs durch all die Schwierigkeiten. Wir schaffen das schon!»

Das ist Ausdruck der starken Religiosität, die die Menschen prägt, auch wenn sie nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen. «Sie zeigt sich in der Hoffnung und der inneren Kraft der Menschen.»

Dieses Vertrauen in Gott und die Liebe zum Leben zeigt sichauch noch anders: «Als Japan vom Erdbeben und Tsunami getroffen wurde, begingen eine grosse Anzahl Japaner Selbstmord. Sie konnten die Härte des Schicksals nicht ertragen. In den Philippinen haben wir jedes Jahr diese Tragödien. Sehen Sie nur, wie bei uns die Kinder in der Flut spielen und schwimmen.»

Urvertrauen

Das Urvertrauen in die Vorsorge Gottes, gerade angesichts grosser Katastrophen, hat uns sehr beeindruckt. Gott wird nicht als der grosse Problemlöser gesehen. Er wird jedoch als gegenwärtig erlebt, indem er die Menschen in den schwierigen Momenten des Lebens begleitet, barmherzig mit ihnen ist und ihnen Hoffnung schenkt. Er führt die Menschen aus den Zeiten des Unglücks zurück in die Freude des Lebens und des Glaubens.

Das hat uns inspiriert, den Monat der Weltmission unter das Thema «Freude am Leben – Freude am Glauben» zu stellen.

Siegfried Ostermann


Ein katholisches Land

WLu. Die Philippinen sind das einzige christliche/katholische Land Asiens. Als ich dort vor etlichen Jahren die einheimischen Schwestern des Seraphischen Liebeswerks/SLS besuchte, war ich erstaunt über die öffentlichen kirchlichen Gebräuche. So hat während des Angelus-Gebets («Engel des Herrn») das gesellschaftliche Leben eine kurze Pause. In Läden wird während der zwei, drei Minuten nicht bedient. Und als wir mit einem Schnellboot von der Insel Leyte nach Cebu-City fuhren, wurde auf dem Monitor des Passagierraums ein Reisesegen eingeblendet.


Zahlen und Grundinformationen

  • Fahne (1897): Blau steht für Frieden und Gerechtigkeit. Rot symbolisiert den Mut.Das weisse gleichseitige Dreieck steht für Gleichheit. Die Sonnenstrahlen entsprechen den ersten acht Provinzen, welche die Unabhängigkeit von Spanien erlangt haben. Die drei Sterne entsprechen den drei grossen, geographischen Teilen des Landes (Luzon, Viscayas, Mindanao).
  • Grösse: 300000 km2, mehr als siebenmal so gross wie die Schweiz (41285 km2).
  • Keine direkte Landesgrenze mit anderen Ländern, aber 32289 km Küste. 7107 Inseln.
  • Höchster Punkt: Mount Apo 2954 Meter.
  • Einwohner: rund 106 Mio.; 34% sind jünger als 14 Jahre (Schweiz: 15%). Nur 4,4% sind älter als 65 Jahre (Schweiz 17,3%). Bevölkerungsdichte: 346 Einwohner pro km2 (Schweiz 192).
  • In der Hauptstadt Manila wohnen 11,5 Mio. Einwohner. In Davao 1,5 Mio. und in Cebu City fast eine Million. Fast 50% der Bevölkerung wohnen in Stadtgebieten.
  • Durchschnittsalter: 23,3 Jahre (Schweiz 42).
  • 95,4% der Bevölkerung können lesen und schreiben.
  • Religionen: Katholisch 80,9% + Aglipayan 2% (seit 1902), andere christliche Gemeinschaften 9,6%, Islam 5%, andere 1,8%, ohne Bezeichnung und keine 0,7% (Volkszählung 2000).
  • Unabhängigkeit: 13. Juni 1898 von Spanien und 4. Juli 1946 von den USA.

Edgar Maranta reiste im Spätherbst 1925 28-jährig in die Kapuzinermission Tanganyika (heute Tansania). Den Bündner, er kam im Puschlav auf die Welt, prägte einen harten Schädel.

Sein Vater war Schreiner, der ihm handwerkliches Geschick vererbte. Das Kapuzinergymnasium in Stans formte seinen Missionseifer. Im Militär lernte er das Marschieren, das ihm in Afrika zugute kam. Er war ein zäher Fussgänger, der immer – auch in von gefährlichen Wildtieren durchsetzten Gebieten – unbewaffnet unterwegs war.

Der sprachbegabte Jungkapuziner war in der Mission für die Reorganisation des Schulwesens vorgesehen. Er sollte in Kwiro, im Landesinnern, eine Zentralschule nach Richtlinien der englischen Kolonialregierung aufbauen. So besuchte er in den bestehenden Missionsstationen die oberen Primarschulen, um die fähigsten Buben nach Kwiro zu holen, wo bald ein reges Treiben herrschte.

Er liess zuerst Buschland säubern, um Mais, Maniok und Gemüse für die Schüler anzupflanzen, sowie Strassen verbessern, um mit dem neuen Lastwagen notwendige Transporte zu erleichtern.

Maranta wurde so auch Mechaniker, der oft – auch noch als Bischof – ölbesudelt unter dem Auto hervorkroch. Zusätzlich war er Schulsekretär des ganzen Missionsgebietes. Aber nicht für lange.

Der jüngste Bischof

Im März 1930 wurde Edgar Maranta als Nachfolger von Gabriel Zelger zum Apostolischen Vikar von Dar es Salaam ernannt. Als Praktiker sah er sofort ein, dass es seine erste Aufgabe war, vor allem zu seinen untergebenen Schwestern und Brüdern gut zu schauen.

Die Tropenkrankheiten machten ihnen schwer zu schaffen und forderten viele Opfer. Darum erliess er unter seinen Leuten sofort Vorschriften der Chininprophylaxe gegen die Malaria und baute sauberere und stabilere Wohnhäuser. So konnte er mit gesünderem Personal an den Ausbau der Mission denken. Es existierten acht Missionsstationen.

Er eröffnete bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges weitere neun Stationen.

Er war ein unermüdlicher Bauherr von Kirchen und Schulen. Gerne sass er selber im Dachstuhl. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs zeigte er sein politisch-diplomatisches Geschick. Er bot den von einer Abschiebung bedrohten deutschen Benediktinern einen Austausch von Missionspersonal an, was die Engländer akzeptierten.

Nach dem Krieg gründete er das Seminar Kasita, förderte den Ausbau des Spitals Ifakara und knüpfte Beziehungen zum Basler Tropeninstitut. An der Küste bemühte er sich um das Sozialzentrum Msimbazi – um nur einige Tupfer zu setzen.

Der Erzbischof

1953 wurde im heutigen Tansania die kirchliche Hierarchie erstellt und das Vikariat Dar es Salaam zum Erzbistum erhoben.

Für seine Untergebenen war Edgar Maranta nicht immer ein bequemer Bischof. Er entstammte einer Zeit, da ein kirchlicher Oberer auf seine Autorität pochen konnte. Obwohl er als Mensch einfach lebte, in kleinen Kreisen unter Brüdern und Schwestern gesellig war und Repräsentationspflichten ungern wahrnahm, inszenierte er als Bischof gerne Massenauftritte. Brav erzogene Schüler und Schülerinnen, disziplinierte Kadetten und europäisch gekleidete Gottesdienstbesucher begleiteten an Festtagen seinen prunkvollen Einzug mit langer Schleppe in die Kathedrale von Dar es Salaam. In diesem Bild wird seine Missionsvorstellung deutlich: Grösse der Kirche Roms zu zeigen und eurozentrische Kultur in Afrika zu etablieren.

Keine afrikanischen Kapuziner

Der Generalminister der Kapuziner forderte Bischof Maranta auf, ein Haus zu errichten, in dem das Klosterleben gepflegt werden könne. Denn der Missionar war primär Pfarrer, Baumeister, Agronom oder Lehrer und nicht Ordensmann. Es war kein eigentliches Gemeinschaftsleben möglich. Denn jeder ging seiner Arbeit nach.

Maranta war aber der Meinung, dass ein Klosterbetrieb viel zu viel Missionspersonal abziehen würde. Auch dem Wunsch von einzelnen Missionaren nach afrikanischem Ordensnachwuchs konnte er nicht folgen, weil er Angst hatte, da würden nur Hilfsarbeiter und Diener herangezogen. Er betrachtete es als seine erste Priorität, das Christentum auszubreiten. Dazu brauchte er mehr Missionare aus der Heimat und afrikanische Weltpriester.

Das höchste seiner Gefühle wäre ein Missionsnoviziat gewesen, in dem angehende Missionare aus der Schweiz im Einsatzland ausgebildet worden wären. Afrikanische Ordenskandidaten hingegen müssten in der Schweiz erzogen werden. Er wollte nur gut gebildete Leute, die den Geist und die Tradition der Stammprovinz lebten und nicht zu Boys würden. Später entschied sich der Schweizer Provinzial gegen den Bischof zur Einführung des Kapuzinerordens in Tansania.

Die Afrikanisierung

1961 wurde die ostafrikanische englische Kolonie unabhängig. Es etablierte sich auch immer mehr eine einheimische Landeskirche. Das ertrug er nicht so leicht, obwohl er die Notwendigkeit einsah. Nur schweren Herzens trat er bei der Abtrennung des Mahenge-Gebietes zu einem eigenen Bistum mit einem tansanischen Bischof 1964 Kompetenzen ab. 1969 demissionierte er, weil es auch in der Hauptstadt darum ging, einem einheimischen Bischof Platz zu machen.

In der Schweiz liess er sich bei seinem Bruder nieder, der Pfarrer in San Vittore war. Mithilfe in der Pfarrei und Aushilfe bei den Bischöfen der Schweiz füllten fortan seinen Alltag. Da brach der einfache Kapuziner durch.

Marita Haller-Dir


Marita Haller-Dirr

WLu. Für die Schweizer Kapuziner ist die Aufarbeitung ihrer Missionsgeschichte in Tansania sehr wichtig. Die Stanser Historikerin Marita Haller-Dirr, ehemalige Geschichtslehrerin am Kollegium St. Fidelis, wurde deshalb von ihnen beauftragt, das tansanische Provinzarchiv in Dar es Salaam zu sichten und zu ordnen. Sie hat über die Präsenz der Kapuziner einige Artikel veröffentlicht; z.B. in «Helvetia Franciscana».



Blühendes Kapuzinerleben in Tansania

Bekanntlich kamen 1921 die ersten Kapuziner aus der Schweizer Provinz als Missionare nach Tanganyka in Ostafrika. Erst nach 1950 dachten sie an die Einpflanzung des Kapuzinerordens. Damals baten die ersten einheimischen Männer um Aufnahme in unsere Gemeinschaft. Sollten wir sie als Terziaren lose an uns binden oder als vollwertige Kapuziner aufnehmen? Nach verschiedenen Versuchen entschieden wir uns für die volle Aufnahme. Im Jahre 1961 wurde das Noviziat in Kasita eröffnet.

Geburtsstunde der Provinz

Das war die Geburtsstunde der Kapuziner-Provinz Tansania. Viele junge Männer aus verschiedenen Gegenden des Landes versuchten unsere Lebensweise selber umzusetzen. Vorbild waren unsere kleinen Gemeinschaften auf unsern Missionsstationen.

Es war nicht leicht, unser Kapuzinerleben an die Kultur und Mentalität des Landes anzupassen. Viele versuchten es, traten wieder aus oder es wurde ihnen nahegelegt, eine andere Lebensweise zu wählen.

Trotz all den Anfangsschwierigkeiten hatten wir nach 20 Jahren einen guten Stock einheimischer Berufe mit guten Aussichten für die Zukunft. So konnte 1981 die Vizeprovinz Tansania errichtet werden mit Missionaren aus Italien, Holland und der Schweiz, zusammen mit rund 50 Professbrüdern aus Tansania, direkt dem Generalminister des Ordens in Rom unterstellt. Nach weiteren 15 Jahren konnte 1996 die Vizeprovinz zur Provinz Tansania erklärt werden.

Was tun sie?

Heute gehören 212 Brüder zur Kapuzinerprovinz Tansania, davon noch 16 Missionare aus der Schweiz und 9 aus andern Provinzen. Sie leben und wirken in 15 verschiedenen Diözesen von Dar es Salaam bis zum Kilimanjaro und Arusha im Norden des Landes, bis zum Viktoriasee im Westen und Songea/Mtwara im Süden. 60 Brüder arbeiten vollamtlich in der Pfarreiseelsorge, etwa 40 Brüder sind als Lehrer in Schulen, Universitäten und unsern ordensinternen Ausbildungszentren tätig; andere als Begleiter von Ordensschwestern, als Exerzitienleiter, als Animatoren in der franziskanischen Bewegung und 9 Tansanier sind Missionare inSüdafrika undPapua- Neuguinea.

Ca. 70 Brüder sind noch in der Ausbildung, studieren Philosophie, Theologie und andere Disziplinen. So versuchen wir in den Spuren des heiligen Franziskus die frohe Botschaft unseres Glaubens zu lebenund mit den Leuten unseres Landes zu teilen.

Donat Müller

Mitglied der Provinz Tansania

Die Kapuziner kamen als franziskanischer Reformzweig aus Italien 1535 ins Tessin und dann 1581 über den Gotthard erstmals in den Norden Europas. Seit Franz von Assisi hiess das Ziel der Ordensbrüder Mission.

Dazu bemerkt der Schweizer Missionsbischof Anastasius Hartmann (1803–1866): «Die Schweizer Provinz war ja durch den heiligen Karl Borromäus als Mission gegründet worden.» Diese stand zuerst für Reform der katholischen Kirche, dann bald im Dienst der Gegenreformation zur Verteidigung des katholischen Glaubens gegenüber den reformierten Konfessionen. Heute bedeutet Mission im interreligiösen Verständnis inner- und ausserhalb des Kapuzinerordens einen Dienst der Solidarität.

Missionierung in Graubünden

In Graubünden waren Kapuziner auf dem Gebiet des Bistums Chur sehr dominant. 1621 wurde als Antwort auf die Reformation die Rhätische Mission für den romanischsprachigen Teil Graubündens mit Einschluss des Puschlavs eingerichtet, rekrutiert mit italienischen Kapuzinern. Dazu wurden Schweizer Brüder für den deutschsprachigen Teil Graubündens mit der Rekatholisierung betraut. In die Frühphase der Rekatholisierung Graubündens fiel während den Bündner Wirren in Seewis/Prättigau 1622 das Martyrium des Schweizer Kapuziners Fidelis (Roy) von Sigmaringen. Hinzu wurden die italienischsprachigen Talschaftsmissionen Misox und Calanca zur Mission erklärt.

In all diesen Gebieten entstanden bis zu 86 Missionsstationen als Pfarreien und Kaplaneien. Davon sind heute schmuckvolle Kirchen sowie überliefertes Kultur und Bildungsgut übriggeblieben.

Im Wallis

Eine weitere Mission seitens der Schweizer Kapuziner war diejenige im Wallis, für welche sich die katholischen Stände der Eidgenossenschaft gegen die Calvinisten einsetzten. Die Errichtungen der Klöster St-Maurice (1610), Sitten (1631) sowie die kurzzeitige Existenz eines Klosters in Brig (1659) sind aber den Kapuzinern aus Savoyen zu verdanken.

Kurz vor und besonders während des Dreissigjährigen Krieges (1618–1648) drangen die Schweizer Kapuziner mit ihren Niederlassungen bis weit in kriegerisch umkämpfte Konfessionsgebiete und Fronten Süddeutschlands, Vorderösterreichs und des Elsass vor.

Russland und Indien

Dann gab es die Russland-Mission von 13 Schweizer Kapuzinern 1720–1759 mit Niederlassungen in Moskau, Petersburg und Astrachan. Sie stand im Zusammenhang mit der Wirtschaftsförderung, dem Austausch in Kunst, Kultur und Architektur sowie den Wissenschaften mit dem Westen Europas besonders unter der Herrschaft Zar Peter des Grossen und seiner Nachfolger aufgrund auch der Seelsorge bei ausgewanderten Schweizern.

In Indien war das Wirken des Anastasius Hartmann von Altwis LU als Bischof bedeutsam (1843– 1856 und 1860–1866). Er starb 1866 im Rufe der Heiligkeit und hinterliess als Seelsorger und Wissenschaftler wegweisende Publikationen und Editionen wie zum Beispiel das Neue Testament in Hindustani.

USA – Brasilien – Chile

Der aussergewöhnliche Freiburger Kapuziner Anton-Maria Gachet wirkte im 19. Jahrhundert in den USA bei den Indianern, später bei Bischof Anastasius Hartmann in Indien. (Dazu unser nächster Artikel!) In die Mission nach Brasilien zog ebenfalls im 19. Jahrhundert der Walliser Candid Sierro. Der Vizepräfekt der apostolischen Präfektur Pernambuco wurde im Gebiet der Amanajés 1874 ermordet. Felix Christen von Andermatt nahm 1902 die Missionsarbeit in Brasilien wieder auf. Ausserdem engagierte er sich in Chile für die Indianermission in Zusammenarbeit mit den bayerischen Kapuzinern bei Errichtungen von Schulen.

Osteuropa

Willibald Steffen und Kosmas Wicki, beide Kapuziner aus dem Entlebuch, waren hintereinander in der orientalischen Mission in Osteuropa im Einsatz. Willibald war in der Dobrudscha (Rumänien und Bulgarien) tätig. Kosmas verschlug es nach Sofia. Dort war er Pfarrer für die Katholiken in der bulgarischen Hauptstadt, Lektor für den Orden und schliesslich Berater von König Ferdinand von Coburg am bulgarischen Hof bis zur Rückkehr in die Schweiz 1918.

Reform der weltweiten Mission

Bernhard Christen von Andermatt postulierte als Generalminister (1884–1908) bei seiner Erneuerung des Kapuzinerordens vermehrtes missionarisches Engagement in der ganzen Welt. Bei seinem Amtsantritt befanden sich die Missionen auf einem Tiefststand infolge gesellschaftlicher Umwälzungen (Revolutionen) und Kriege sowie einer allgemeinen Krise des Ordens. Damit verbunden war ein starker Schwund an Missionaren. Es fehlte eine ordensinterne Instanz zur Koordination missionarischer Projekte.

Dieser Misere begegnete Bernhard Christen mit drei Massnahmen:

  • Zuständigkeit der Missionen unter dem Generalminister in enger Mitarbeit eines Missionssekretärs
  • Zuteilung der Missionsgebiete an einzelne Kapuzinerprovinzen
  • Einführung eines Missionsstatuts.

Schweizer Missionsgebiete

Adelhelm Jann aus Stans, ein Mann der Missionswissenschaft und der praktischen Förderung der Missionsidee, setzte sich am Provinzkapitel bei den Schweizer Kapuzinern für die Umsetzung der koordinierten Mission mit der Übernahme von Missionsgebieten ein.

Die Schweizer Kapuziner erhielten 1920 im ehemaligen «Deutsch-Ostafrika» infolge der Vertreibung der deutschen Missionare jenes Missionsgebiet, das sich ganz auf das heutige Staatsgebiet Tansania erstreckt. 1922 wurde ihnen auch die Inselgruppe Seychellen in Ablösung der Savoyer Kapuzinerprovinz anvertraut.

Mit Baldegger Schwestern

Die Missionsarbeit in Tansania fand von Beginn an zusätzlich tatkräftige Mitarbeit seitens der franziskanischen Schwesternkongregation der Göttlichen Vorsehung von Baldegg bei Luzern, genannt Baldegger Schwestern. Denn die missionarische Kooperation der Kapuzinerbrüder und Baldeggerschwestern war friedensvermittelnd und -stiftend engagiert beim Übergang Tansanias vom englischen Koloniestatus zum unabhängigen Staat unter dem ersten Staatspräsidenten Julius Nyerere. So hat zum Beispiel der Appenzeller Meinhard Inauen als Militärseelsorger unter der Flagge Tansanias in Msimbazi beim Aufstand der Tanzania Rifles die Soldaten zur Niederlegung der Waffen bewogen und damit ein Blutbad verhindert.

Das Missionsgebiet in Tansania entwickelte sich 1997 erfolgreich zu einer unabhängigen Ordensprovinz.

Christian Schweizer, Provinzarchivar

der Schweizer Kapuziner


 

Weit verbreitete Zeitschriften

CS. Seit der Übernahme von Missionsgebieten gibt es schweizerische Medien im Dienst der Missionspropaganda: den «Missionsboten/Le Courier», heute unter den Titeln «ite» und «frères en marche» in der Schweiz weit verbreitet und beachtet.

Kurznachrichten

jumi – Peace

Dienstag, 31. Mai 2022

Wir glauben an Frieden! Das ist unsere Hoffnung und dafür setzen wir uns ein!

jumi – zäme unterwägs

Freitag, 6. Mai 2022

In diesem jumi erzählen Pfadi, Jubla und die Minis, was Kinder bei ihnen machen können.

Aus dem Kloster Dornach

Montag, 2. Mai 2022

Im ehemaligen Kapuzinerkloster ist immer was los …

Käfer und Wurm

Dienstag, 12. April 2022

Dieses jumi erzählt von Käfern, Würmen und anderen Kleinsttieren.

jumi – Kraft

Donnerstag, 20. Januar 2022

Dieses jumi schaut zusammen mit der Fastenaktion nach Laos, einem faszinierenden Land in Asien.