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Die Superlative reichten nicht aus, als im November des letzten Jahres der Taifun Haiyan, bekannt auch unter dem Namen Yolanda, mit mörderischen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 315 km/h auf die Philippinen traf. Der Taifun der höchsten Kategorie hinterliess mehrere Tausend Tote und zog eine Spur der Verwüstung hinter sich her. Über vier Millionen Menschen machte er obdachlos. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern.
Als ob das nicht reichen würde, sind die Betroffenen mit Korruption konfrontiert. Das Geld fliesst nicht immer dorthin, wo es dringend benötigt würde.
Welche Rolle spielt der Glaube?
Wie gehen Menschen, die solchen Gewalten und vielen Ungerechtigkeiten ausgesetzt sind, mit dem Leben um? Welche Rolle spielt ihr Glaube? Wir haben diese Frage Father Edwin Gariguez gestellt. Father Edu, wie er kurz genannt wird, ist katholischer Priester. Er leitet NASSA, das nationale Büro für soziales Handeln, Gerechtigkeit und Frieden der philippinischen Bischofkonferenz. Die Institution hat auch die Funktion der Caritas. Als ehemaliger Umweltaktivist kennt er sowohl die Bedürfnisse der Menschen als auch die Erwartungen an die Kirche sehr gut.
Im Gespräch stellt er klar, dass NASSA nicht nur Nothilfe leistet, sondern sich auch am Wiederaufbau beteiligt, also eine langfristige Perspektive verfolgt: «Wir bauen auch Häuser in Gemeinden, wo sie total zerstört wurden.»
Eintreten für die Benachteiligten
Das zentrale Büro in Manila ist mit den Diözesen sehr gut vernetzt und kann die nötigen Hilfslieferungen bestens koordinieren. Und Father Edu betont wieder, dass es nicht bei der Nothilfe bleibt: «Wir haben ein umfassenderes Programm. Wir sehen unsere Aufgabe im Eintreten für die Benachteiligten.» Die grössten Herausforderungen für die Kirche bestehen nicht darin, die materielle Not zu lindern.
Es gilt auch, Antworten zu geben auf die Situationen der Ungleichheit, der Ungerechtigkeit und der öffentlichen Misswirtschaft.
Mit diesen Antworten möchte er gerne die Evangelisierung ergänzen, die sich nicht mit der Feier der Sakramente und dem Vollzug von Riten zufriedengeben darf. Von Papst Franziskus fühlt er sich in seinemAuftrag gestärkt:«Wir müssen die Kirche der Armen werden. Wir dürfen nicht schweigen. Ich finde, es ist Teil der Mission der Kirche, die Stimme der Stimmlosen zu sein.»
Widerstandsfähigkeit durch Glauben
Den Umgang mit den Katastrophen sieht Edu tief in der Kultur der Bevölkerung verankert. Er nennt es Resilienz. Der Begriff, der viel in der Psychologie verwendet wird, bedeutet «Widerstandsfähigkeit ». Damit wird die Fähigkeit bezeichnet, bei Katastrophen oder Schicksalsschlägen auf eigene Kräfte zurückzugreifen, um sie zu meistern:
«Es heisst, dass die Filippinos und Filippinas trotz aller Schicksale wie Taifune und Überschwemmungen immer noch lächeln. Sie erholen sich einfach. Sie sind nicht so schnell frustriert. Sie haben eine starke Resilienz. Das ist eine innere Stärke, die wir haben. Es ist auch unser Glaube.»
«Gott ist gnädig»
Oft ist Father Edu in den Katastophengebieten und fragt die Menschen, wie es ihnen geht und wie sie mit der Situation umgehen. «Gott ist gnädig», antworten sie dann. «Er hilft uns immer.» Das ist das Grundgefühl, das die Menschen trägt: «Gott ist bei uns. Er ist mit uns unterwegs durch all die Schwierigkeiten. Wir schaffen das schon!»
Das ist Ausdruck der starken Religiosität, die die Menschen prägt, auch wenn sie nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen. «Sie zeigt sich in der Hoffnung und der inneren Kraft der Menschen.»
Dieses Vertrauen in Gott und die Liebe zum Leben zeigt sichauch noch anders: «Als Japan vom Erdbeben und Tsunami getroffen wurde, begingen eine grosse Anzahl Japaner Selbstmord. Sie konnten die Härte des Schicksals nicht ertragen. In den Philippinen haben wir jedes Jahr diese Tragödien. Sehen Sie nur, wie bei uns die Kinder in der Flut spielen und schwimmen.»
Urvertrauen
Das Urvertrauen in die Vorsorge Gottes, gerade angesichts grosser Katastrophen, hat uns sehr beeindruckt. Gott wird nicht als der grosse Problemlöser gesehen. Er wird jedoch als gegenwärtig erlebt, indem er die Menschen in den schwierigen Momenten des Lebens begleitet, barmherzig mit ihnen ist und ihnen Hoffnung schenkt. Er führt die Menschen aus den Zeiten des Unglücks zurück in die Freude des Lebens und des Glaubens.
Das hat uns inspiriert, den Monat der Weltmission unter das Thema «Freude am Leben – Freude am Glauben» zu stellen.
Siegfried Ostermann
Ein katholisches Land
WLu. Die Philippinen sind das einzige christliche/katholische Land Asiens. Als ich dort vor etlichen Jahren die einheimischen Schwestern des Seraphischen Liebeswerks/SLS besuchte, war ich erstaunt über die öffentlichen kirchlichen Gebräuche. So hat während des Angelus-Gebets («Engel des Herrn») das gesellschaftliche Leben eine kurze Pause. In Läden wird während der zwei, drei Minuten nicht bedient. Und als wir mit einem Schnellboot von der Insel Leyte nach Cebu-City fuhren, wurde auf dem Monitor des Passagierraums ein Reisesegen eingeblendet.
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