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Der neue Fridolin Kardinal Ambongo aus Kongo-Kinshasa. © Franciscan International
Der neue Fridolin Kardinal Ambongo aus Kongo-Kinshasa. © Franciscan International

Am 5. Oktober 2019 hat Papst Franziskus den Kapuziner Fridolin Ambongo Besungu neu ins Kardinalskollegium aufgenommen.

Damit würdigt der Papst einen mutigen, aber doch diplomatisch agierenden Verteidiger der Freiheit und des Friedens im arg geschundenen Kongo-Kinshasa. Noch kurz vorher hatte die Verfälschung der Präsidentenwahl die Hoffnungen der kongolesischen Bevölkerung auf mehr Demokratie erneut zunichte gemacht.
Sie nennt sich schönfärberisch «Demokratische Republik Kongo» – doch von Demokratie ist im zentralafrikanischen Staat weiterhin wenig zu spüren. Trotz seines Rohstoffreichtums zählt das Land heute zu den ärmsten der Welt, bedingt durch jahrhundertlange Ausbeutung, Korruption, zahlreiche Kriege und rasantes Bevölkerungswachstum. Nicht erstaunlich, dass der Kongo im Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen 2018 den Platz 176 von 189 belegte. Und beim neusten Demokratieindex der Zeitschrift The Economist rangiert der Kongo sogar auf dem fünftletzten Platz, knapp vor der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad, Syrien und Nordkorea.

Katholische Kirche als Verteidigerin der Demokratie
50% der 80 Mio. Kongolesinnen und Kongolesen sind katholisch, 20% protestantisch und 10 muslimisch. Die katholische Kirche spielt in der kongolesischen Gesellschaft schon lange eine wichtige Rolle: Insbesondere nach Ende des diktatorischen und hochkorrupten Mobutu-Regimes (1965 bis 1997) hat sie sich mutig für die Förderung von Demokratie, Frieden und Gerechtigkeit engagiert. Das war auch vor und während der Präsidentenwahl vom 30. Dezember 2018 so, als erstmals die Hoffnung aufkeimte, die Wahl könne demokratisch und einigermassen friedlich korrekt ablaufen. Doch es kam anders: Obwohl die katholische Bischofskonferenz des Kongo 40’000 Wahlbeobachter einsetzte und den Oppositionskandidaten Martin Fayulu mit 60% der Stimmen vorne sah, erklärte schliesslich die «unabhängige» nationale Wahlkommission Félix Tshisekedi mit 38.6% vor Fayulu mit 34.8% zum Sieger. In der Folge rückte Tshisekedi – ursprünglich als «Unabhängiger» gegen den Vertreter des Kabila-Clans angetreten – immer stärker in die Nähe des früheren Diktators Joseph Kabila und ernannte schliesslich am 20. Mai 2019 den Kabila-Vertrauten Sylvestre Ilunga zum Premierminister.

Ein mutiger Mediator
Inmitten dieser bewegten Zeit spielte der Kapuziner Fridolin Ambongo Besungu als Erzbischof der Hauptstadt Kinshasa eine wichtige Rolle als Mediator der politischen Auseinandersetzungen im Kongo. Das betont auch Bruder Markus Heinze Ofm, Direktor von Franciscans International in Genf, zu der Fridolin Ambongo Besungu schon länger sehr gute Beziehungen unterhält: «Seit 2016 wurde die Präsidentenwahl im Kongo wiederholt verschoben, was zu wachsenden Spannungen und schliesslich zu Gewaltausbrüchen führte. Die nationale Bischofskonferenz des Kongos förderte in dieser Lage durch ihr starkes Engagement und ihren moralischen Appell einen politischen Dialog, der schliesslich im Dezember 2018 zur ersten friedlichen Machtübergabe seit der Unabhängigkeit des Landes 1960 führte. In dieser Situation engagierte sich der Erzbischof Fridolin Ambongo Besungu und seine Kollegen für einen demokratischen und transparenten Wahlablauf.»

Nicht zuletzt dank dieses Engagements für Demokratie, Frieden und Gerechtigkeit weihte nun Papst Franziskus den Kapuziner Fridolin Ambongo Besungu zum Kardinal. Eine grosse Schar von kongolesischen Gläubigen nahm am 5. Oktober am Weiheakt in Rom teil und brachte durch ihre bunten Kleider und fröhlichen Gesänge etwas Farbe auf den Petersplatz. In seiner betont bescheidenen und ernsten Art meinte der neue Kardinal zu seiner Ernennung gegenüber dem katholischen Fernsehsender KTO: «Der Papst hat uns immer in unserer Arbeit unterstützt, während wir unser Volk beim Wahlprozess begleiteten. Doch dieser Kampf war nicht nur jener eines Einzelgängers, sondern der ganzen kongolesischen Kirche, ja des ganzen Volkes, das nach mehr Freiheit strebt. Mit meiner Ernennung zum Kardinal unterstützt der Papst die pastorale Arbeit der kongolesischen Bischofskonferenz. Das macht mich auch gegenüber meinem Volk, gegenüber der jetzigen Regierung, ja gegenüber dem ganzen Land verantwortlich.»

Kardinalsdiplomatie beim traditionellen Empfang
Interessant war dann der traditionelle Empfang, den der neue Kardinal in Rom gab: Er begrüsste nicht nur den neuen «offiziellen» Präsidenten Félix Tshisekedi sowie dessen Gattin, sondern auch seinen härtesten Widersacher, den um seinen Wahlerfolg betrogenen Martin Fayulu. Ganz diplomatisch meinte dazu nachher Fridolin Kardinal Ambongo Besungu zu KTO: «Dass alle politischen Repräsentanten des Kongos an dieser Zeremonie teilnahmen, gibt mir eher Zuversicht, dass wir heute im Kongo ein neues Zeitalter beginnen, wo sich alle Frauen und Männer unseres Landes in einem einzigen, höheren Ziel einig sind, das ist das Interesse unseres Volkes.»

Dass Bruder Fridolin nicht auf Konfrontationskurs zum neuen kongolesischen Regime geht, sondern sehr diplomatisch agiert, zeigte auch sein Auftreten am 17. November, wo er in Anwesenheit von Präsident Felix Tshisekedi und zahlreicher Minister eine Messe im mit Gläubigen gefüllten Stadion von Kinshasa hielt. Eine Woche zuvor hatte Kardinal Fridolin sich den Fragen der kongolesischen Presse gestellt und betont,  dass er sein Kardinalat unter das «Zeichen der Versöhnung und der Sammlung aller Töchter und Söhne der Demokratischen Republik Kongo stelle, jenseits ihrer politischen, religiösen, kulturellen oder sozialen Tendenz».

Beat Baumgartner


Wer ist Fridolin Ambongo Besungu?

Fridolin Ambongo Besungu, geboren am 24. Januar 1960 in Boto in der Demokratischen Republik Kongo, trat 1980 in den Kapuzinerorden ein und legte am 4. Oktober 1986 die Ewigen Gelübde ab. Nach Abschluss seiner theologischen Studien in Moraltheologie in Rom 1995, lehrte er Moraltheologie an der katholischen Universität des Kongo. 2005 wurde er zum Bischof der Diözese Bokungu-Ikela geweiht. Lange Jahre war er Präsident zweier wichtiger Kommissionen der kongolesischen Bischofskonferenz CELO, der Kommission Justitia et Pax und der Kommission für den Schutz der natürlichen Ressourcen. Er amtete auch längere Zeit als Ordensoberer und Vizeprovinzial der kongolesischen Kapuzinerprovinz sowie des Komitees «Schrei des Armen» der Kapuziner in Rom. Am 1. November 2018, kurz vor den Präsidentenwahlen, wurde er Erzbischof der Hauptstadt Kinshasa, am 5. Oktober 2019 jetzt der vierte Kardinal des Kongo.

Warum Ambongo Besungu seinen Ordensnamen Fridolin wählte (Fridolin ist der Patron des Kanton Glarus und gilt als Schutzpatron der Erbschleicherei!!), wissen wir nicht, eine entsprechende Anfrage liess der vielbeschäftigte Kardinal unbeantwortet.