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© Edith Wildisen
© Edith Wildisen

Rundum stimmig und sehr berührend war die Priesterweihe Ende November 2022 im Kapuzinerkloster Rapperswil: Bruder Kletus Hutter empfing – bei voller Klosterkirche und schönstem Sonnenwetter – das Sakrament der Priesterweihe durch den St. Galler Bischof Markus Büchel.

Ein Bilderbuchtag im Spätherbst 2022 am Zürichsee. Die Sonne scheint an diesem 26. November wie kaum je an einem anderen Tag dieses Monats. Blauer Himmel und Sonnenschein empfangen die Kirchbesucher am Samstagmorgen auf dem Weg zum Kapuzinerkloster in Rapperswil. Die Klosterkirche füllt sich bis auf den letzten Platz. Der Freudentag steht allen ins Gesicht geschrieben. Nein, es ist keine Hochzeit, keine Taufe, auch keine Jubiläumsfeier … Im Rapperswiler Klösterli wird für einmal eine Priesterweihe gefeiert: der Kapuzinerbruder Kletus Hutter, 51, soll durch Bischof Markus zum Priester geweiht werden.
Grossandrang
Die kleine Klosterkirche hat in jüngster Zeit wohl kaum je einen derartigen Einzug erlebt. Weihespender ist der St. Galler Bischof, Markus Büchel, höchstpersönlich. Als Zeremoniar wirkt Generalvikar Guido Scherrer aus St. Gallen. Nebst den Mitbrüdern des Klosters Rapperswil mit ihrem Guardian, Norbert Zelinka, sind auch zahlreiche Kapuziner aus anderen Klöstern der Schweiz zugegen, darunter der Provinzial, Josef Haselbach, aus Luzern, weitere Priester und Seelsorgerinnen und Seelsorger aus seinem Bekanntenkreis. Aber auch Familienangehörige, Freundinnen und Freunde sowie Wegbegleiter von Kletus sind angereist zu dieser speziellen Feier.

«Die Sonne scheint heute für dich»
Zur Eröffnung des Gottesdienstes empfängt das Vokalensemble Dilettanti, unter der Leitung von Max Aeberli am Piano, die Einziehenden mit einem einfühlsam gesungenen Chorlied in englischer Sprache. Wie goldene Fäden ziehen sich diese auserlesenen Darbietungen des Laien-Chors durch die liturgische Feier.
In einer stimmigen Predigt, die er nicht einfach aus der Schublade gezogen habe, richtet Bischof Markus markante und sehr persönliche Worte an den Weihekandidaten. Er gibt Anlass zum Schmunzeln, wenn er eingangs sagt, es komme ja nicht jeden Tag vor, dass er an eine Priesterweihe gerufen werde. Bischof Markus lässt den aussergewöhnlichen Werdegang von Kletus Hutter Revue passieren und hebt die Jugendlichkeit des 51-Jährigen hervor, welche dieser immer noch ausstrahle. Dieses Kompliment verdankt ihm Bruder Kletus beim Dankeswort am Schluss mit der Bemerkung: «Wir sind alle froh, dass wir dich als Bischof haben.» Der St. Galler Bischof scheint sich an dieser Feier sichtlich wohl zu fühlen. Die beiden kennen sich und sind sich sympathisch. Das spürt man. Am 25. Juni 2022 hatte Kletus Hutter in der Kirche von Abtwil bereits die Diakonatsweihe durch Bischof Markus empfangen.
Eindrücklich sind die verschiedenen liturgischen und zeremoniellen Handlungen, die zu einer Priesterweihe gehören. Jede von ihnen spricht in ihrer schlichten Symbolkraft für sich: die Prostratio (der Weihekandidat streckt sich auf dem Boden liegend mit dem Gesicht zur Erde aus) dazu die Anrufung der Heiligen, die Fürbitten. Berührend und eindrücklich das Ritual, als der Bischof und die Konzelebranten bei Br. Kletus vorbeigehen und ihm die Hände auflegen. Dem Neupriester wird eine Stola umgehängt, die Hände werden ihm gesalbt, und es werden ihm Kelch und Schale überreicht. Diese stammen aus Taizé. Beide liturgischen Gegenstände sind schlicht und einfach gestaltet. So will es Kletus haben.

Schon als Kind Ministrant aus Leidenschaft
Der Gedanke, Priester zu werden, sei ihm im Lauf des Lebens immer wieder mal gekommen, doch habe er immer gute Gründe gehabt, es nicht zu werden, erzählt Bruder Kletus. Er sei als Kind und Jugendlicher ein leidenschaftlicher Ministrant gewesen. «Wir hatten einen alten, sehr sympathischen Pfarrer in unserem Dorf.» Auch habe er sich in der lokalen Jugendgruppe, die mit dem kirchlichen Leben eng verflochten war, sehr heimisch gefühlt.
Kletus Hutter ist 1971 im Rheintal, in Kriessern SG, als jüngstes Kind von vier Geschwistern auf die Welt gekommen. Er wuchs in einer sehr ländlichen und katholisch geprägten Umgebung auf. Inzwischen sind seine Eltern verstorben und 2021 hat er auch seinen Bruder verloren. Mit Kriessern und seiner Heimat im Rheintal fühlt er sich bis heute stark verbunden. Rückblickend meint Kletus: «Die Kirche hat mich schon immer Weite gelehrt, was vielleicht für manche absurd klingen mag.»

Schlüsselerlebnis zum Priesterleben
Während seiner Zeit als Gast im Kapuzinerkloster Rapperswil hat ein Erlebnis Kletus sehr beeindruckt, als er in der Klosterkirche einen Gottesdienst mitfeierte und mit dem Zelebranten, Br. Remigi, anschliessend noch den Kirchenboden fegte.
«Ich musste mir dabei die Hände schmutzig machen und fand, auch das gehört doch irgendwie dazu. Dies war ein Schlüsselerlebnis für mich.» In diesem ganzheitlichen Sinn versteht Bruder Kletus denn auch seine Aufgabe als Priester und Seelsorger. Mit dem Begriff «Berufung» habe er allerdings etwas Mühe, gesteht er in diesem Zusammenhang. «Berufung ist ein weiter Begriff für mich», erläutert Kletus. Darunter verstehe er nicht nur, dass ein Priester zum Priestertum berufen sei, sondern dass sich eben auch ein angehender Familienvater oder eine Berufsfrau ganz tief zu etwas berufen fühlen könnten. «Als Priester möchte ich mich als ganzheitlicher Mensch und Seelsorger authentisch und empathisch im Ordensalltag einbringen. Ich möchte den Menschen, denen ich begegne, auf Augenhöhe begegnen können.» Das nimmt man Kletus auch durchaus ab.

Künftige Hauptaufgaben
Seine Aufgaben im Klösterli sieht Bruder Kletus nach wie vor in der Gästebetreuung und in der Mitarbeit innerhalb der Klostergemeinschaft. Daneben möchte er ein gewisses Pensum an Aushilfen auswärts in den Pfarreien wahrnehmen sowie weiterhin seine wöchentliche Lektion Religionsunterricht an der Oberstufe in Rapperswil erteilen.
Zum Schluss der eineinhalbstündigen Weihefeier am 26. November im Kapuzinerkloster sangen Chor und Messbesucher gemeinsam – wie könnte es anders sein – den Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi. Dieses Lied liess an diesem ausgesprochen heiteren Sonnentag im Spätherbst die Sonne noch einmal in Klang und Wort für Bruder Kletus scheinen. Als frisch geweihter Priester erteilte er zum Schluss noch den Primizsegen.
Cécile Blarer Bärtsch