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Bischof Edgar Maranta (4.v.l.) neben Professor Rudolf Geigy, 1949 anlässlich der Eröffnung des Feldlabors des Tropeninstituts in Ifakara. © Edgar Widmer
Bischof Edgar Maranta (4.v.l.) neben Professor Rudolf Geigy, 1949 anlässlich der Eröffnung des Feldlabors des Tropeninstituts in Ifakara. © Edgar Widmer

Sr. Grace von den Mahenge-Schwestern ist die Verfasserin verschiedener Schriften zu Schweizer Missionarinnen und Missionaren.

Wir haben sie gebeten, je zwei von ihnen zu portraitieren. Sr. Grace beginnt Ihre Portraits mit der Entwicklung ihrer eigenen Schwesterngemeinschaft und dem, damit verflochtenen, Engagement des Gründers, Erzbischof Edgar Aristides Maranta (1897-1975).

Die Franciscan Sisters of Charity (man nennt sie auch Mahenge-Schwestern) wurden von Erzbischof Maranta gegründet. Die Anfänge in den 1930er Jahren gingen langsam vor sich. Es dauerte bis 1944, bis die ersten Schwestern ihre Gelübde ablegen konnten. Ein besonderes Gewicht kommt dem Jahr 1970 zu, als Sr. Agnes Choma für die damals 60 Schwestern erste tanzanische Generaloberin wurde. Heute zählt die Kongregation 280 Profess-Schwestern und zahlreiche Novizinnen, Postulantinnen und Kandidatinnen. Sie arbeiten in Spitälern und Schulen, in Sozial- und Pastoralzentren; sie sind auch in Pfarreien tätig, immer mit Schwerpunkt Förderung der Frauen.

Wie hat alles begonnen?
Viele Baldegger Schwestern waren ausgebildet als Pflegerinnen, Hebammen und Lehrerinnen. Auf den Missionsstationen halfen sie den Kranken und zeigten den Frauen, wie sie die Gesundheit ihrer Kinder fördern könnten; viele Mädchen erhielten die Chance, den Schwestern in Haus und Garten helfen zu dürfen. Ohne sich auf einen eigentlichen Ausbildungsplan abstützen zu können, wurden sie eingeführt ins Kochen, in die Führung eines Gartens, in die Gesundheitspflege, ins Nähen und in andere Fähigkeiten, die die Lebensbedürfnisse der Leute verbessern konnten.

Bald äusserten einige Mädchen den nachdrücklichen Wunsch, wie die Schwestern zu werden und so zum Fortschritt ihrer Leute einen Beitrag zu leisten. Bischof Edgar Maranta, von 1925-1969 in Tansania im Einsatz, war ein Mann der Tat: Er hörte auf ihre Bitten, wählte die Besten von ihnen aus und formte sie spirituell und auch in praktischen Fähigkeiten. Er wollte eine örtliche Schwesternkongregation gründen, schrieb selber eine Regel, bestimmte ein Ordenshaus und bat um eine Baldeggerschwester, die für die Ausbildung zuständig war.

Sein Plan wurde von Rom gebilligt. Es gab viele Auf und Ab. Aber durch Gottes Gnade wuchs die Gemeinschaft an Zahl und auch an Geist.

Die Spiritualität des Hl. Franz von Assisi half den Schwestern, eine einfaches Leben zu führen, nahe beim Volk, treu im Gebet und im Leben geschwisterlicher Gemeinschaft und Liebe, mit den eigenen Händen den Lebensunterhalt zu verdienen und im demütigen Dienst an den letzten und vergessensten Menschen zu stehen: die Kranken, die Armen, die Menschen ohne Schulbildung, die Waisen, die Behinderten, die Leprakranken; und nicht zuletzt setzten sie sich ein für die Förderung der Frauen.

Alles ist gefragt, was die Sendung der Kirche braucht
Das ländliche Tanzania war der Ort, wo wir angefangen haben und die wichtigsten Niederlassungen stehen mitten drin in den Farmen, die wir selber betreiben. Alle Schwestern, die heute eintreten, bringen eine Grundausbildung mit sich und werden weiter geschult, von der Katechetin bis zur Ärztin, alles ist gefragt, was unsere Sendung in der Kirche braucht. Wir arbeiten an verschiedenen Orten in Tanzania und auch im Ausland. Wir erhalten Anfragen von Bischöfen und Institutionen. Wir sind alle gleich, nicht nur im einheitlichen Ordenskleid sondern auch im Lebensstil. Die Zahl der Schwestern ist in ständigem Wachstum begriffen, die Nachfrage nach unseren Diensten und unserem Zeugnis nimmt ebenfalls ständig zu. Dem Herrn in Freude und mit reinem Herzen dienen ist unser Motto.

Im Jahr 1975 starb unser Gründer Erzbischof Maranta in der Schweiz und wurde auf dem kleinen Kapuzinerfriedhof auf dem Wesemlin bestattet. Wir haben uns schon früher darum bemüht, dass seine sterblichen Überreste in Tanzania beigesetzt werden. Wir wiederholen diese Bitte: hier in Tanzania ist die Erinnerung an sein bahnbrechendes Wirken am Aufbau der Kirche lebendig und für uns Schwestern ist er der Gründer und Vater der Kongregation.

Br. Matern Marty (1897 – 1955), OFMCAP – «Ein sanftmütiger, heiliggemässer Mensch»

Br. Matern Marty, umringt von Schülern der St. Francis Central School. © Missionsprokura Olten

Br. Matern Marty von Unteriberg im Kanton Schwyz war Primarschullehrer, bevor er im Jahr 1920 bei den Kapuzinern eintrat. Nach seiner Priesterweihe und einem Jahr in London, wo er das Britische Lehrzertifikat für die Kolonien erwarb, wurde er nach Tanzania ausgesandt. 26 Jahre lang lebte er in Kwiro-Mahenge, 550 km von der Hauptstadt Dar es Salaam entfernt.

Zeit für Gott – Zeit für die andern
Von seiner Ankunft am 19. September 1929 bis zu seinem Tod am 15. Februar 1955 war er an der St. Francis Central School als Lehrer und als Kaplan an der Pfarrei Kwiro tätig. Er war ein unermüdlicher Arbeiter und spiritueller Mensch, der auf Gott sein Vertrauen setzte. Er liebte alle Studenten, ohne Ausnahmen zu machen. Er war geduldig, demütig, schlicht und ein Mann des Gebetes. Jedermann nahm ihn in Anspruch, darüber hat er sich nie beklagt.

Er hatte ein Schulprogramm mit vielen Stunden, führte aber auch den Laden für die täglichen Bedürfnisse der Studenten, war beauftragt mit der Begleitung der Seminaristen, mit der Organisation der Liturgie und mit sportlichen Aktivitäten. Er half den Studenten bei der Vorbereitung der Prüfungen und rief sie zu besonderen Bittgebeten (Novenen) auf. Für die Pfarrei organisierte er den Chor und war auch für die Vorbereitung der Ministranten zuständig.

Am Morgen früh traf man ihn bereits in der Kirche, jeden Tag feierte er mit grosser Andacht die heilige Messe; vor und nach der heiligen Messe sass er im Beichtstuhl; viele Schwestern, Gläubige und Studenten beichteten bevorzugt bei ihm. Jedermann konnte zu jeder Zeit mit irgendeinem Anliegen zu ihm kommen; niemand wurde je abgewiesen.

Studenten und Pfarreiangehörige wandten sich in persönlichen und familiären Problemen an ihn, baten um sein fürbittendes Gebet etwa bei Schwierigkeiten wie dem Ausbrechen einer Krankheit, in Dürrezeiten oder bei Heuschreckenplagen usw. Br. Matern war ein Heiliger in seinem Beten und seiner Selbsthingabe.

Er war erst 57 Jahre alt, als er starb. Seit seinem Tod wird sein Grab besucht von Menschen, die im Gebet Gott danken und ihn um seine Hilfe bitten. Er sorgt vom Himmel her für uns, dass wir in der gleichen Liebe zu Gott und den Menschen leben, wie er es vorgelebt hat.

Wunsch nach Heiligsprechung
Im Jahr 2009 hat sich eine Gruppe von Freunden von Br. Matern zusammengetan, die alle Informationen über sein ausserordentliches Leben und über seine Verehrung sammeln wollen; eine kurze Biographie und ein Flyer wurden bereits gedruckt. Unterdessen haben der Bischof und der Provinzial der Kapuziner erste Schritte in Hinsicht auf seine Seeligsprechung unternommen.

Sr. Arnolda – Die MAMA NOLDA (1902 – 1962) von Ifakara

Sr. Arnolda, zwischen zwei „Laienhelferinnen“ und im Kreise ihrer Mitschwestern. © Archiv Baldeggerschwestern

Sr. Arnolda Kury war zu ihrer Zeit eine wirklich professionelle Hebamme und betreute viele Mütter in Erwartung. Mehr als 5000 Babys wurden in ihrer Gegenwart entbunden. Mehr als 30 Jahre übte sie den strengen Beruf einer Hebamme aus. Sie sorgte mit grossem Einsatz für die kranken und alten Leute. Sie war eine Hebamme mit viel Erfahrung. Durch den Kontakt mit den Frauen stiess sie auf verschiedene örtliche Heilkräuter. Einige von ihnen liess sie in ihrem Garten heranwachsen. Sie baute auch eine kleine Krankenstation, die sich im Lauf der Jahre zum jetzigen St. Francis Hospital von Ifakara entwickelte.

Sie schaute auf die Bedürfnisse, nicht auf den Glauben, der Hilfesuchenden
Sie hörte nie auf, den kranken Frauen, die in Erwartung waren, in all ihren Schwierigkeiten zu helfen. Für die Ärzte, Wissenschaftler und Forscher ihrer Zeit war sie eine wichtige Hilfe. Sie vergass auch nicht die Leprakranken und die Behinderten; für sie baute sie das Nazareth Lepra Zentrum aus. Sr. Arnolda war eine wirkliche Missionarin, eine geistliche Person, Mutter und Schwester für alle; sie schaute auf deren Bedürfnisse, nicht auf deren Glaubensbekenntnis.

Sr. Pankratia äusserte sich so über Sr. Arnolda, die im Jahr 1962 unerwartet gestorben ist: «Sr. Arnolda war weitherum bekannt unter dem Namen MAMA NOLDA. Sie war für alle wie eine Mutter, besonders für die Frauen und Leprakranken. Vielen Frauen stand sie im Kindsbett bei.

Alle liebten sie von Herzen. Sr. Maria Paula, ich und viele andere jüngere Schwestern lernten von ihr, wie man Frauen in Erwartung beisteht. Sie war eine Lehrmeisterin voll Geduld und Liebe. Sie kannte viele, viele Leute bei ihren Namen und ihren Problemen. Ärzte aus Europa und solche aus unserem Land fragten sie, wenn sie Probleme hatten. Für alle war sie wie ein goldener Schatz. Und tatsächlich, wenn der Bischof sie von Ifakara an einen anderen Ort hätte versetzen wollen, da hätte er einen Streik provoziert; aber weil Sr. Arnolda von Gott abberufen wurde, konnte niemand dagegen sein.

Was war das Geheimnis ihres Erfolgs? – Das GEBET! – Sie war eine Schwester, die viel gebetet hat. Sicherlich lebt Sr. Arnolda noch heute in den Herzen vieler Menschen in Ifakara.»

Sr. Pankratia Stumpf – Mama Panga (1916-2000), die Mutter von Mofu

Sr. Pankratia Stumpf, zeit lebens als Hebamme und Krankenpflegerin tätig. © Archiv Baldegger Schwestern

Die Pfarrei Mofu war isoliert und nur schwierig zu erreichen. Seit 2013 gehört sie zur Diözese Ifakara. Die Leute leben von der Landwirtschaft und vom Fischen. Bis ins Jahr 1990 galt Mofu als ein Ort, an dem es schwierig war, das Evangelium weiterzugeben. Er liegt in der Überflutungsebene des Ulangaflusses; während der Regenzeit stand er oft lange Zeit unter Wasser. Man konnte den Ort nicht erreichen, weil es keine ständig befahrbaren Strassen gab. Ausserhalb der Siedlungen gab es nur Busch und Wald. Das Leben in diesem Ort war deshalb ungesund (Malaria, Typhus, Durchfall); er war ein Ort, wo es gefährliche wilde Tiere gab.

Begabte Hebamme mit ausserordentlichen Heilkräften
Im Dezember 1971 kamen drei Schwestern von der Göttlichen Vorsehung aus Baldegg nach Mofu. Eine von ihnen war Sr. Pankratia, man nannte sie «Mama Panga». Sie war Krankenpflegerin und Hebamme; in den Augen der Leute war sie auch Arzt. Während sie in Mofu arbeitete, starb im Kindbett keine Frau wegen Komplikation. Sie war eine wirklich begabte Hebamme.

Sie hat auch andere Krankheiten behandelt, was die Sterblichkeit drastisch heruntersetzte; sie behandelte offene Wunden und Verletzungen, die wilde Tiere verursacht hatten, und führte auch verschiedene chirurgische Eingriffe durch. Die Krankenstation Mofu war klein aber hatte einen weitverbreiteten Ruf; die Leute brachten ihre Kranken zu Fuss oder auf einem Wagen über Stunden nach Mofu. Neben ihren grossen Kenntnissen verfügte Sr. Pankratia über ausserordentliche Heilkräfte.

Sie war auch weitherum bekannt wegen ihrer Mission bei den alten und kranken Leuten. Sie ging zu ihnen an Sonntagen oder anderen freien Tagen. Nach dem Mittagessen ging sie von Haus zu Haus, besuchte die Gehöfte und wollte vor allem die älteren Leute sehen. Es gab keine Familie, die sie nicht gekannt hätte. Die Leute nannten sie «Pfarrerin Mama Panga».

Mofu verfügte nur über eine kleine Primarschule. Sr. Pankratia vermittelte den Lehrern Lehr- und Lernmaterial und auch Sportausrüstungen; ebenfalls gründete sie einen Kindergarten.

Sie liebte die Leute und die Leute liebten sie. Ihr Wunsch war es, in Mofu bleiben zu dürfen, hier zu sterben und in Mofu beerdigt zu werden. Auch die Leute in Mofu wollten nicht, dass sie in die Schweiz zurückkehrt. Allerdings, Schwestern können nicht einfach tun, was sie wollen, sie haben ein Gehorsamsgelübde abgelegt. Im Jahr 1982 riefen die Oberen Sr. Pankratia nach Baldegg zurück und übergaben ihr andere Aufgaben. Der bekannte Slogan von Sr. Pankratia war: «Drei Viertel meines Herzens bleiben in Mofu». Im Jahr 2000 starb sie in Baldegg. Die tanzanischen Caritas-Schwestern des hl. Franz traten in die Spuren der Baldegger Schwestern und wirken bis zum heutigen Tag in Mofu.

Mofu – diesen Ort hat Sr. Pankratia sehr geliebt
Vom Himmel aus schaut Sr. Pankratia noch immer auf Mofu. Am 28. Juli 2008 ist ihr Neffe Andreas dorthin gereist, wo seine Tante als Missionarin tätig gewesen war. Andreas Schneider von Rothenburg sagte: «Ich bin an den Ort gekommen, den meine Tante so sehr geliebt hat.» Seit diesem Tag besuchen Andreas und seine Familie und Freunde jedes Jahr Mofu und unterstützen die sozialen Projekte der Pfarrei mit ihren Gaben (https://www.mofuhilfe.ch/).

Grace Shembetu