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Kommunikation schafft Frieden

Als ich ein Kind war, wurde mir beigebracht, dass Streiten „schlecht“ sei. Man streitet nicht, man ist friedlich, man verträgt sich! Das hat dazu geführt, dass Konflikte nicht ausgetragen wurden. Sie wurden verdrängt, „unter den Teppich gekehrt“. Der Ärger wurde heruntergeschluckt. Der Schein einer friedlichen (das heisst, einer perfekten) Welt wurde gewahrt.

Tagelang schmollen

Ich erinnere mich, dass ich mir oft hilflos und verloren vorkam. Ich nahm ja wahr, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Ich sah es zum Beispiel daran, wie sich meine Mutter verhielt. Sie sah mich nicht an; sie redete, wenn überhaupt, in kurzen hingeworfenen Sätzen mit mir. Dieses Verhalten machte mir Angst. Ich ging der Mutter nach Möglichkeit aus dem Weg. Ich strengte mein Gehirn an, um mich zu erinnern, was ich falsch gemacht haben könnte. Und ich versuchte, mit zusätzlichen Gefälligkeiten alles wieder gut zu machen. Später, als ich verheiratet war, habe ich genau diese Verhaltensformen meiner Mutter übernommen. Es muss meinen Mann ziemlich viel Nerven gekostet haben, wenn ich oft tagelang schmollte.

Dies ging solange, bis mir eines Tages mein Verhalten bewusst wurde. Ich erkannte urplötzlich, dass das, was mich als Kind so verstört und verletzt hatte, nun zu meinem eigenen Verhalten geworden war, mit dem ich nun andere verletzte. Ich denke nicht, dass meine Mutter sich absichtlich so verhalten hat. Auch sie hat wenigstens einen Teil ihres Verhaltens von ihren eigenen Eltern übernommen.

Andere wahrnehmen

Das beschriebene Verhalten ist, mehr oder weniger ausgeprägt, bei allen Menschen zu finden. Wir alle wollen geliebt werden, anerkannt, Wertschätzung erfahren. Als Kind lernen wir ziemlich schnell, was wir tun müssen, um dies zu erreichen. Es ist ein ganz normales Verhalten, wenn ich mich ins rechte Licht rücke. Dies tut auch der andere. Es kommt nur darauf an, wieweit ich diese Maskerade treibe; ob ich auch bereit bin, ein Stück weit zu zeigen, was ich wirklich denke, fühle. Bin ich mir dabei überhaupt bewusst, was da abläuft? Bin ich meiner SELBST bewusst? Nehme ich mich wahr, wie ich jetzt gerade bin? Und, wie nehme ich den andern wahr? Nehme ich ihn überhaupt wahr? Nehme ich mir Zeit, ihn anzusehen, ganz bewusst? Wie ist seine Stimme, sein Ausdruck? Interpretiere ich sofort was ich sehe, höre. Bewerte ich es? Höre ich wirklich zu, oder bin ich mit meinen Gedanken ganz woanders? Frage ich nach, wenn ich etwas nicht verstanden habe? Ich habe in meinem Leben feststellen können, dass ich dem andern ermögliche, sich offener zu zeigen, wenn ich zu ihm offen bin. Wenn ich ihm meine Wertschätzung zeige, finden wir beide eine Ebene, auf der wir angstfreier miteinander umgehen können. Ich kann dann eher über Dinge (sprich Konflikte) reden, als es mir sonst möglich wäre.

Vertrauen statt Angst

Kaum ein Mensch will uns bewusst etwas Böses antun. Er tut oder sagt etwas, weil er eben dieser Mensch ist. Aufgrund seiner Erfahrungen, seiner Erziehung, seiner Umwelt und seiner Kultur ist er zu dem geworden, was er ist. Er handelt aus sich selbst, das heisst, auf seine einmalige besondere Art. Wenn wir uns dessen bewusst werden, nimmt dies schon einen bedeutenden Anteil unserer Angst voreinander. Wo die Angst nachlässt, kann Vertrauen entstehen: Vertrauen darauf, dass der andere, obwohl er uns manchmal verletzt, dies nicht absichtlich tut. Das Vertrauen darauf, dass dem so ist, hilft uns dabei, unsere Verletzungen anzusprechen. Wir lernen, uns gegenseitig zu erkennen und zu verstehen. Auf dieser Basis fällt es dann auch leichter, schwierigere Probleme anzusprechen und nach Lösungen zu suchen. Wenn ich den andern wertschätze, werden die Lösungen so aussehen, dass beide Partner nach Möglichkeit ihre Bedürfnisse befriedigen können. Streiten auf diese Art ist also richtig und wichtig! Da wir tagtäglich mit Problemen und Konflikten konfrontiert werden, wäre das Erlernen eines positiven Konfliktverhalten also absolut notwendig! Nicht das Verschweigen (Verdrängen) bringt uns den Frieden. Dieser Frieden wäre trügerisch wie dünnes Eis. Wird das belastende Gewicht zu gross, bricht es ein.

De-Mut

Je älter ich werde, desto mehr denke ich über den Begriff „Demut“ nach. Da steckt ja auch das Wörtchen „Mut“ drin. Für mich heisst dies, zu erkennen, dass ich nicht perfekt bin (es aber wohl gerne wäre); dass ich Fehler mache, ja – dass ich sie machen darf. Es bedeutet auch, dass ich nach Möglichkeit diese Fehler zu erkennen versuche, daraus nach Möglichkeit lerne und dann versuche, anders zu handeln. Ich kann mich also verändern. Dann verändern sich seltsamerweise auch die Dinge und Menschen um mich herum. Ein Beispiel: Wenn ich mich bemühe umweltbewusst zu handeln (indem ich beim Einkauf von Obst akzeptiere, dass biologisches Obst nicht so perfekt aussieht…) beeinflusse ich dabei die Umwelt, indem weniger Schadstoffe in unsere Nahrung gelangen. Ich bin allein? Na gut. Jede Veränderung hat damit angefangen, dass ein Mensch damit angefangen hat.

Frieden finden

Jede Veränderung zieht eine andere Veränderung nach sich. Lasse ich einen anderen Menschen gelten, indem ich ihn so wertschätze, wie er ist, gebe ich ihm damit einen SELBST-Wert, der es ihm ermöglicht, die Demut an sich selbst zu entdecken. Nur wer sich selbst akzeptiert, kann andere akzeptieren. Nur wer sich selbst (trotz aller Fehler) lieben kann, kann auch andere wahrhaft lieben. Und nur wer Probleme zu lösen wagt, kann Frieden finden.

Anke Maggauer-Kirsche
Die Autorin hat im vergangenen Sommer in Luzern ihre Ausbildung als Diplomierte Betagtenbetreuerin abgeschlossen. Ihre Diplomarbeit trägt den Titel: Kommunikation als Instrument der Konfliktbewältigung.

 

Individuelle Handlungsbotschaft

Voraussetzung gelingender Kommunikation ist das Zuhören: Wenn ich einem Anderen zuhöre und ihn verstehe, so habe ich mich dadurch schon verändert. Ich anerkenne den Anderen als Anderen und suche Verständigung auf der Basis gegenseitigen Respekts.

Aus den Unterlagen des Fastenopfers

 

2003/01

verstehen verändert

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