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Der Marsch für das Wasser. Protest gegen den Goldabbau in Conga.
Der Marsch für das Wasser. Protest gegen den Goldabbau in Conga.

Nur wenige profitieren vom Bergbau

Ende September 2015: In der Region des Kupferbergbauprojekts Las Bambas im südlichen Hochland Perus protestieren rund 10’000 Personen, vorallem Bauern und Bäuerinnen der Umgebung. Sie stellen unter anderem die Forderung, dass man sie informiert über die Veränderungen des Projekts nach dem Verkauf an eine chinesische Firma durch GlencoreXstrata, Baar.

Die Situation eskalierte nach dem Einsatz von Polizei und Armee. Die Folge waren drei Tote und einige Verletzte, alle mit Schussverletzungen, sowie Verhaftete.

Behauptungen ohne Beweise

In einer der grössten Zeitungen des Landes war danach zu lesen und im Fernsehen wurde dasselbe wiederholt: Die Nichtregierungsorganisation X stehe hinter dem Streik. Sie hätte ihn seit zwei Jahren organisiert und die Bevölkerung gegen die Mine aufgehetzt. Namentlich erwähnt als einer der Drahtzieher wurde u.a. Marco Arana, Bergbaukritiker und Gründer der Partei Tierra y Libertad, der durch die Verteidigung der Menschenrechte und der Umwelt in der Region der Goldmine Yanacocha  bekannt wurde. (Dieses Engagement hatte zur Folge, dass sein Bischof ihm den Auftrag als Priester seiner Pfarrei entzog).

Es gibt keine fundierten Beweise. Doch Marco Arana muss mit den Verdächtigungen und den Anklagen leben wie viele andere KrititerInnen auch. Sie wiederholen sich so oft wie die Konflikte selbst. Doch beginnen wir weiter vorne.

Was vorher geschah

Nach jahrelangen Protesten und einem Referendum zog sich im Jahr 2004 die kanadische Firma Manhattan von Tambogrande an der Nordküste Perus zurück. Gold, Silber und Zink hätten abgebaut werden sollen und dafür das Land von 8’000 Pächtern enteignet sowie 25’000 BewohnerInnen der Stadt umgesiedelt werden.

Mit dem Slogan «ohne Limetten gibt es kein Ceviche/nationales Fischgericht» gelang es, dass 97% der Bevölkerung dem Goldabbau eine Abfuhr erteilte.

Es war das erste Mal, dass ein grosses Bergbauprojekt in Peru von der betroffenen Bevölkerung gestoppt wurde. Denn Tambogrande gilt als eines der fruchtbarsten Täler Perus. Nach jahrelanger Aufbauarbeit und grossen Investitionen wachsen auf den Feldern Mangos, Limetten, Avocados, auch für den Export. Die Bauernfamilien können davon gut leben. All dies wäre mit dem Goldabbau zerstört worden. Doch das schien den peruanischen Staat nicht zu kümmern, hatte er doch 1997 die Rechte zum Abbau auf 175’000 ha erteilt.

Produkte für den fairen Handel

Bereits 2007 organisierten die lokalen Behörden rund um das Kupferabbauprojekt Majaz/Rio Blanco eine neue Abstimmung. Die Konzession der Mine in der Untersuchungsphase umfasst 6’473 ha. Sie gehörte der englischen Montericometals, welche sie noch 2007 an die chinesische Firma Zijin verkaufte. Die Mine befindet sich in einem ökologisch wertvollen Gebiet, in dem die Bauern u.a. Kaffee für den fairen Handel anbauen. Die Bevölkerung befürchtet die Verschmutzung des Wassers und des Bodens, sodass ihre landwirtschaftliche Produktion und damit ihre Existenz gefährdet wären.

Im Vorfeld der Abstimmung entfachten Vertreter der nationalen Regierung und Befürworter des Bergbaues eine unglaubliche Hetzkampagne gegen die Abstimmung. Das Resultat werde nicht verbindlich sein; die lokalen Behörden hätten nicht die Kompetenz, die Abstimmung durchzuführen; die unterstützenden Organisationen würden vom Ausland finanziert; und überhaupt, alle seien Terroristen  und Kommunisten! Ein Vorwurf, der in Peru lebensgefährlich sein kann …

Mehr als 90% der Stimmenden (über die Hälfte aller Stimmberechtigten) sagten Nein zur geplanten Mine. Das Projekt ist praktisch blockiert, obwohl weder die Konzessionäre noch die Firma sich zurückgezogen haben.

Vier Bergseen zerstören

Conga ist zu einem weiteren Symbol des Widerstands gegen Bergbauprojekte in Peru geworden. Unter dem Slogan «agua si, oro no/Wasser ja, Gold nein» protestiert die Bevölkerung seit 2010 gegen diese Erweiterungsprojekt der Firma Yanacocha. Yanacocha baut seit 1993 Gold im nördlichen Departement Cajamarca ab, wovon ein grosser Teil in die Schweiz exportiert wird.

Mit der Mine Conga sollen vier Bergseen und damit das ganze Ökosystem zerstört werden, einerseits für den Goldabbau und andererseits für die Deponie der Abfälle und Schlacken. Als Ersatz sind Wasserreservoirs geplant, die jedoch in privatem Besitz der Firma sein werden. Wochenlang bewachten die umliegenden Bauerngemeinschaften die Seen, um sie zu schützen. Máxima Acuña Chaupe, die Bäuerin die neben dem See ihr Grundstück besitzt, wehrt sich standhaft gegen die Vertreibung, trotz Drohungen, Anklagen und dem Bau eines Zauns entlang ihrem Grundstück, das sie einzuschliessen droht.

Versprechen

Die Liste könnte noch weitergeführt werden. Realität ist, dass Bergbauprojekte die Bevölkerung spalten in BefürworterInnen und GegnerInnen. Die Firmen treiben diese Spaltungen meist aktiv voran, mit dem gezielten Angebot von Arbeit an Leitungspersonen, durch Korruption usw.

Die BefürworterInnen verteidigen den Bergbau, weil er Arbeit, Einnahmen und Entwicklung bringe in oft weit abgelegene und von Armut gezeichnete Berggebiete. Welcher Jugendliche möchte nicht ein Motorrad haben oder eine Arbeit, die ihm eine bessere Zukunft verspricht als Subsistenzbauer zu sein? Wie diese «Entwicklung» dann aussehen könnte, damit sie sich nicht in isolierten Kleinprojekten wie dem Bau eines Gemeinschaftsraums erschöpft, ist kaum ein Thema.

Zerstörung der Umwelt

Die GegnerInnen der Minen jedoch befürchten die Zerstörung der Umwelt und damit ihrer Lebensgrundlagen, den Staub, die Boden- und Wasserverschmutzung, die Wasserknappheit. Zudem bedeuten Bergbauprojekte auch grosse soziale Veränderungen mit Arbeitern, die von ausserhalb kommen, mit dem Bau von Restaurants und Hotels, Diskotheken, steigenden Preisen, Veränderung von Werten usw. Es profitieren jene, welche diese sehr schnellen Veränderungen nutzen können und oft von ausserhalb der direkt betroffenen Region kommen. Und es gibt viele, die leer ausgehen und auf der Zuschauerbank bleiben (müssen), weil sie nicht zur «direkten Einflusszone» der Mine gehören, bzw. der industrielle Bergbau nur sehr wenig Arbeitsplätze schafft.

So ist es nicht verwunderlich, dass es neben dem formellen industriellen Bergbau auch den klein- und handwerklichen Bergbau gibt, in dem Hunderttausende ihr Glück und Einkommen suchen – mit nicht weniger schädlichen Auswirkungen auf Umwelt und die Gesundheit  wie die mehrfach erhöhten Quecksilberwerte im Blut der Betroffenen zeigen.

Susanna Anderegg

http://www.bergbau-menschen-rechte.ch


Was können wir von der Schweiz her tun?

1. Bewusst einkaufen … ist eine tägliche Übung …

2. sich vernetzen und engagieren

3. Politisch Einfluss nehmen

z.B. Konzernverantwortungsinitiative KOVI: Siehe in diesem ite S. 16 – 19.

4. Druck ausüben auf Firmen

5. finanzielle Unterstützung von Organisationen, die sich engagieren


Peru: Wirtschaftliche Daten

Wirtschaftswachstum: 2015: 2-3%, in den vorhergehenden Jahren: 6-9%. Dieses zeigt sich vor allem in Lima, an der Küste und in den grossen Städten.

Anteil des Bergbaus am Export: 55-65%; an den staatlichen Einnahmen:
2011: 33,3%. 2012: 25,7%, 2014: 14,7%.

Staatliche Ausgaben für Bildung und Gesundheit: je 3% pro Jahr


Abbau Bodenschätze in Peru

Silber(1)*, Kupfer(2)*, Zinn(3)*, Blei(4)*, Molybdän(4)*, Gold(6)*

* weltweite Produktionsrangliste

50 Bergbauprojekte geplant mit einer Investition von mehr als 53 Mrd. USD, mehr als 1/5 der Landfläche Perus ist konzessioniert


Konflikte

  • Mai 2015: Von 143 Umwelt- und sozialen Konflikten betrafen 95 den Bergbau (66 %), 21 die  Öl- und Gasförderung (Quelle: Defensoria del Pueblo)
  • Kriminalisierung der KritikerInnen

Verbindungen zur Schweiz

50% des in Peru abgebauten Goldes wird in die Schweiz exportiert/GlencoreXstrata, Baar.