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Vielleicht ist uns heutzutage manchmal zu wenig bewusst, wie wenig selbstverständlich schon zur Zeit Jesu seine Botschaft und der Glaube an ihn und die Auferstehung waren. Das Markusevangelium erzählt noch und noch vom Unglauben, Unverständnis und Zweifel gerade jener, die mit Jesus unterwegs waren. Und gemäss dem Lukasevangelium hielten die Apostel Jesu die Botschaft der Frauen, dass Jesus auferstanden sei, zunächst für «leeres Geschwätz » (24,11).

Wie können wir heute Vertrauen fassen in die neutestamentlichen Auferstehungsbilder? Mir hilft die Frage nach heutigen Erfahrungen: Gibt es Erfahrungen, die wir heute machen können, welche sich mit biblischen Aussagen zur Auferstehung verbinden lassen? Für mich sind es vor allem drei heutige Erfahrungen, die meinen Glauben an die Auferstehung bestärken.

Eine Frage der Schönheit, der Güte, des Sinns

Ich glaube an die Auferstehung, weil diese Welt wunderschön ist. Dem in Bezug auf religiöse Fragen nicht gerade unkritischen Dante Alighieri (1265–1321) wird der Satz zugeschrieben: «Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Die Sterne in der Nacht, die Blumen am Tage und die Augen der Kinder.» Nach dem Matthäusevangelium hat auch Jesus die Schönheit der Welt für sein theologisches Reden und sein Leben wahrgenommen: «Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wieviel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen » (6,28–30).

Viele Menschen kennen Momente in ihrem Leben, in denen sie zutiefst ergriffen sind von der Schönheit und der Sinnhaftigkeit dieser Welt: Bei der glücklichen Geburt eines freudig erwarteten Kindes. In einer erfüllenden sexuellen Vereinung. In einem einsamen Bergtal, wo ich die vollkommene Stille erlebe, plötzlich das eigene Herz schlagen höre, auf einmal fühle und weiss: Ich lebe, ich bin.

Solche und viele andere Erfahrungen bedeuten ein Ergriffensein, das unseren Verstand und unser Herz übersteigt. Aus dieser Ergriffenheit heraus wächst mein Vertrauen, dass unsere Welt einen guten Ursprung hat und Gottes Geist unsere Welt durchflutet und am Leben hält. Dieser Schöpfungskraft Gottes aber traue ich es auch zu, dass sie uns einzelne Menschen wie auch die ganze Schöpfung einmal in ein neues Leben ruft, einmal von Neuem erschafft.

Eine Frage der Gerechtigkeit

Doch wie ist es mit den dunklen Erfahrungen in dieser Welt, den Erfahrungen des Fressens und Gefressenwerdens, des Schreckens, des Unglücks und des Leids? Sie sind für mich der zweite Grund, warum ich an die Auferstehung glaube: Ich glaube an die Auferstehung, weil sie eine Frage der Gerechtigkeit ist. Dies wurde mir einmal mehr klar bei einem Mann, den ich beerdigen durfte, beerdigen musste: Er wurde gleich nach seiner Geburt verdingt, im wortwörtlichen Sinne. Die ganze Kindheit über wurde er geschlagen und ausgebeutet. Er konnte keinerlei Ausbildung machen und fiel schon in seinem jungen Leben von einem Loch ins andere. Dennoch hat er ehrlich und mit allen Kräften gegen seine schrecklichen Umstände angekämpft. Endlich, bald 40-jährig, fand er bei einem Unternehmen eine bescheidene Arbeit, die ihm Freude bereitete. Er schöpfte neue Hoffnung und Zuversicht. Doch kein halbes Jahr später wurde die Stelle gestrichen, weil die Rendite erhöht werden «musste». Einmal mehr brach die Welt für diesen Menschen zusammen. Und diesmal fehlte ihm die Kraft um weiterzuleben.

Dies ist nur eine von vielen konkreten Begegnung mit Menschen, die mich in der Überzeugung bestärken, dass ich an eine Auferstehung der Toten glauben muss: Wenn es einen gerechten Gott gibt, einen Gott, der ein erfülltes und glückliches Leben aller Menschen will, dann wird Gott diesen Mann bei sich aufnehmen, seine Wunden, die ihm schon in der Kindheit mit Riemen zugefügt wurden, heilen, seine Tränen trocknen.

Eine Frage der guten Begegnung

Eine andere, aber dennoch vergleichbare Erfahrung haben auch die Jüngerinnen und Jünger mit Jesus gemacht: Sie sind in Jesus einem Menschen begegnet, der ihnen zu Würde und Heil verholfen hat. In ihm erkannten sie die Liebe Gottes zu allen Menschen. Auf ihn setzten sie ihre ganze Hoffnung. Doch dann wurde Jesus ans Kreuz geschlagen wie ein Verbrecher. Und seine letzten Worte nach dem Markusevangelium waren ein einziger Schrei: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? » (15,34).

Man kann sich das Entsetzen und die Enttäuschung der Jüngerinnen und Jünger vorstellen. Man kann verstehen, dass die Jünger geflohen sind, dass sie das Schreckliche nicht mehr aushielten. Man könnte auch verstehen, wenn sie ihren Glauben an Gott ganz und gar verloren hätten. Doch: Wenn es einen gerechten Gott gibt, dann kann das Kreuz nicht das Letztesein. Und so ereignet sich durch die Erfahrung von Leiden und Tod hindurch das grosse Wunder von Ostern: Der Glaube erwacht, dass Gottes Liebe stärker ist als der Tod. – Dass es einen solchen Glauben überhaupt gibt, ist das tieferliegende und über sich hinausweisende Wunder.

Eine Frage der Liebe

Es wird kein Zufall sein, dass es die Frauen sind, allen voran Maria Magdalena, die zu den ersten Botschafterinnen der Auferstehungwurden: Sie hatten am Kreuz  ausgeharrt. Sie gingen zum Grab hin. Sie vernahmen die Botschaft: «Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden» (Lukasevangelium 24,5f). Durch die Liebe Gottes ist Jesus auferweckt worden; durch die Liebe dieser Frauen zu Jesus kommen sie selber zum Glauben an den Auferstandenen. Durch ihre Liebe zu Jesus wird die Botschaft weitergetragen zu den Jüngern und zu uns heute.

Dies ist der dritte Grund, der mich im Glauben an die Auferstehung bestärkt: Ich glaube an die Auferstehung, weil ich an die Liebe glaube. Auch dies ist verbunden mit alltäglichen Erfahrungen: Je mehr wir einen Menschen lieben, desto grösser ist der Schmerz, wenn dieser Mensch stirbt. Unser Herz und unsere Liebe aber hoffen, dass es dem Menschen, den wir geliebt haben und immer noch lieben, gut geht, an dem Ort, wo er jetzt ist – und dass dieser Mensch uns vorausgegangen ist in eine Welt, die wir mit unseren Augen nicht sehen können, die nur unser Herz erahnen und erhoffen kann: vorausgegangen zu Gott – wo wir den geliebten Menschen einst wiedersehen.

André Flury, Exeget

Es sei damals alles sehr schnell und überraschend gekommen, erzählt Manfred Frey. Der heute 48-jährige Single lebt am rechten Zürichseeufer im Kanton St. Gallen. In Erwartung einer versprochenen Geldsumme habe er unbesorgt drauflos gelebt und dabei einfach zu viel Geld ausgegeben. Als die Summe dann aber nicht eintraf, stand Manfred Frey bereits drei Monatsmieten in der Kreide.

In dieser prekär zugespitzten Situation konnte Manfred Frey die monatliche Leasing-Rate von 900 Franken für das Auto und seine hohen Handy-Rechnungen bereits nicht mehr bezahlen. Die Schulden begannen, sich auf über 30’000 Franken anzuhäufen. Allmählich verlor er die Kontrolle über die eintreffenden Rechnungen und Mahnungen. Die Post blieb ungeöffnet liegen. «Ich verlor vollends den Überblick und war am Boden zerstört. » Er sei zu der Zeit gerade arbeitslos gewesen, sagt der freischaffende Lehrer, Journalist und studierte Theologe, der damals wie heute seinen Lebensunterhalt mehrheitlich mit Stellvertretungen an Schulen verdient.

Die Sinne wieder finden

In der Verzweiflung versuchte Manfred Frey sein Glück in einem Spielcasino, setzte alles auf eine Karte und verlor nochmals ein paar Tausend Franken. «Am tiefsten Punkt meines Lebens angelangt – ohne Geld ist man enorm eingeengt in unserer Gesellschaft –, bin ich in die Innerschweiz gefahren und habe dort in einer psychiatrischen Klinik um Hilfe angefragt. Ich war damals ganz unten.» Von seiner früheren journalistischen Tätigkeit her kannte Manfred Frey diesen Ort, vormals ein Kloster. «Sie nahmen mich auf, und ich konnte ganze drei Wochen an diesem geschützten Ort wie in einer Oase bleiben.»

Manfred Frey hatte dort Zugang zu verschiedenen Therapieangeboten. «Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir im Rahmen einer Therapie rausgehen mussten, es war Frühling und wir sollten draussen in der Natur verschiedene Düfte wahrnehmen von Holz, Blumen, Gras usw.» Dabei habe er sich plötzlich wieder an den Duft der gelben Bachdotterblumen aus seinen Kindertagen als Bergbauernbub im Bündnerland erinnert. Eine leise Sehnsucht nach Frühling habe ihn dabei ergriffen. Als er tiefsten Punkt seines Lebens anlangte, habe sich ihm plötzlich die entscheidende Frage gestellt: Will ich überhaupt wieder einen Frühling erleben? Und die Antwort darauf war eindeutig: Ja. Der Wendepunkt der Krise war erreicht.

Angewiesen auf andere

«Über das Riechen habe ich wieder zu mir selber gefunden. Ich wusste nun, dass es irgendwie weiter gehen würde. Ich sah zugleich aber auch ein, dass ich allein finanziell nicht mehr weiterkomme.» Manfred Frey raffte sich auf und ging aufs Fürsorgeamt seiner Wohngemeinde. Es habe ihn grosse Überwindung gekostet, sich dort anzuvertrauen. Verschuldet zu sein ist stark mit Scham behaftet. Doch der Gang aufs Sozialamt sei auch wohltuend und befreiend gewesen, sagt Manfred Frey rückblickend. «Ich musste alles offenlegen, meine ganze Buchhaltung, die ich vernachlässigt hatte in den letzten Monaten. Ich musste mich erst aus «unseligen Verträgen lösen und begann mit Hilfe des Sozialteams einen persönlichen Finanzplan für den sukzessiven Abbau des ganzen Schuldenbergs – inklusive sämtlicher Verzugszinsen, die da noch anfallen – zu erarbeiten ». Manfred Frey blieben damals monatlich 3000 Franken zum Leben.

Dank der guten und fairen Zusammenarbeit mit dem Team des Sozialamtes hat Manfred Frey nach und nach aus seiner «selbstverschuldeten » Finanzkrise herausgefunden. «Es war ein langer, steiniger Weg voller Entbehrungen aus einem ausweglos scheinenden Schlamassel. Allmählich gewann ich wieder Boden unter den Füssen, nicht zuletzt auch dank einer finanziellen Hilfe meiner Eltern.»

Freude an der Arbeit finden

Heute ist Manfred Frey saniert und führt wieder ein normales Leben, auch wenn er immer noch daran ist, letzte Raten abzuzahlen. Er hat sich gewissermassen neu erfunden und möchte sich verwirklichen. Verschiedene Projekte stehen an: Manfred Frey ist seit zwei Jahren Chefredaktor Eines Sportmagazins. Er hat auch als ausgebildeter Primarlehrer im Kanton Aargau eine Privatschule für Schüler mit Problemen gegründet und besitzt bereits die Lehrbewilligung des Kantons. Es fehlt ihm aber einfach das nötige Kapital, um diese Schule aufzubauen.

Manfred Frey hat viele Interessen. Der Seelsorger ist auch im Journalismus zuhause. «Ich habe Euphorie für viele Projekte entwickelt, die Gefahr der Verzettelung ist dabei gross», weiss er. «Ich muss mich nun selber etwas dosieren, mich in Geduld üben und meine Kräfte sowie die finanziellen Mittel bündeln.»

Keine billige Steh-auf-Story

Der christlichen Auferstehungsidee kann Manfred Frey als evangelischer Theologe grundsätzlich nur Positives abgewinnen: «Wieder aufzustehen ist die einzig vernünftige Art, mit der Erfahrung von Leid und Tod im Leben umzugehen. Alles andere wäre ja destruktiv.»

Aus Freys kritischem Theologenherz spricht aber auch eine gewisse Skepsis: Er will mit seinem persönlichen «Auferstehungserlebnis » keine billige Steh-auf-Story liefern. Sein geglückter Neuanfang nach der durchstandenen Schuldenkrise hat ihn zweifellos beflügelt. Manfred Frey hat aus der Krise herausgefunden und neuen Lebensmut geschöpft und sich wieder neuen Projekten zugewandt.

Ihn, den spirituell veranlagten und suchenden Menschen, treibt Jahr für Jahr in der Weihnachtszeit eine wesentliche Frage um: Was fangen wir heute mit der Geburt Christi eigentlich an? Stimmen wir nicht allzuschnell in die Euphorie des Weihnachtsgesangs ein? Kann man heute überhaupt noch – angesichts des damals «skandalösen» und weltaufrüttelnden Wirkens von Jesus von Nazareth – das Phänomen «Weihnachten» einfach

weiterhin als Inbegriff von heiler Welt verstehen?

*Name geändert

Cécile Blarer Bärtsch

Ich hatte lange nachgedacht, viel in der Bibel meditiert und einige Bücher  nachgeschlagen. Trotzdem kam ich ziemlich unsicher in den Religionsunterricht. Es war vor Ostern und ich hatte mit den SchülerInnen die Leidensgeschichte Jesu und seine Auferstehung durchzunehmen.

Die Kinder der sozialpädagogischen Klasse 5d sassen gespannt im Kreis und sahen mit leuchtenden Augen auf mich, als ich durch die Türe eintrat. Ja, in der letzten Stunde hatten wir den Einzug Jesu mit der Eselin in Jerusalem gespielt und wir konnten herzhaft lachen. War das ein Fest! Das war ein Volltreffer gewesen. Sorgsam ziehe ich die Türe zu – ich weiss, jetzt gibt es nur noch die SchülerInnen und mich.

Was ich vermitteln wollte

Dieses Mal sass ich unsicher, hadernd mit dem Thema, an meinem Lehrerplatz. «Tod und Auferstehung kann ich Schülern nicht vermitteln», ging mir durch den Kopf. Die Auferstehung verstand ich nicht und auch hatte ich keine einigermassen überzeugende Vorstellung von ihr. In einer solchen  Situation nützt es nichts, wenn man theologisch vom hohen Pferd her verkündet, man dürfe sich ja sowieso keine Vorstellungen von der Auferstehung machen. Jegliche Bilder seien falsch und zurückzuweisen. Das sei eben der Weg der verneinenden Theologie. Da gebe es keine positiven oder verständlichen Aussagen dazu.

Ich hatte mir für die Unterrichtsstunde zwei Zugangsschritte vorgenommen. In einem ersten Teil wollten wir gemeinsam die vier Jahreszeiten gestalten. Auch hier gibt es einen Prozess von Werden, Vergehen und neu Werden. In einem zweiten Methodenschritt wollte ich deutlich machen, dass mit der Auferstehung ein ganz spezielles Neuwerden gemeint ist. Mein Mitbruder Walbert Bühlmann hatte ein Buch geschrieben mit dem Titel Leben – SterbenLeben, wobei das letzte Wort in einer anderen Farbe gehalten war, um so auf das spezielle, ganz andere Neuwerden hinzuweisen.

Die Schulsituation entgleitet

Ich setzte mich an den runden Tisch, lächelte kurz zurück und machte die Kinder mit ernsthafter Miene darauf aufmerksam, dass wir nun eine zwar traurige Geschichte behandeln würden, diese jedoch für uns glaubende Menschen ein Happyend haben werde. Und ich erzählte von kahlen Apfelbäumen, die langsam grün wurden, Knospen bekommen, Früchte tragen, geerntet werden und dann gegen Winter die Blätter fallen lassen. Doch sei im Winter der Kreislauf nicht zu Ende. Sondern es komme wieder Frühling und der Baum beginne wieder neu zu leben.

Genauso sei es mit dem Sterben

von Jesus, begann ich die Ausführungen. Doch sei das neue Leben etwas ganz Anderes, Neues, wollte ich mich ereifern. Doch dazu kam es nicht. Anna begann zu schluchzen, zu weinen – und ich mich zu ärgern über die Auferstehung. Das hat man davon, wenn man sich an den Stoffplan hält. Die beiden Nachbarn von Anna wandten sich dem weinenden Mädchen zu und reichten ihr die Hände. Ich sass auf meinem Stuhl wie bestellt und nicht abgeholt. «Nun, der Lehrer hat die Schulsituation nicht mehr im Griff», konnte ich ärgernd analysieren und atmete ein paar Mal tief durch.

Anna rettete die Situation

Mario sass unruhig auf dem Stuhl und ich merkte, dass er mir etwas sagen wollte. Eigentlich hatte ich ja keine Zeit, ich hätte mich ja um Anna kümmern müssen. Trotzdem sagte ich Ja und wandte mich dem Jungen zu. «Annas Vater ist vor einem Jahr gestorben und das schmerzt sie sehr!», sagte er mir ganz leise. Gut, nun wusste ich wieso die Schülerin weinte. Doch machte dieses Wissen die Situation auch nicht besser! Da bist du wieder einmal tüchtig ins Offside gelaufen, hämmerte es mir im Kopf. Anna weinte, die SchülerInnen nahmen Anteil und der Lehrer suchte fiebrig eine Lösung, ohne Erfolg.

Plötzlich fasste sich Anna wiederund sagte bestimmt und mit feurigen Augen: «Mein Papa ist bei mirim Herzen. Er schaut vom Himmel zu uns hinunter!» Da gab es keinen Zweifel und die anderen SchülerInnen stimmten ihr zu. Plötzlich gab es nichts mehr zu sagen. Die Situation war gerettet.

Zweifel und Klärungen

Anna gab mir eine schöne Antwort, die ihr selber viel Kraft schenkte. Gerne denke ich an diese Situation zurück. Trotzdem ist die Antwort theologisch nicht wirklich überzeugend. Erinnerungen, auch an verstorbene Menschen, können schön sein. Die Fähigkeit, sich zu erinnern, zum Beispiel an die Heilsgeschichte, ist eine wichtige theologische Kategorie, die nicht nur im Christentum sehr wichtig ist. Trotzdem, Auferstehung muss mehr sein als nur Erinnerung. Auch ist es gut, sich verstorbene Menschen im Himmel vorzustellen. Doch kann auch das nicht die Lösung sein, v.a. nicht die christliche Antwort. Der Himmel ist mehr als nur eine Verlängerung des irdischen Lebens. Es muss um mehr gehen als den blossen Wechsel eines Stockwerkes.

Das Samenkorn muss sterben, wenn es ein Baum werden will – so hat Jesus gelehrt. Es ist dies ein aus der Landwirtschaft stammendes Bild für das Geschehen in der Karwoche. Vorher ein Samenkorn und nachher ein Baum, wo die Vögel darin nisten können, ist die österliche Vorstellung. Das ist ein von Jesus überliefertes Bild. Es lag mir theoretisch zwar vor, doch blieb es mir damals recht farblos. Vielleicht zeigt sich darin der Städter, dem solche Bilder eher fremd bleiben?

Wenn Ärger weiterbringt

Auch im Kapuzinerleben ärgerte mich die Tatsache, dass die Fastenzeit und vor allem die Karwoche stets zu vielen Aktivitäten Anlass bieten und ChristInnen sich dabei verausgaben. Es folgt Ostern, das wirklich christliche Hochfest. Der Ostermorgen wird zwar eindrücklich gefeiert, aber anschliessend ist die Luft weg und die Osterzeit eher Erholungs- denn Feierzeit. Ich formulierte diese Beobachtung im Hauskapitel und war völlig erstaunt, wie die Gemeinschaft von Rapperswil – jetzt bin ich in Luzern im Kapuzinerkloster – völlig mit mir einig ging und mich ermutigte, doch etwas zu unternehmen.

Ich hatte mit Widerstand gerechnet und musste nun plötzlich Inhalte bieten, die ich nicht hatte. Was heisst Feiern in der Osterzeit? Ein Kreuzweg kann es ja nicht sein. Die Theologie gab mir zwar Ideen, aber keine Gestaltungsmöglichkeiten. Darum suchte ich in der Kunst nach Symbolen – und ich fand diese glücklicherweise auch. Es sind zwei «Bilder», die mir wichtig und vertraut geworden sind. Beide halfen mir, eine erste und überzeugende Vorstellung von Auferstehung zu entwickeln.

Von der Raupe zum Schmetterling

Der Schmetterling war schon in der Antike ein Sinnbild für die Seele, die nach dem Tod den Körper verlässt. Auf Bildern wird der Schmetterling manchmal in der Hand des Jesuskindes oder auf Blumen im Paradiesgarten Mariens dargestellt. Hier geht es um das Symbol von Leben, Passion und Auferstehung.

Zu einem tiefgehenden Erlebnis wurde mir dieses Bild, als mir eine Kollegin Raupen geschenkt hatte. Zuerst kam ich fast nicht nach mit dem Füttern dieser gefrässigen Tiere. Später verpuppten sie sich und nach einiger Zeit schlüpften wunderbare Schmetterlinge aus den Kokons. Unser irdisches Leben vergleiche ich gerne mit dem Raupendasein. Dann, welche Überraschung, entsteht ein ganz anderes Wesen, ein Schmetterling – ein mich überzeugendes Bild für unser Leben bei Gott!

Aus dem Ei kommt ein Küken

Letztes Jahr kamen Küken in die Frühlingsferien ins Kapuzinerkloster Wesemlin, Luzern. Sie wurden in einer Schule ausgebrütet und fanden, bis die Schulzeit wieder begann, Aufnahme hinter den schützenden Mauern. Auch hier zeigt sich eine erstaunliche Verwandlung hin zum Leben, eben vielleicht zum wahren oder himmlischen Leben. Wie Christus aus dem Grab, so ersteht das Küken aus dem Ei.

Die Kunst kennt noch zwei weitere Sinnbilder für die Auferstehung:

• Schnecke: Sie öffnet im Frühjahr den Deckel ihres Hauses – darum werden manchmal Gräber, wie Vischers Sebaldusgrab in Nürnberg, von vier Schnecken getragen.

• Löwin, die tote Junge gebiert, die am dritten Tag dadurch ins Leben zurückgerufen werden, dass der Vater ihnen ins Antlitz bläst (vgl. Margarete Luise Goecke-Seischab, Christliche Bilder  verstehen, S. 188–190).

Natürlich – Auferstehung ist und bleibt für uns Menschen ein Geheimnis und eine offene Frage. Trotzdem helfen Bilder von diesem Geheimnis eine Ahnung zu bekommen. Erst als Ganzes macht der theologische Dreischritt Sinn: Bejahung, Verneinung, Übersteigung. Wie der Schmetterling aus dem Kokon, so steigt Christus aus dem Grab. Nein, es ist ganz anders zu verstehen. Die Auferstehung ist noch viel mehr. Aber, ohne den ersten Schritt der Bejahung eines Bildes gibt es weder Verneinung noch Übersteigung. Es bliebe ein verständnisloses Drehen um die Auferstehung.

Adrian Müller

http://www.adrianm.ch

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