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[bild33432|33431rw240-]Sein aufrüttelndes Werk trägt den provokativen Titel: «Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt.» Seine vielfach belegte These: «Die Beseitigung des Hungers liegt in der Verantwortung des Menschen. Es gibt bei diesem Problem keine schicksalshafte Unausweichlichkeit. Der Feind lässt sich besiegen.»

Als erster und langjähriger UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung sah Ziegler auf unzähligen Reisen in die Länder des Südens dem Hunger ins Gesicht. Immer wieder erzählt er in seinem Buch von erschütternden Begegnungen mit Hungernden

und mit Menschen, die ihr Leben für die Bekämpfung des Hungers einsetzen.

Auch als Politiker – er war bekanntlich viele Jahre Nationalrat – kennt er die Hintergründe der Hungerproblematik. Er warnt in seinem Buch vor politischen Massnahmen, die den Hunger noch verstärken. Darunter gehört das «neoliberale Dogma» des freien Marktes, auch im Bereich der Landwirtschaft (s. Kasten).

Wie im vorliegenden a erscheint bei Ziegler öfter das Wort Land Grabbing/Landraub. Eine besondere Form davon ist die Produktion des «Grünen Goldes». Es handelt sich um Pflanzen, die nicht als Lebensmittel, sondern als Treibstoffe für Autos verwendet werden Auch dies hat horrende Folgen. Denn für die Tankfüllung eines Mittelklassewagens müssen beispielsweise über 350 Kilo Mais vernichtet werden. Von diesem Mais könnte ein Kind in einem Landdes Südens ein ganzes Jahr lang  leben …

Jean Zieglers Buch will nicht Resignation, sondern Hoffnung verbreiten. Er erzählt von vielfachen Bestrebungen von Bauern und ihren Gewerkschaften, ihr Land vor dem Zugriff ausländischer Investoren zu verteidigen. Bekanntlich werden solche Bemühungen von Fastenopfer und Brot für alle in verschiedenen Regionen unterstützt.

Walter Ludin


Ungleicher Boxkampf

Die Liberalisierung des Agrarhandels führt zur Konkurrenz zwischen zwei äusserst ungleichen Partnern. Diese These illustriert Jean Ziegler mit einem einfachen Bild: «In einem Boxring stehen sich Wladimir Klitschko, der Weltmeister im Schwergewicht, und ein unterernährter bengalischer Arbeitsloser gegenüber. (…) Für Gerechtigkeit ist gesorgt, weil die Handschuhe der beiden Akteure identisch sind, die Kampfzeit für beide gleich, weil sie sich beide in demselben Ring gegenüberstehen und die

Boxregeln für beide gelten. Also möge der Bessere gewinnen!

Der unparteiische Ringrichter ist der Markt. Die Absurdität des neoliberalen Dogmas springt ins Auge.»

Im Herbst letzten Jahres war es endlich so weit: Beide Kammern unseres Parlaments konnten sich zu einem «Ja» der Solidarität durchringen. Sie beschlossen, das Budget der Entwicklungszusammenarbeit des Bundes bis ins Jahr 2015 auf 0,5% des Bruttonationaleinkommens (BNP) zu erhöhen.

Damit gehört die Schweiz zu den wenigen Geberstaaten, die trotz schwieriger weltwirtschaftlicher Verhältnisse mehr Geld für Arme in den Ländern des Südens und Ostens auszugeben bereit sind. Insgesamt knapp drei Milliarden Franken wird die Schweiz bis 2016 pro Jahr für Projekte, aber auch für Beteiligungen an multilateralen Institutionen wie der afrikanischen Entwicklungsbank ausgeben können – wenn das Parlament nicht im Rahmen der jährlichen Budgetdebatten die Ausgaben im letzten Moment doch noch beschneidet.

Wofür Geld ausgeben?

Für diese Budgeterhöhung hat sich eine breite Koalition von Nichtregierungsorganisationen über zehn Jahre lang eingesetzt. Natürlich freuen wir uns über das Resultat, auch wenn wir ursprünglich angetreten waren, um – wie es das UNO- Ziel vorsieht – insgesamt 0,7% des Bruttonationalproduktes/ BNP für Entwicklungszusammenarbeit zu erreichen. Doch was ist denn eigentlich überhaupt unter «Entwicklung» zu verstehen? Wofür kann die Schweiz nun mehr Geld ausgeben?

Entwicklungszusammenarbeit, Entwicklungshilfe, humanitäre Hilfe, Nothilfe, Entwicklungspolitik, Südhilfe, Nord-Süd-Arbeit und andere Begriffe mehr werden verwendet, wenn von internationaler Entwicklungszusammenarbeit gesprochen wird.

Ihr Ziel soll es immer sein, Armut, Not und Leid zu lindern. Im Falle humanitärer Hilfe bei Krieg, nach Umweltkatastrophen und anderen Unglücksfällen, scheint es relativ

klar, wofür Mittel eingesetzt werden können. Geht es aber um «Entwicklungszusammenarbeit », stellt sich doch die Frage, von welcher «Entwicklung» denn nun gesprochen wird.

Welche Entwicklung?

«Entwicklung» ist ein Begriff, der von Werten und Zielen genährt wird und deshalb genau zu analysieren ist. Werte und Ziele verschiedener Gruppen können nämlich erheblich differieren. Hinlänglich bekannt sind die in den letzten 50 Jahren immer wieder aufflammenden Diskussionen um geschaffene Abhängigkeiten, nicht wirksam eingesetzte Hilfe, neokolonialistisches Gehabe oder um Hilfe bloss des eigenen (wirtschaftlichen) Vorteils willen. Sie lassen sich auch nicht in jedem Fall gänzlich entkräften.

Seit dem 18. Jahrhundert taucht «entwickeln» als deutsche Übersetzung sowohl des französischen «développer» als auch des französischen «évoluer» auf. (s. Kasten: «Wachstum – Veränderung»)

Begrenzte Erde – unbegrenztes Wachstum?

Der klassische Entwicklungsdiskurs des letzten halben Jahrhunderts beruht primär auf einer ökonomischen Wachstumsstrategie. Wachstum hat sich in unserem Wirtschaftsmodell als notwendig erwiesen. Es ist kaum absehbar, dass wir uns ein anderes Paradigma vorstellen können. Denken wir nur daran, dass die Ausschüttungen unserer Pensionskassen wesentlich von wirtschaftlichem Wachstum abhängen – und wer wollte schon auf seine Pensionskassengelder verzichten?

Trotzdem: Die Welt hat sich verändert. Nicht nur die Risiken des Klimawandels werden uns zunehmend bewusst, auch die Risiken eines ungezähmten Finanzsystems wurden uns in den letzten Jahren deutlich vor Augen geführt. Und diverse WissenschafterInnen weisen uns erneut darauf hin, dass dem blinden Wachstum Grenzen gesetzt sein könnten. Die Grenzen des Planeten werden vermessen und es wird festgehalten, dass die Versauerung der Meere, Artensterben und Abholzung von Wäldern das Überleben der Menschheit ernsthaft gefährden werden.

Leid in allen Winkeln

Arme werden nicht nur in Ländern des Südens ärmer und gleichzeitig Reiche reicher. Auch in unseren Breitengraden ist dieses Phänomen beinahe alltäglich geworden. Jedenfalls hat die Globalisierung der letzten Jahre tatsächlich stattgefunden. Es gibt kaum mehr nur denreich-bequemen«Norden»und denabhängig-armen«Süden», sondern primär Risiken und Herausforderungen, Leid und Ungerechtigkeit in allen Winkeln der Erde.

Man mag diese unangenehm anmutenden Schreckensszenarien als veraltete Unheilsprophetie abtun, wie sie uns beispielsweise von Jesaja überliefert wird – und das Leben im Hier und Jetzt sorgenfrei geniessen. Aber ob es im Hinblick auf Lebensbedingungen junger und künftiger Generationen richtig ist, die Augen vor drohenden Gefahren zu verschliessen?

Das «gute» Leben aller

Entwicklung, Ausrichtung auf Zukunft hin, Verwirklichung fairer Lebensbedingungen für die gesamte Menschheit und damit Durchsetzung sämtlicher Menschenrechte für alle Abbilder Gottes auf Erden, ist heute keine Frage mehr von finanziellen Transferzahlungen von reichen Ländern des Nordens in arme Staaten des Südens allein.

Vielmehr gilt es, global gemeinsam von allen geteilte Ziele zu definieren, die das «gute» Leben aller Menschen ermöglichen und auch künftigen Generationen ein würdiges Überleben sichern.

Es braucht konkrete Massnahmen

Von allen geteilte Werte und die darauf bauenden Ziele allein machen aber weder satt, noch senken sie unseren CO2-Ausstoss. Sie garantieren also weder ein Recht auf Nahrung für alle, noch schützen sie vor den Folgen des Klimawandels.

Es braucht auch konkrete Massnahmen und die Bereitschaft, diese im Alltag umzusetzen. Es reicht nicht, sie am Verhandlungstisch internationaler Gremien abstrakt festzusetzen, wo in den nächsten Jahren über Ziele nachhaltiger Entwicklung debattiert wird.

Es braucht vor allem lokal auch hier in der Schweiz den Willen aller BürgerInnen, die aus diesen Zielen abgeleiteten Massnahmen konkret in die Tat umzusetzen. Jede und jeder von uns ist im Alltag aufgerufen, einen Beitrag zu leisten und selber einen nachhaltigen Lebensstil zu pflegen.

Almosen geben allein genügt nicht – weder individuell in Form einer Armenspende noch kollektiv in Form öffentlicher Entwicklungshilfe. Politische Einflussnahme zugunsten einer nachhaltigen, nicht nur einseitig auf Wirtschaftswachstum setzenden «Entwicklung » ist not-wendig – und sie beginnt bereits bei jedem/jeder von uns.

Markus Brun, Fastenopfer

Bereichsleiter Süden


Wachstum – Veränderung

Die Übersetzung von «évoluer» meint vor allem einen biologischen Vorgang von Artenveränderung in der Zeit. Die Umschreibungen von «développer» als «déployer» (entfalten), «donner toute son étendue à» (etwas/jemandem seinen vollständigen Gehalt geben), «faire croître» (wachsen lassen), «amplifier» (erweitern) und «agrandir» (vergrössern) weisen auf «Wachstum», «Vergrösserung» und «Vollständigkeit » hin.

Spätestens seit der Ernährungskrise 2007 ist fruchtbares Land zum Spekulationsobjekt geworden. Westliche Firmen und Hedgefonds sowie staatliche Investitionsgesellschaften

aus China, Ostasien oder dem arabischen Raum reissen sich mit oft fragwürdigen Methoden riesige Ackerflächen unter den Nagel. Sie schliessen Pachtverträge für 50 bis 99 Jahre ab, die ihnen die exklusive Verfügung über das Land und das damit verbundene Wasser zugestehen. Die Regierungen sind meistens nur am Zustandekommen der Verträge beteiligt. Danach treten sie ihre Rechte an private Unternehmen ab.

50-mal die Schweiz

Die kleine internationale Nichtregierungsorganisation Grain beobachtet diese Praktiken seit langem. Weltweit hat sie 416 Fälle von Land Grabbing identifiziert, davon 228 in Afrika. Gemäss Berechnungen der Internationalen Land Coalition ILC wurden zwischen 2000 und 2010 solche Landverträge für eine Fläche von insgesamt 203 Millionen Hektaren verhandelt oder abgeschlossen. Dies ist mehr als 50-mal die Fläche der Schweiz.

In einigen Ländern sind dadurch mehr als die bisher gepflügte Ackerfläche und grosse Anteile der landwirtschaftlichen Nutzfläche an ausländische Investoren verpachtet worden.

Langfristig gesicherte Rechte

In all diesen Fällen verlieren einheimische Bauernfamilien ihre Felder und damit ihren Lebensunterhalt. Studien aus allen Kontinenten belegen aber, dass die bäuerlichen Familienbetriebe weltweit gesehen nicht nur 70% aller Nahrungsmittel produzieren. Sie sind auch produktiver als die Grossbetriebe des Agrobusiness.

Damit Kleinbäuerinnen und -bauern Nahrungsmittel produzieren können, sind sie – neben angepasstem Saatgut und Wasser – vor allem darauf angewiesen, dass ihnen ihre Felder gehören, dass ihr Zugang dazu langfristig gesichert ist. Nur dann können sie in dieses Land investieren und zum Beispiel Bäume pflanzen, die erst nach Jahoder für die nächste Generation ertragreich sind.

Es ist deshalb ein grosses Problem, dass vielerorts – auch in afrikanischen Ländern – die meisten Bauernfamilien keine Landtitel besitzen und deshalb rechtlich nicht vor Vertreibung geschützt sind.

Dramatische Auswirkungen

Durch Landraub kommt es zur widersprüchlichen Situation, dass in einem Land, in dem ausländische Investoren in grossen Mengen Nahrungsmittel und landwirtschaftliche Rohstoffe für den Export anbauen, gleichzeitig Hunger herrscht – unter anderem in Senegal. Die einheimische Bevölkerung profitiert nicht von der Produktion der ausländischen Investoren. Ihre Ernährung wird nicht gesichert. Noch absurder wird die Situation, wenn ein Teil der angebauten Produkte wie Mais der Herstellung von Agro-Treibstoffen für die Tanks europäischer Autos dient.

Land Grabbing hat dramatische Auswirkungen. Die lokale Bevölkerung verliert das Land, das den Familien seit Generationen zu Nahrung und Einkommen verholfen hat und mit dem sie Nahrungsmittel für den lokalen Markt produzieren konnte. Die auf den neuen Plantagen geschaffenen Arbeitsplätze beschäftigen nur einen Bruchteil der betroffenen Menschen; dies meist zu Löhnen, die keine Familie zu ernähren vermögen. Die Anzahl der unterernährten Frauen, Kinder und Männer steigt. Ihr Menschenrecht auf Nahrung wird verletzt.

Monokulturen und Chemie

«Landraub führt dazu, dass die Landwirtschaft sich immer stärker auf riesige Monokulturen, umfangreichen Chemieeinsatz, den Verbrauch von fossilen Energieträgern und unmenschliche Arbeitsbedingungen stützt. Eine solche Landwirtschaft wird nicht dazu taugen, die Welt mit Lebensmitteln zu versorgen. Sie dient im Wesentlichen dazu, Extraprofite für ein paar Auserwählte zu produzieren», sagt Henk Hobbelink, der Koordinator von Grain.

Weil viele Partnerorganisationen von Fastenopfer und Brot für alle von Landraub betroffen sind und sich gegen diese bedrohliche Entwicklung wehren, wählten die beiden Organisationen das Phänomen Landraub und die Bedeutung der Landsicherung für Kleinbauernfamilien zum Thema der Ökumenischen Kampagne 2013: «Ohne Land kein Brot».

Fastenopfer unterstützt

Konkret unterstützt Fastenopfer in betroffenen Ländern Organisationen, die Bauernfamilien helfen, Besitzurkunden für ihre Felder zu erlangen, damit das Land, das sie traditionell bebauen oder bewohnen, nicht verpachtet werden kann. Weiter fördern diese Organisationen den ökologischen Landbau und die Züchtung von besserem Saatgut, damit die Familien langfristig ihre Produktion erhöhen können.

Auch auf internationaler Ebene setzen sich Fastenopfer und Brot für alle für einen Stopp von Land Grabbing ein. Es braucht mehr Transparenz und klare Regelungen für Investitionen im Agrarbereich. Die Menschenrechte müssen überall respektiert werden.

Ernährungssicherheit

«Selbstverständlich brauchen wir Investitionen in die Landwirtschaft, aber nicht Investitionen in wenige Grossbetriebe in der Hand einer kleinen Zahl von Finanzhaien. Wir brauchen Investitionen in die Ernährungssicherheit, die von Millionen lokaler Märkte und von drei Milliarden Bäuerinnen und Bauern sowie von Landarbeitern getragen wird. Denn sie sind es, die bisher den grössten Teil unserer Nahrungsmittel produzieren», sagt Henk Hobbelik.

Blanca Steinmann, Fastenopfer

Weitere Informationen:

http://www.grain.org

http://www.oekumenischekampagne.ch

 

«EinBlick» 02/2012

Obwohl heute Nahrungsmittel für zehn Milliarden Menschen hergestellt werden, leidet eine Milliarde Menschen Hunger. Um Unterernährung erfolgreich zu bekämpfen, braucht es deshalb nicht intensivere Anbaumethoden, sondern ein neues Landwirtschafts- und Ernährungssystem.

Fastenopfer und Brot für alle fordern einen Kurswechsel in der globalen Landwirtschaft, mit dem das Recht auf Nahrung auch tatsächlich durchgesetzt werden kann. Die Broschüre «EinBlick» zeigt auf, was sich bei Bauern und Bäuerinnen, Industrie und Konsumenten ändern muss, damit dieser Richtungswechsel eingeleitet werden kann.

http://www.fastenopfer.ch/einblick

 

Für CHF 5.– erhältlich bei: Fastenopfer, Alpenquai 4, Postfach 2856, 6002 Luzern.

Telefon 041 227 59 59, E-Mail: mail@fastenopfer.ch

 

Zum Beispiel im Kongo

In der Demokratischen Republik Kongo zum Beispiel machen die bereits verpachteten 670’000 Hektar Land 134% der bisher als Ackerland genutzten Landwirtschaftsfläche aus. In Sierra Leone sind über 500000 Hektar vergeben worden, was 46% des Ackerlandes oder 15% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche inklusive Weideland ausmacht.

Kurznachrichten

jumi – Peace

Dienstag, 31. Mai 2022

Wir glauben an Frieden! Das ist unsere Hoffnung und dafür setzen wir uns ein!

jumi – zäme unterwägs

Freitag, 6. Mai 2022

In diesem jumi erzählen Pfadi, Jubla und die Minis, was Kinder bei ihnen machen können.

Aus dem Kloster Dornach

Montag, 2. Mai 2022

Im ehemaligen Kapuzinerkloster ist immer was los …

Käfer und Wurm

Dienstag, 12. April 2022

Dieses jumi erzählt von Käfern, Würmen und anderen Kleinsttieren.

jumi – Kraft

Donnerstag, 20. Januar 2022

Dieses jumi schaut zusammen mit der Fastenaktion nach Laos, einem faszinierenden Land in Asien.