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[bild 35221|35222rw140]Der Triumphbogen vor dem Paradies der Ausgestossenen (engl. Outcasts) erinnert an die Engel der Verkündigung an Weihnachten. Der Bogen steht beim Eingang des Dorfes Thullur im Staat Andhra Pradesh. Hier finden die Dalits des Dorfes ein StückParadiesaufErden. Die Ausgestossenen dürfen kein Land besitzen und haben kein Rechtauf ein Dach über ihrem Kopf.

Die Kolonie wurde unter denSchutz des Jesuskindes von Prag gestellt. Unterhalb der Inschrift «Dem Kinde Jesu» ist der Triumphbogen mit den Namen der lokalen Politiker beschriftet. Die Statue des Jesuskindes von Prag ist ein Erbe der ausländischen Missionare. Fast alle Kirchen dieser Gegend sind mit einer Statue des Jesuskindes geschmückt.

Ansprüche auf niederem Niveau

Nichts von dem, was wir in der Welt und erst recht in Indien realisieren, kommt zum Gelingen, wenn nicht hinter uns Frauen und Männer stehen, die unsere Vorhaben tatkräftig unterstützen. Die Kapuziner sind gegenüber den Spendern und Spenderinnen zu Dank verpflichtet. So möchte ich zum 30-Jahr-Jubiläum des Projekts ein Stück Vergangenheit lebendig werden lassen.

Am Entstehen des Projekts war ganz entscheidend Stefano Bronner, damals Provinzvikar der Schweizer Kapuzinerprovinz, beteiligt. Er hat immer wieder geholfen, wenn die Kapuziner von anderen um Unterstützung gebeten wurden. Die Bedürfnisse der Dalits waren einfach: ein kleines Haus mit zwei Zimmern für je eine Familie, eine Küche auf dem Vorplatz, fliessendes Wasser im Hof. Mehr brauchten diese Menschen nicht.

Es geht nicht um die Kapuziner

Der Finanzexperte Br. Stefano weiss um den Wert des Geldes und es liegt ihm daran, dass die Schweizer Kapuzinerprovinz mit dem Geld sorgfältig umgeht. Der Kapuziner versteht es, die Bitten um Hilfe immer wieder in ihren sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Kontext zu stellen. Er weiss sehr gut um das wirtschaftliche Umfeld, in dem die Kapuziner ihre Projekte einbringen.

Stefano Brunner kann mit wenig Aufwand viel bewirken. Dabei ist es jedoch unabdingbar, auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort einzugehen. Das Projekt «Paradies», ein partnerschaftlich entwickeltes Entwicklungsprojekt, macht klar, dass es hier um den Menschen geht: Jeder Mensch muss in seiner Würde als Geschöpf anerkannt werden; und das gilt in erster Linie den Ausgestossenen dieser Erde. Wenn wir denen ein Daheim schenken, die kein Recht auf ein Daheim haben, dann eröffnet sich neues Leben. Und so unscheinbar dieses Leben sein mag, es hat grosse soziale Wirkungen auf die Umwelt.

Das «Paradies» ist kein Ferienclub

Erst wenn man den gesellschaftlichen Kontext berücksichtigt, kann man ermessen, was es bedeutet hat, diese kleine Kolonie von 150 Familien zu schaffen. Die Familien verfügen keineswegs über Luxus, aber sie bewohnen doch einenprivilegierten Platz. Das «Paradies»  ist noch lange nicht ein Ferienclub. Der Platz zum Wohnen ist beschränkt und karg eingerichtet.

Was im Herzen der Stadt zählt, ist nicht zuerst der Platz, sondern die Menschen, die das Glück haben, hier wohnen und leben zu dürfen. Die Bewohner und Bewohnerinnen leben unterdessen mindestens in der zweiten Generation hier. Selbst die Jungen in der Kolonie wissen kaum mehr, wie die Siedlung entstanden ist.

Erde, wo Milch und Honig fliessen

Die Dalits, die an diesem Ort wohnen dürfen, können sich wie im Paradies fühlen, wie im verheissenen Land, das sie erhalten haben. Es entstand aus sozialen und religiösen Motivationen; es gab keine Absicht, Nichtchristen zu Gläubigen zu machen. Heute dürften allerdings alle Bewohner Christen sein.

Die Leute bemühen sich, ihre Häuser zu renovieren und zu verbessern. Neue Dalits kommen hinzu und bemühen sich, angrenzendes Land zu kaufen und dort ihre Häuser aufzustellen. Es ist ein beliebter Wohnort geworden.

Wasser soll nahe sein

Geht es da wirklich um ein Stück Erde, wo Milch und Honig fliessen? Das wäre ohne Zweifel übertrieben. Gleichwohl konnte mandas Wasser aus einer  Distanz von fünf Kilometern herleiten. Zunächst musste man eine Quelle entdecken und freilegen, dann einen Leitungsgraben ziehen und die Leitung legen.

Es ist ein ungeheurer Vorteil, wenn eine Familie das Wasser gleich auf dem Vorplatz ihres Hauses vorfindet. Frauen und Mädchen wünschen sich das: Wasser zur Hand. Ihnen bleibt die tägliche Schinderei des Wasserholens erspart. Von einer solchen Entlastung können viele Frauen in Indien nur träumen!

Bernard Maillard

Übersetzung: Thomas M. Huber


Entwicklungshilfe und nicht Mission

Die indische Regierung kontrolliert die Spenden genau, die den Orden und den Kirchen vom Ausland her zukommen. Sie will damit verhindern, dass die Gelder zur Gewinnung von neuen Christen eingesetzt werden. Gelder für soziale Zwecke sind aber stets willkommen.


«Unberührbare»

Die Zahl der Dalits wird auf etwa 240 Millionen geschätzt. Bis heute erleben sie häufig massive Diskriminierung, teilweise auch Verfolgung und Gewalt. Sie werden als «unrein» oder «unberührbar» angesehen. Besonders in ländlichen Gegenden ist diese Diskriminierung, die im Westen oft als eine Form des Rassismus oder der Sklaverei angesehen wird, bis heute Realität. Dies kann so weit gehen, dass man selbst die Berührung mit ihrem Schatten meidet. Immer wieder werden sie Opfer von Gewalt und Landraub.

Quelle: Wikipedia

[bild 35193|35194|35195rw140]Unter den unbarmherzigen Strahlen der Mittagssonne zeigt mir Bruder John die Gebäulichkeiten des Kinderdorfes. Plötzlich drückt er mir ein kleines Heft in die Hand. Es ist angeschrieben mit «Blossoms in the dust». «Knospen der Hoffnung im grauen Alltag» enthält Berichte von Kindern, die im Kinderdorf Aufnahme gefunden haben. Die Zeugnisse brauchen keinen Kommentar.

Eine Familie gleitet ab ins Elend

Ich heisse Pushparani und bin 12 Jahre alt. Ich habe zwei Brüder und eine Schwester. Ich hatte liebevolle Eltern; sie kümmerten sich um uns. Mein Vater war Zimmermann, die Mutter besorgte den Haushalt. Sie gab uns Kindern immer genug zu essen. Ich hatte das Gesicht meiner Mutter sehr gern, sie strahlte immer und schaute mich mit liebevollen Augen an.

Auf einmal wurde meine Mutter krank, sie kam ins Spital und unser Leben geriet durcheinander. Mein Vater tat sein Bestes, um möglichst oft bei ihr zu sein. Ich besorgte von da an die Küche und kümmerte mich um meine jüngeren Brüder. Der jüngste war 10 Monate alt. Die Tage und Monate schleppten sich dahin, schliesslich brachte man die Mutter tot ins Haus zurück.

Bald wurde auch mein Vater krank. Er verlor den Verstand und ging nicht mehr arbeiten. Was das tägliche Essen anging, wurden wir abhängig von unseren Nachbarn. Am Schluss landeten wir auf der Strasse, wir begannen zu betteln und schliefen unter einer Brücke. Für meinen jüngsten Bruder war ich wie eine Mutter, er klammerte sich an meine Beine und wollte immer auf dem Rücken getragen werden.

Eines Tages drängte ein Unbekannter meinen Vater, sich an die Institution «Reaching to Unreached », «Die Unerreichbaren erreichen », zu wenden. Als man uns Kinder aufgenommen hatte, verschwand mein Vater. Wir wissen gar nichts mehr von ihm, wir wissen nicht einmal, ob er noch lebt oder nicht. Aber jetzt leben wir in Sicherheit und wir haben eine neue Mutter, die sich um uns kümmert.

An der Kette wie Hunde

Ich heisse Dharshini und ich habe eine Schwester, die Poongothai heisst, und einen Bruder mit dem Namen Balan. Mein Vater heisst Mayandi, er war Rikscha-Fahrer. Er verdiente wenig. Das Geld gab er der Schwiegermutter. Sie hat uns nie zu essen gegeben; sie verachtete uns. Die Schwiegermutter duldete nicht, dass wir zu Hause waren. Mein Vater hatte sich angewöhnt, uns Kinder an einer Hundekette festzubinden. Eines Nachts kam er und liess uns frei.

Wir hatten nur wenig zu essen. Wir waren unterernährt. Eines Tages hat Thatha (Kosewort für «Vater») uns ins Kinderdorf mitgenommen. Man hat uns liebevoll aufgenommen und uns zu essen gegeben. Jetzt sind wir glücklich.

Mutter hat meinen Bruder vergiftet

Ich heisse Sangavi und komme von einem kleinen Dorf. Ich habe eine Schwester und einen älteren Bruder. Mein Vater hatte kein Vertrauen in meine Mutter; jeden Tag schlug er sie. Ständig stritten sie. Die Situation war unerträglich. Schliesslich floh meine Mutter mit uns in den Wald, wo wir versteckt in einer Hütte lebten. Eines Tages kam sie ganz erschreckt herbeigerannt und befahl uns, uns ganz still zu verhalten. Unser Vater hielt sich in der Nähe auf und hielt den Kopf eines Menschen, den er getötet hatte, in seiner Hand.

Später kam unsere Mutter auf uns zu und meinte, dass wir ihr gehörten und dass sie uns nicht werde leben lassen. Sie machte Gift bereit und wollte es uns geben. Ich wehrte mich. Aber mein Bruder und meine Schwester mussten davon essen und meine Mutter ass den Rest auf. Alle drei verloren das Bewusstsein und ich rannte ins Dorf, um Hilfe zu holen. Ein Polizeijeep fuhr los und holte die drei. Meine Mutter und mein Bruder waren schon tot. Meine Schwester kam davon; zusammen mit mir, der nur wenig Gift erwischt hatte, wurden wir in ein Spital gebracht. Eine Woche später wurden wir aus dem Spital entlassen. Mein Vater kam ins Gefängnis; er starb wenige Wochen nachdem er nach Hause zurückgekehrt war.

Von Schulden erdrückt

Ich heisse Vishalini. Mein Vater war Stoffverkäufer. Die Familie war glücklich. Da wurde meine Mutter plötzlich krank. Sie musste sofort in ein Spital eintreten. Wir Kinder kamen ins Kinderdorf. Mein Bruder und ich arbeiteten hart, um die Schulden unserer Familie abtragen zu können. In den ersten Tagen waren wir traurig darüber, dass wir von unseren Eltern getrennt waren. Aber dann haben wir uns mit unserem neuen Leben arrangiert.

Einige Zeit später starb meine Mutter. Ich erinnere mich noch gut an die Worte, die sie mir auf ihrem Sterbebett sagte: «Arbeite gut in der Schule, sorge für deinen Bruder und schlage ihn nicht!» Als sie mir das sagte, verliess ich mit meinem Vater das Zimmer, wir beide weinten. Nach einem Jahr, um die Examenszeit, kam unser Grossvater und wollte uns zu sich holen. Als ihn mein Bruder fragte, warum, sagte er, dass der Vater Selbstmord begangen habe. Wir verstanden nicht, weshalb das geschehen war. Als wir im Dorf ankamen, wollten alle wissen, was mit uns passiert sei. Ich antwortete, dass ich die Schule St. Pierre besuchte. Hier im Kinderdorf lieben mich alle. Sie kümmern sich um mich auch dann, wenn es mir nicht gut geht. Ich dankederThatha(derFamilienmutter) und allen meinen Freunden.

In einen Kehrichtsack geworfen

Ich heisse Sadhan und bin Schülerin in der zweiten Klasse. Ich kenne weder meinen Vater noch meine Mutter. Man hat mir erzählt, dass man mich in einem Kehrichtsack gefunden hat. Ein Ehepaar hat mich aufgenommen. Ich betrachte sie als meine Eltern. Leider sind sie unterdessen geschieden.

Mir ist klar, dass ein junges Mädchen neben sich eine Mutter braucht. Unglücklicherweise habe ich jetzt keine Mutter, die mir sagt, was ich tun und was ich lassen soll. Hier im Haus habe ich eine «Mutter », die mich gern hat, und auch Brüder und Schwestern, die mich lieben. Wir alle haben die Kinder unserer «Thatha» gern. Früher konnte ich nicht tanzen, aber jetzt bin ich eine gute Tänzerin. Ich bete immer für Thatha und dass es uns allen gutgeht.

Verantwortung übernehmen

Ich heisse Ponmani, ich bin 15 Jahre alt. Ich komme aus einer armen Familie. Ich habe zwei Brüder und drei Schwestern. Mein Vater hat viel getrunken und kümmerte sich nicht um uns. Manchmal hatten wir nichts zu essen. Dann ist er krank geworden. Er starb, als ich neun Jahre alt war.

Zwei meiner Schwestern wurden hier in diesem Kinderdorf aufgenommen. Meine Verwandten meinten, es sei wichtiger, dass ich der Familie helfe, als dass ich in die Schule ginge. Mein Onkel misshandelte meine Mutter. Sie beging Selbstmord. So habe ich Vater und Mutter verloren.

Mit meiner sechs Monate alten Schwester kam ich mir verloren vor. Meine älteren Brüder kümmerten sich nicht um mich. Ich musste mit meiner kleinen Schwester in einer Weihrauchfabrik zur Arbeit gehen. Meine Tante hatte Mitleid mit mir und nahm mich mit in ihr Dorf. Dort bekam ich genug zu essen und konnte die Schule besuchen.

Nicht mit sechs, sondern erst mit neun Jahren konnte ich mit der Primarschule beginnen. Ich bin froh, dass ich in die Schule gehen darf. Sonst könnte ich euch nicht einmal beschreiben, wie mein Leben ausgesehen hat. Ich will, dass mein Leben gut gelingt. Ich will mein Möglichstes tun, um Kindern zu helfen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden wie ich damals. Es macht auch nichts aus, wenn ich nicht über riesige Mittel verfüge.

Bernhard Maillard

Übersetzung: Thomas M. Huber


Ein Dorf für 400 Kinder

BM: Die Zeugnisse dieser Kinder rütteln uns auf. Vielleicht empfiehlt es sich, auf die gute Nachricht des Evangeliums zurückzugreifen. Jesu sagt uns in aller Klarheit: «Was ihr einem dieser Kleinsten getan habt, das habt ihr mir getan.» Ein Satz Jesu von revolutionärer Tragweite. Zur Zeit Jesu waren Kinder wenig respektiert und man stellte sie zur Seite; Jesus holt sie in die Mitte, umarmt sie und zeigt, wie wichtig sie ihm sind. In diesem Geist arbeiten Br. John Antony Paulsamy und alle seine «Mütter». Ihr Dorf ist nicht das einzige derartige Unternehmen. Vier weitere funktionieren nach dem gleichen System. Im Ganzen werden 1500 Kinder betreut. Für Informationen: http://www.rtuindia.org

[bild 35188|35189|35190|35191|35192rw140]Das Christentum ist in Indien älter als in den allermeisten Ländern Europas. Heute zeichnet sich die indische Christenheit vor allem durch eine grosse Vielfalt aus – manche sprechen von «Zersplitterung ».

Bevor wir die christlichen Kirchen – die unterschiedlichen «Riten » skizzieren, einige stark verkürzende Bemerkungen über die in Indien entstandenen Religionen sowie über den indischen Islam.

Die Wiege in Indien

Hinduismus, Buddhismus, Jainismus und Sikhismus hatten ihre Wiege in Indien. Dominant ist der Hinduismus, die älteste lebende Religion. Er entstand ungefähr im Jahr 1200 v. Chr., bekam jedoch erst im 19. Jahrhundert diese Bezeichnung. Wichtig ist der Glaube an die Wiedergeburt; ebenso das Kastenwesen, das nach wie vor im Alltag praktiziert wird (z.B. betr. Partnerwahl!). Die Hindus kennen Zehntausende, ja Hunderttausende von «Gottheiten», die weithin als unterschiedliche Erscheinungsweisen des gleichen einen Gottes gelten. Der Hinduismus kennt keine für alle verpflichtende Autorität.

Der Buddhismus ist nach Christentum, Islam und Hinduismus die viertgrösste Religion der Erde. Sein Gründer ist der wahrscheinlich im Jahr 563 v. Chr. geborene Königssohn Siddhartha Gautama, der sich der Welt abwandte und zum Buddha (wörtlich: Erwachten) wurde. Zentral sind im Buddhismus die Fragen nach dem Leiden und seiner Überwindung durch Askese sowie die Vorstellung eines Nirwanas. Diese Religion kennt keinen persönlichen Gott.

Der Jainismus entstand im 6./5. Jahrhundert vor Christus. Zentral ist das Ideal der Gewaltlosigkeit gegenüber allen beseelten Existenzformen. Darum ernähren sich die Jainisten so, dass weder Tiere noch Pflanzen sterben müssen (zum Beispiel von Nüssen). Es gibt keine Priester, jedoch Mönche und Nonnen. Viele von ihnen tragen einen Mundschutz, um nicht versehentlich Lebewesen wie Mücken zu töten. Die Mönche sind weiss gekleidet – oder nackt.

Die Anhänger des erst im16. Jahrhundert entstandenen Sikhismus erkennt man am kunstvoll gebundenen Turban. Als Ausdruck der Verbundenheit tragen Sikh-Männer den gemeinsamen Nachnamen Singh (Löwe), Frauen den Nachnamen Kaur (Prinzessin).

Islam: Taj Mahal

Wer kennt nicht das wichtigste Monument des indischen Islams, den Taj Mahal? Es erinnert bis heute an das Mogulreich (1526 bis 1858). Sein Kern lag im Norden im Gebiet der Städte Delhi, Lahore und Agra (dort wurde der Schweizer Kapuziner Anastasius Hartmann zum Bischof geweiht). Auf dem Höhepunkt seiner Macht im 17. Jahrhundert umfasste das Mogulreich fast ganz Indien.

Schon zu Zeiten Mohammeds kam der Islam auf friedliche Weise ins Land, durch das Zeugnis von Kaufleuten. Obwohl heute der Hinduismus das Land prägt, ist Indien nach Indonesien und Pakistan das Land mit der grössten muslimischen Bevölkerung.

Schliesslich gibt es in Indien eine ganz kleine Minderheit von höchstens 6000 Juden. Nach einem Bericht der UNO ist Indien das einzige Land, in dem niemals Juden verfolgt wurden.

Thomas-Christen

Kommen wir zum indischen Christentum. Der Legende nach (in Indien wird sie als unumstössliche Tatsache betrachtet) kam der Apostel Thomas im Jahre 53 nach Indien. In Madras, dem heutigen Chennai, wird sein Grab verehrt.

Auch wenn die indische Kirchengeschichte legendäre Züge haben kann: Der christliche Glaube überlebte, sodass der Jesuiten-Missionar Franz Xaver im 16. Jahrhundert höchsterstaunt war, bei seiner Ankunft in Indien lebendige christliche Gemeinden vorzufinden. Für die indischen Christen, die über anderthalb Jahrtausende ihrem Glauben treu geblieben sind, begann eine schwere Zeit. Denn die Männer aus dem Norden – es waren vor allem Portugiesen – begannen mit der «Lateinisierung» der Liturgie und anderer Frömmigkeitsformen.

Syro-Malabarisch katholisch

Die kirchlich Kolonialisierten begannen sich zu wehren. 1662 wandten sich die meisten Thomas-Christen vom «lateinischen» Erzbischof ab. Doch schon nach neun Jahren kehrten sie in ihre alte kirchliche Heimat zurück. Sie wurden zur syro-malabarischen katholischen Kirche, die im südindischen Kerala und in Tamil Nadu einen ihrer Schwerpunkte hat. Obwohl sie als «Unierte» dem Papst unterstehen, dürfen sie ihre traditionellen «ostsyrischen» Riten beibehalten.

Daneben gab und gibt es die so genannten «westsyrischen» Kirchen, die den Papst nicht anerkennen und zur Orthodoxie gehören. Zudem gibt es eine Kirche, die mit den Anglikanern verbunden ist, und eine, die zum Protestantismus gehört. Nur Spezialisten haben hier den Durchblick …

Malankaren

Auch wenn die Sache vor allem für Aussenstehende recht verwirrlich ist, muss hier auf eine weitere Kirche kurz eingegangen werden, die schon vom Wortklang her mit der vorhin erwähnten leicht zu verwechseln ist: die Syro-Malankaren. Diese «altorientalische», südindische Kirche gehörte ursprünglich zur ostkirchlichen, also orthodoxen Tradition.

Ein Beitrag des Internet-Lexikons Wikipedia orientiert über ihre Gründungsgeschichte:

«Angesichts der Kirchenspaltung innerhalb der syrisch-orthodoxen Thomas-Christen in Indien nahm 1926 der in Opposition zum syrisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochia stehende Metropolit von Malankara, Mar Basilios II. († 1929), mit seinen fünf Bischöfen Unionsverhandlungen mit Rom auf. Hierbei stellten sie lediglich die Forderung nach (1) Bewahrung ihrer traditionellen westsyrischen Liturgie, (2) Belassung der amtierenden Bischöfe auf ihren Sitzen und (3) Unabhängigkeit vom Patriarchat Antiochia. Dieses wurde vom Vatikan zugestanden.»

Und weiter: «Die Union mit der römisch-katholischen Kirche war  so erfolgreich, dass die acht Diözesen, an deren Spitze heute der Grosserzbischof von Trivandrum (Thiruvananthapuram) steht, derzeit etwa 430000 Gläubige zählen. Ausserhalb Indiens gibt es zwölf Gemeinden in den USA und fünf in Deutschland.»

Knananiten

Nur noch ganz kurz zu den Knananiten, die eine ganz spezielle Geschichte haben. Im 4. Jahrhundert zogen 72 judenchristliche Familien nach Südindien. Diese «Südchristen» heissen seit etwa 20 Jahren «Knananiten». Sie zählen 300000 Gläubige. Zwei Drittel gehören zu den unierten Syro-Malabaren, ein Drittel zur syrisch-orthodoxen Kirche. Sie sind sehr streng endogam, d.h. sie heiraten strikte nur innerhalb ihrer eigenen Glaubensgemeinschaft.

«Lateiner»

Selbstverständlich gibt es in Indien nicht nur die genannten «unierten» Kirchen, sondern auch die römisch-katholische («lateinische »). Sie ist mit Abstand die grösste kirchliche Gemeinschaft. Wir brauchen sie hier wohl nicht näher vorzustellen.

Walter Ludin


Religionen in Indien

Hinduismus 80,5%

Islam 13,4%

Christentum 2,3%

Sikhismus 1,9%

Buddhismus 0,8%

Jainismus 0,4%

Andere 0,6%


18 Millionen Katholiken

In Indien leben etwa 25 Millionen Christen. Davon bekennen sich rund 18 Millionen zur katholischen Kirche. Von diesen gehören fast sechs Millionen zum syro-malabarischen, 500000 zum syromalankarischen und die Mehrheit zum römischen («lateinischen») Ritus.


Syro-Malabarische Kapuziner

WLu. In Indien gibt es etliche Kapuziner, die zum syro-malabarischen Ritus gehören. 1977 erlaubte ihnen der Schweizer Pascal Rywalski als Ordensgeneral die Gründung einer eigenen Kapuzinerprovinz. Heute gibt es drei Provinzen mit insgesamt rund 500 Brüdern. Einige wirken in der Schweiz und betreuen sowohl die Gläubigen ihres Ritus wie auch die römisch-katholischen.


Gewählte «Patriarchen»

Die obersten Autoritäten der Syro-Malabaren und Syro-Malankaren, die «Patriarchen», werden demokratisch gewählt und vom Vatikan bestätigt. Zurzeit haben beide den Rang von Kardinälen.

Kurznachrichten

jumi – Peace

Dienstag, 31. Mai 2022

Wir glauben an Frieden! Das ist unsere Hoffnung und dafür setzen wir uns ein!

jumi – zäme unterwägs

Freitag, 6. Mai 2022

In diesem jumi erzählen Pfadi, Jubla und die Minis, was Kinder bei ihnen machen können.

Aus dem Kloster Dornach

Montag, 2. Mai 2022

Im ehemaligen Kapuzinerkloster ist immer was los …

Käfer und Wurm

Dienstag, 12. April 2022

Dieses jumi erzählt von Käfern, Würmen und anderen Kleinsttieren.

jumi – Kraft

Donnerstag, 20. Januar 2022

Dieses jumi schaut zusammen mit der Fastenaktion nach Laos, einem faszinierenden Land in Asien.