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Die Schweiz duldet eine der höchsten Ungleichheiten in der Einkommens- und Vermögensverteilung. Und diese Ungleichheit nimmt zu. Trotzdem ist die Schweiz keine Klassengesellschaft mehr. Die soziale Schichtung besteht zwar weiterhin, aber sie hat sich in verschiedenste Schicht- und Statusgruppen ausgeprägt, die sich in vielfacher Weise überschneiden. Je differenzierter die Gesellschaftsstrukturen werden, desto unübersichtlicher werden sie. Als Folge davon fühlt sich der Einzelne weniger einer homogenen Gruppe zugehörig. Das Bild einer vertikal auf einer Linie angeordneten Skala von Arm bis Reich muss ausgefächert werden zu einem Bild eines Spinnennetzes mit den Mächtigen in der Mitte und den Ohnmächtigen am Rand.

Gesellschaft des Mittelstandes?

Der Idee nach wäre der Mittelstand die Basis einer liberalen Bürgerschaft. Denn einst war der Mittelstand die staatstragende Schicht der selbständig Erwerbenden und Eigentümer. Heute versteht man unter «Mittelstand» zwar eine grössere Schicht, aber diese besteht mehrheitlich aus Lohnabhängigen, d.h. Unselbständigen, die vom Kapital anderer abhängig sind. Die als autonom verstandene liberale Bürgerschaft hat sich in eine Gesellschaft verwandelt, die von der Wirtschaft abhängig ist.

Die Wirtschaft hat sich ebenfalls gewandelt. Zunächst von einer Produktions- zu einer Dienstleistungswirtschaft. Sodann aber auch von einer Nationalökonomie zu einer Weltwirtschaft, die weitgehend vom Finanzmarkt abhängig geworden ist. Dieser hat das Finanzkapital zur obersten Steuerungsmacht erhoben. Die längst bestehende Asymmetrie im Verhältnis von Kapital und Arbeit hat sich dadurch verschärft.

Gerade in der Schweiz zeigt sich, wie international mobil das Kapital ist, während die Arbeit an den Lebensort der Menschen gebunden bleibt. Der wachsende Produktivitätsdruck und die raschere Bereitschaft vieler Arbeitgeber, drohende Gewinneinbussen durch Entlassungen zu vermeiden, machen aus den Arbeitnehmenden immer mehr «Selbstunternehmer» – Konkurrenten um lebenswerte Arbeitsbedingungen.

Alles Leben ist Konkurrenz

Der Wettbewerb beherrscht aber nicht nur das Wirtschaftsleben. Er dringt immer mehr in die Gesellschaft ein. Aus der Marktwirtschaft wird eine schweizerische Marktgesellschaft. Das beginnt mit dem Konkurrenzkampf der Jugendlichen um Ausbildungsplätze und endet mit dem Mobbing im Internet. Die jüngeren Generationen definieren ihren Selbstwert immer mehr über ihre Chancen und Erfolge im Konkurrenzkampf mit allen andern. Das Gegenprinzip zum Wettbewerb – die Solidarität – hat dabei einen schweren Stand.

Parallel zur Ökonomisierung erfährt das gesellschaftliche Leben eine zunehmende Differenzierung. Es entstehen immer neue Entfaltungsmöglichkeiten und damit immer unterschiedlichere Lebensläufe. Jeder hat heute sein ganz individuelles Leben. Damit wächst der Individualismus in uns. Ich bestimme mein Leben selbst.

Die Kehrseite dieser Sichtweise ist, dass ich auch an meinem Scheitern selber schuld bin. Zudem bedeutet meine Emanzipation aus allen vorgegebenen gesellschaftlichen Bindungen zugleich eine Isolation von der Gemeinschaft, die mich tragen könnte. Und da ich nur für mich selbst verantwortlich bin, engagiere ich mich auch nicht für das Ganze: Mein Lebensbereich ist privat. Für Politik interessiere ich mich nicht.

Wer trägt die Verantwortung?

Die Differenzierung der Gesellschaft macht die Grundstrukturen der Machtbeziehungen, in denen wir stecken, unübersichtlich. Es wird immer schwieriger, die realen Kräfte, die unser Leben prägen, wahrzunehmen. Wir fühlen uns ohnmächtig – und reagieren darauf mit einem übersteigerten Autonomiebedürfnis, sowohl als Individuum wie als Nation.

Das verstärkt noch einmal den Rückzug in die Privatsphäre. Es zählt oft nur noch der persönliche Erfolg oder als dessen Ersatz ein möglichst grosser Konsum, notfalls die zerstreuende Unterhaltung der 24-Stunden-Gesellschaft, mit der wir die eigene Sinnlosigkeit übertünchen können.

Ist das alles?

Steuert die schweizerische Gesellschaft in eine Krise? Bei näherer Betrachtung lassen sich zwei widersprüchliche Tendenzen ausmachen. Der Wertewandel unserer modernen westlichen Gesellschaft steht im Konflikt mit einer typisch schweizerischen strukturkonservativen Haltung. Die veränderte Lebensform – geprägt durch Individualisierung, Ökonomisierung und Globalisierung unseres Lebens – soll weiterhin in traditionellen Bahnen gelenkt werden. Denn wir Schweizerinnen und Schweizer sind innerlich konservativ. Wir halten an den Institutionen und Rechtsformen fest, die unsere Eigenart während Generationen definiert haben: Demokratie und Rechtsstaat als Grundlagen unserer Nation, aber auch persönliche Qualitäten wie Zuverlässigkeit und Leistungsbereitschaft.

Der Konflikt äussert sich im Auseinanderfallen von institutionellen Strukturen einerseits, persönlichen Zielen und Anliegen andererseits. Die sich wandelnden Anliegen der modernen schweizerischen Gesellschaft können in den herkömmlichen Strukturen von Politik und Wirtschaft nicht hinreichend aufgefangen werden. Unsere Machtverhältnisse konservieren die herkömmlichen Strukturen. Der Wertewandel aber droht, diese Strukturen zu sprengen oder zu unterlaufen. Die schweizerischen Ideale drohen zur Ideologie zu verkommen.

Persönliche Entfaltung geht vor

Der laufende Wertewandel ist durchaus nicht einfach ein Wertezerfall. Die überkommenen Normen, die relativ einheitlich für uns alle gelten sollten, werden lediglich durch individuelle Normsetzungen abgelöst. Persönliche Entfaltung ist oberstes Ideal. Das kann materialistisch und egoistisch gewendet werden, aber auch auf immaterielle Lebensqualität und Mitmenschlichkeit gerichtet sein.

Es gibt keine Normalität mehr, sondern einen Pluralismus von Lebenszielen. Verbindlichkeit wird durch Selbstverwirklichung ersetzt. Aus dieser Sicht freilich werden die bestehenden sozialen Strukturen als Barriere gegen die Verwirklichung eigener (auch kollektiver) Ziele gewertet.

Gefordert ist Bewusstseinswandel

Wenn es eine Krise gibt, dann ist es am ehesten eine Vertrauenskrise. Es fehlt das Vertrauen in die vorgezeichneten Wege von Gesellschaft und Staat. Man vertraut nur noch sich selbst. Daher will man alles selber machen. Damit aber ist man hoffnungslos überfordert.

Insgesamt wird die Schweiz zu einer unübersichtlichen und heterogenen Gesellschaft mit stark differenzierten Interessen und Identitäten. Ihr Selbstbewusstsein hinkt dieser Entwicklung hinterher. Unser Bewusstsein erfasst den Wandel unseres Seins nur partiell. Gefordert ist daher ein Bewusstseinswandel. Dieser muss das Auseinanderklaffen unserer Werte und Strukturen reflektieren. Nur so kann der Konflikt zwischen Wert und Struktur fruchtbar werden.

Philippe Mastronardi


Literaturhinweis: René Levy, Die schweizerische Sozialstruktur, Reihe «Kompaktwissen CH» Band 9, Rüegger, Zürich/Chur, 2009

Es ist Donnerstag, kurz nach 11 Uhr. In der Luzerner «GasseChuchi» herrscht Hochbetrieb. Monika (50)* und Roger (53) sind gerade damit beschäftigt, den Salat vorzubereiten, während der «Chefkoch» Heinz Meier (63) in einer grossen Pfanne mit Hackfleisch die Gewürze beifügt. «Hacktätschli, Bratkartoffeln, Ratatouille, Suppe und Salat» steht an diesem Mittag auf dem Menü- Plan. Monika schätzt die Möglichkeit, hier in der Küche mitzuhelfen und dabei etwas Geld zu verdienen. Als Teilnehmerin eines Metadonprogramms hat sie mit einem knappen Budget auszukommen. Und sie ist wie viele andere froh, dass sie hier in der GasseChuchi für 5 Franken eine warme Mahlzeit bekommt und Kollegen treffen kann.

Mahlzeiten für Randständige

Auch Roger, der einst eine Metzgerlehre gemacht hatte und später in verschiedenen Restaurants als Koch tätig war, ist regelmässig als Hilfskoch in der GasseChuchi anzutreffen: «Als Arbeitsloser lernte ich die Gassenküche per Zufall kennen. Mir gefällt die Arbeit in der Küche und die gute Atmosphäre, die hier herrscht», erklärt er.

Zwischen 40 und 60 Mahlzeiten werden hier täglich für randständige Menschen zubereitet. Darüber hinaus gibt es unter dem Namen «öffentlich-genüsslich» auch ein Cateringangebot, bei dem ebenfalls Benutzerinnen und Benutzer der GasseChuchi mitwirken.  «Sie sorgen mit der Tischdekoration für ein ausgezeichnetes Ambiente, beteiligen sich als Hilfsköchinnen und Hilfsköche und bedienen die Gäste», erklärt Fridolin Wyss, Geschäftsleiter der kirchlichen Gassenarbeit in Luzern: «Serviert wird ein liebevoll zubereitetes Essen, das die Würde unserer armuts- und suchtbetroffenen Menschen ernst nimmt und ihr Selbstwertgefühl steigert.»

Diakonisches Engagement

Fridolin Wyss war einst Kapuziner und ist seit über 15 Jahren als Theologe und Sozialarbeiter in unterschiedlichen Funktionen im sozialdiakonischen Bereich tätig. Vor fünf Jahren hat er als Nachfolger von Sepp Riedener die Gesamtleitung der kirchlichen Gassenarbeit in Luzern übernommen – einer Institution, die ideell und finanziell von allen drei Landeskirchen (katholisch, reformiert und christkatholisch) getragen wird. «Meine Motivation für die Arbeit hier hat letztlich franziskanische Wurzeln», betont Fridolin Wyss. Bereits Franz von Assisi habe nach dem Grundsatz gelebt, dass er dem Armen Bruder sein möchte.

«Es scheint mir wichtig, dass die Kirchen heute dort präsent sind, wo die Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Da identifiziere ich mich auch persönlich mit befreiungstheologischem Gedankengut, wonach sich die Kirchen ganz klar an einer Option für die Armen zu orientieren haben.» Um überhaupt einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von randständigen Menschen leisten zu können, sei der Aufbau einer tragfähigen Vertrauensbasis unverzichtbar: «Der Aufbau einer guten Beziehung zu diesen Menschen ist deshalb sehr wichtig», betont Fridolin Wyss.

Ein Funke Hoffnung …

Der Augenschein vor Ort zeigt, dass der Verein «Kirchliche Gassenarbeit » für viele Menschen ohne Zukunftsperspektiven in Luzern ein Stück Heimat schaffen konnte. Für viele Menschen leuchtet dank dieses Engagements ein Funke Hoffnung auf. So erzählt der Gassenarbeiter Mathias Arbogast von einem 17-jährigen Jugendlichen, der stark heroinabhängig war und glücklicherweise mit Unterstützung der Gassenarbeit aus seiner verhängnisvollen Abwärtsspirale herausgeholt werden konnte. Inzwischen habe er sich so weit auffangen können, dass er seine Lehre nun doch noch erfolgreich zum Abschluss bringen könne.

Oder da berichtet Gabriela Rohrer, Leiterin des Betriebes «Paradiesgässli », von Frauen mit Suchtproblemen, die sich bei regelmässigen Treffen im ehemaligen Pfarrhaus der Luzerner Maihof-Pfarrei Unterstützung und Beratung für die Betreuung ihrer Kinder holen können. «Die Kinder und Jugendlichen können hier auch besondere Anlässe wie Ostern, Weihnachten oder Geburtstage in einem würdigen Rahmen miteinander feiern – und sie erhalten Unterstützung, wenn es in der Schule oder bei der Suche einer Lehrstelle Probleme gibt.»

Auch Brigitte*, die als Mutter von drei Kindern regelmässig im Paradiesgässli anzutreffen ist, weiss sich sehr glücklich über dieses Angebot: «Als Heroinabhängige steckte ich vor einigen Jahren in einer vollkommen ausweglosen Situation und musste dafür kämpfen, dass mir meine eigenen Kinder nicht weggenommen werden. Heute hat sich meine Situation wesentlich verbessert. Ich kann mir nicht vorstellen, wo ich heute stehen würde, wenn es das Projekt Paradiesgässli nicht geben würde.»

Was will die Gassenarbeit?

Die kirchliche Gassenarbeit verfolge innerhalb des Vier-Säulen- Modells der Drogenpolitik primär das Ziel der so genannten Überlebenshilfe, erklärt Sepp Riedener, der vor 28 Jahren als Begründer der kirchlichen Gassenarbeit in Luzern Pionierarbeit geleistet hat: «Als wir 1985 mit der Gassenarbeit anfingen, wurde uns bald klar, dass vier wichtige Grundbedürfnisse der Menschen auf der Gasse nicht oder ungenügend abgedeckt waren: das Recht auf Arbeit, Wohnung, auf Ernährung und auf medizinische Betreuung. Das gehört zu den Menschenrechten, zur Menschwürde. Darauf versuchten wir Antwort zu geben und versuchen es heute noch.»

Die Kirche habe ihre «vornehmste Existenzberechtigung im diakonischen Dienst am Menschen», so zitiert Sepp Riedener seinen Lieblingssatz aus dem Pastoralen Orientierungsrahmen Luzern. Und er doppelt nach: «Ich glaube, dass wir heute als Kirche nur über die Diakonie an Glaubwürdigkeit gewinnen können.» Für eine ernst zu nehmende Minderheit des Kirchenvolkes seien heute die Leistungen im sozialen Bereich dafür ausschlaggebend, die Kirchenmitgliedschaft nicht aufzukündigen. Mancher zahle seine Kirchensteuer nicht, weil er gerne wieder einmal am Sonntag zur Kirche gehen würde, sondern weil er die Kirche mit ihren vielfältigen sozialen Dienstleistungen nicht im Stich lassen möchte.

Sepp Riedener ist überzeugt, dass die Kirche bei ihrem Engagement im diakonischen Bereich auch in Zukunft noch Aufholbedarf hat: «Wir werden je länger je weniger ungedeckte Schecks über unsere unterschiedlichen Kanzeln abgeben können. Sonst produzieren wir Luft aus dem Föhn und das ist zu wenig für eine Welt, die nach Zuwendung schreit.»

Benno Bühlmann

* Name geändert


Kirchliche Gassenarbeit in Luzern

B.B. Was einst auf der Basis einer bescheidenen 50%-Stelle begonnen hat, ist inzwischen zu einem grösseren Unternehmen mit 45 Angestellten und einem Jahresbudget von 4 Millionen Franken angewachsen. Unter dem Dach des Vereins Kirchliche Gassenarbeit versammelt sich inzwischen eine Vielzahl sozialer Projekte: das Projekt Gassenarbeit, das Ambulatorium (für medizinische Betreuung von Süchtigen), Kontakt- und Anlaufstelle, die Gassenküche, die Seelsorge auf der Gasse und das sogenannte Paradiesgässli und das Kinder- und Jugendprojekt Listo/Listino für Kinder von Drogen konsumierenden Eltern.

Die Gassenarbeit wird neben den 3 Landeskirchen auch durch öffentliche Gemeinwesen, Organisationen sowie Spenden von Privaten finanziell und ideell unterstützt.

Schon erstaunlich wach schlendert Michele durch den schwach beleuchteten Gang zum Morgengebet. «Buongiorno, uomo di Dio», flüstert er mir, dem Siebenschläfer, sanft ins Ohr. Jeden Morgen, da ich es auch tatsächlich schaffe aufzustehen, empfängt mich der Zuspruch «Guten Morgen, Mann Gottes » des italienischen Mitbruders.

Und diese Offenbarung tut gut. Sie sagt aus, was ich bin und was ich mir sehnlichst wünsche zu sein. Wenn ich heute – wieder in der Schweiz zu Hause – schlaftrunken zum Morgenlob schreite, dann begleitet mich ganz natürlich der Gruss «Buongiorno, uomo di Dio» und meint mehr, als die Worte aussagen.

Gesegnet bist du

Viele Pfarreien und Kirchgemeinden werden heute in Nordeuropa zusammengelegt. Nicht nur, aber auch, der Priestermangel ist ein Grund dazu. In Verlautbarungen hört man, was Laien alles nicht dürfen und was den Priestern oder zumindest Theologen vorbehalten ist. Wie erfrischend ist hier der Gegensatz, den Lukas in seinem Evangelium erzählt (vgl. den Kasten mit Lk 1,39–56: Die Begegnung von Maria und Elisabeth). «Gesegnet bist du» … «Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinem Retter». Es ist die Begegnung zweier Laiinnen, die vom heiligen Geist erfüllt Nähe erleben und sich von Gott berührt gegenseitig Verheissung zusagen und so auch selber erkennen.

«Die gegenseitige Anerkennung der Schwangerschaft verleiht den Frauen doppelte Würde. Indem Maria Elisabeth aufsucht, ist die Aufmerksamkeit zunächst auf das Geschehen an Johannes’ Mutter gerichtet. Aber mit der Bewegung des Johannes im Mutterleib geht die Bewegung zu Maria hin», beschreibt der Theologe François Bovon die Erzählung des Lukasevangeliums. Später präzisiert er das Geschehen: «Der aktiv eingreifende Gott bringt Menschen zusammen: Das Heil entfaltet sich in menschlichen Beziehungen.»

Andere offenbaren die Berufung

In der Begegnung mit Maria wird sich Elisabeth beim Gruss Marias bewusst, welche Verheissung in ihr, der alten unfruchtbaren Frau liegt. Elisabeth sagt Maria, wer sie ist, dass sie eine von Gott begnadete Frau ist. Die Begegnung von Maria und Elisabeth lässt die beiden Frauen ihre eigene Bestimmung, ihre Berufung erkennen. Leben im Glauben bedeutet hier, in der Begegnung mit dem anderen offen zu werden und so Gottes Ruf empfangen zu können.

Der Westschweizer Kapuziner Marcel Durrer sieht in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils einen Paradigmenwechsel in der Seelsorge: man muss heute die Pastoral als Geburtshilfe betreiben (mettre en oeuvre une pastorale d’engendrement). Es geht nicht mehr darum, dass Priester, Theologinnen, Katecheten und Seelsorgerinnen von oben herab Wissen sowie Glauben vermitteln und weitergeben, sondern darum, dass Menschen in der Begegnung mit berufenen Menschen selber gerufen werden und ihren eigenen Auftrag fürs Reich Gottes entdecken und umsetzen.

Adrian Müller

http://www.adrianm.ch


Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends ins Bergland in eine Stadt in Juda; und sie trat in das Haus des Zacharias ein und grüsste Elisabeth. Und es geschah, als Elisabeth den Gruss Marias vernahm, da hüpfte das Kind in ihrem Leib; und Elisabeth wurde mit heiligem Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Wie geschieht mir, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als der Klang deines Grusses an mein Ohr drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig, die geglaubt hat, dass in Erfüllung geht, was ihr vom Herrn gesagt ist. Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter: Er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Denn siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter, denn Grosses hat der Mächtige an mir getan. Und heilig ist sein Name, und von Geschlecht zu Geschlecht wird sein Erbarmen denen zuteil, die ihn fürchten. Er hat Gewaltiges vollbracht mit seinem Arm, zerstreut hat er, die hochmütig gesinnt sind im Herzen, Mächtige hat er vom Thron gestürzt und Niedrige erhöht, Hungrige hat er gesättigt mit Gutem und Reiche hat er leer ausgehen lassen. Er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen und seines Erbarmens gedacht, wie er geredet hat zu unseren Vätern, zu Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit. Maria aber blieb etwa drei Monate bei ihr und kehrte dann nach Hause zurück.

Lk 1,39–56 nach der neuen Zürcher Bibel

 

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Wir glauben an Frieden! Das ist unsere Hoffnung und dafür setzen wir uns ein!

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Dieses jumi schaut zusammen mit der Fastenaktion nach Laos, einem faszinierenden Land in Asien.