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Schon beim Eingang ins Areal wird bewusst, dass hier alles ein bisschen anders ist. Der Materialmarkt befindet sich in der ehemaligen Getreidemühle (auch Aktienmühle genannt) mitten in Basels chemischer Industrie, dem Klybeckquartier (Gärtnerstrasse 46, Basel | Öffnungszeiten: Mittwoch 11.30 bis 15 Uhr, Samstag 14 bis 17 Uhr). Über 100 Jahre lang wurden in der Mühle anfänglich rund 60 Tonnen, später gar bis 200 Tonnen Getreide täglich vermahlen. Vor zehn Jahren wurde die Mühle stillgelegt und ein bedeutendes Kapitel Basler Industriegeschichte definitiv geschlossen.

Im Frühling 2010 schlug die Stiftung Habitat ein neues Kapitel auf. Sie kaufte das Areal, rettete es vor dem Abriss und hauchte der Aktienmühle neues Leben ein. In den ehemaligen Stallungen ist eine Café-Bar entstanden. Am offenen Feuer wird während der Winterzeit Fondue gekocht und verspeist, im Sommer grilliert.

Kinder haben im ehemaligen Heuboden einen grossen Raum zum Spielen erhalten. Es finden auch Bastel- und Spielnachmittage und sogar Tanzkurse im Areal statt. Bei einem gemeinsamen Pflanztag wurde ein Quartiergarten angelegt. Im ehemaligen Turbinenhaus hat sich das kreative Team von Offcut auf rund 120 Quadratmetern eingenistet.

Anker wartet auf Einsatz

An der Türe von Offcut wird der Besucher von «Herrn Obermaier» begrüsst. Diese altmodische Schaufensterpuppe stammt aus einer Hausräumung und ist dem Team ans Herz gewachsen. Die Puppe mit ihrem dicken Bauch steht nicht zum Verkauf. «Herr Obermaier» gehört zusammen mit Projektleiterin Simone Schelker, Tanja Ganter, Lucas Gross und Christian Mueller zum Team.

Zum Verkauf stehen bei Offcut Materialien, die darauf warten, vonkreativ  tätigen Menschen verwertet zu werden. Erwünscht sind bei Offcut Werkstoffe und keine Gebrauchsgüter. So nimmt das Team einzelne Schrauben und/oder ein Stück Holz entgegen, aber keinen Holzstuhl.

Bei einem Rundgang durch das Lager findet man allerlei Originelles wie zum Beispiel einen Schiffsanker, Notausgangleuchten oder Teppiche von Theaterproduktionen. Wer, wie Simone Schelker im Freien Theater arbeitet, weiss, dass es keine Möglichkeit gibt, alte Bühnenbilder oder Requisiten aufzubewahren. Diese landen in der Regel nach einer kurzen Laufzeit im Abfall oder seit August 2013 bei Offcut, wo sie als gesuchter Werkstoff für Bühnenbildner wiederverwertet werden.

Gefährliche Materialien unerwünscht

Offcut heisst der Abschnitt, der z.B. in der Textilindustrie bei der Stoffherstellung anfällt und nicht für exklusive Textilien genutzt werden, an sich aber problemlos für anderes verwertet werden kann. So ist es den Initianten wichtig, insbesondere mit Firmen zusammenzuarbeiten und ihre Produktionsabfälle oder -überschüsse, Restposten oder Fehldrucke, die sonst in der Mulde landen würden, in ihr Lager zu übernehmen. Sie organisieren zudem den Transport zu Offcut und retten Materialien vor der Vernichtung.

Auch Privatpersonen können Materialien zu Offcut bringen. Es ist aber wichtig, zuerst abzuklären, ob das Material überhaupt erwünschtist. Nicht  angenommen werden lösungsmittelhaltige Farben, Lacke und Reinigungsmittel; ausserdem gefährliche Chemikalien sowie Asbest- oder PCB-verdächtige Materialien. Im ehemaligen Turbinenhaus werden die Werkstoffe fein säuberlich nach Sorte getrennt und in hohen Regalen verstaut.

Vermittlung von Maschinen

Ansprechen möchten die Leute von Offcut Menschen, die kreativ tätig sind und Lust haben, Sachen selber zu gestalten oder herzustellen wie zum Beispiel Künstler oder Designer. Auch Kultur- oder Sozialinstitutionen, die selbst renovieren oder dekorieren, sowie Lehrpersonen gehören zur Kundschaft von Offcut.

Selbstverständlich ist auch die interessierte Öffentlichkeit herzlich eingeladen, einen Blick ins Turbinenhaus zu werfen, wo der abblätternde Verputz, die Laderampe und eine Metalltreppe einen nostalgischen Touch Industrieromantik versprühen. Der Materialmarkt steht allen offen und ist ein gemeinnütziger Fundus.

Gestelle voller Materialien lassen Ideen für deren Verwertung entstehen. Da gibt es Schachteln voller Kabel, Styropor in diversen Formen, Stoffresten, Hölzer, Papier in verschiedenen Farben und Stärken, Glasplatten, Klebefolien, Klebeband, Blachen, Knöpfe, Dübel und Werkzeuge. Am Eingang steht zudem eine grosse, wunderschöne gusseiserne Schneidemaschine für Karton und Papier.

Auf der Homepage finden sich weitere grosse Maschinen, die einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin suchen, im Materialmarkt aber keinen Platz haben. Offcut stellt den Kontakt zwischen beiden Parteien her und verlangt eine kleine Kommission für ihre Leistung. Lange umständliche Transporte und zusätzliche Kosten können so vermieden werden. Deshalb lohnt sich auch immer wieder ein Blick in die Homepage (www.offcut.ch).

Idee nicht neu

Eine Bücherecke im ehemaligen Turbinenhaus ist als temporäres Sitzungszimmer für das Offcut-Team und als Inspirationsquelle für kreativ Tätige reserviert. In ausgesuchten Büchern finden Do-it-Yourself-Anhänger (Mach-es-selbst-Anhänger) Ideen und Werkanleitungen für Möbel, Gebrauchsgegenstände oder Geschenke. «Die Bücherecke ist sehr beliebt», weiss Simone Schelker.

Das Team selbst versucht auch immer wieder, mit eigenen Ideen Menschen für die Wiederverwertung von Materialien zu motivieren. Auf der Homepage werden zudem Fotos von Produkten gesammelt, die aus Werkstoffen von Offcut zu neuem Leben erschaffen wurden. «Wir wollen nicht nur sammeln und verkaufen, sondern nachhaltig etwas verändern und Abfall vermeiden», erklärt Schelker ihr Engagement. Sie ist die Initiantin des Materialmarkts und hat diese Art der Wiederverwertung während ihres Kunststudiums in Sydney kennengelernt. Dort hatte eine Lehrerin vor 40 Jahren das Vorbildmodell Reverse Garbage in Sydney eröffnet, mit der Absicht, Abfall im Klassenzimmer zu vermeiden und kreativ wiederzuverwerten. Weitere Materialmärkte gibt es zudem in New York, Berlin, Hamburg, Leipzig, Melbourne oder Paris.

Tanja Ganter ist Betriebsökonomin in Ausbildung und arbeitet als Assistentin an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. Die beiden Männer im Team – Lucas Gross mit seiner Firma luc.gr nennt sich Agent créateur réparateur und der Künstler und Theaterpädagoge Christian Mueller – zeichnen sich für den Transport der Waren vom Kunden zu Offcut verantwortlich.

Vision

Offcut will eine fruchtbare Inspirationsquelle in der Kulturszene sein. Als Netzwerker wollen die Verantwortlichen zwischen Gewerbe und den kreativ tätigen Menschen vermitteln und sie zu ökologischem Handeln motivieren. In Zukunft sollen zudem Workshops angeboten werden, wo Menschen wieder lernen, wie mit Rohwaren und Werkstoffen umzugehen ist und wie fast alles nochmals repariert werden kann. Das Handwerk soll wieder ins richtige Licht gerückt werden.

Obwohl die Stiftung Habitat Offcut das Turbinenhaus als Zwischennutzer gratis zur Verfügung stellt, ist die Zukunft von Offcut nicht gesichert. Es bleibt zu hoffen, dass das Team mit seinem zukunftsweisenden Projekt genügend Geldgeber findet, um es am Leben zu erhalten und vielleicht sogar einmal kostendeckend zu arbeiten.

Jay Altenbach


Finanzen

Für das Projekt Offcut wurde das Team für das erste Jahr finanziell unterstützt von der Christoph Merian Stiftung, der Ernst Göhner Stiftung, der Swiss Academies-Programm Sustainable Development at Universities und der Skuba (Studentischen Körperschaft Basel). Das Projekt ist auf weitere Hilfe angewiesen. Zu diesem Zweck wurde ein Verein gegründet, bei dem auch die Öffentlichkeit ihr Interesse und ihre Unterstützung durch einen jährlichen Mitgliederbeitrag von 60 Franken bezeugen kann.

Die offizielle Entwicklungshilfe der  Schweiz ist in den letzten Jahren dank politischem Druck aus der Öffentlichkeit bezüglich Finanzvolumen gestiegen. Die Petition zur Steigerung der finanziellen Hilfeleistung breiter Kreise der Zivilgesellschaft hat das Parlament bekanntlich nicht kalt gelassen. Es beschloss, den Anteil der Entwicklungshilfegelder am Brutto-Nationaleinkommen (BNE) auf 0,5% bis 2015 zu erhöhen.

Die Schweiz steht gut da

Im Jahr 2012 erreichte die Schweiz 0,45% am BNE, was 2833 Millionen Schweizer Franken entsprochen hat (die Zahlen per 2013 werden erst Ende April 2014 publiziert). Unser Land steht damit im internationalen Umfeld gut da. Denn viele andere reiche Länder haben in den letzten Jahren ihre Budgets gekürzt. Von den 24 in der OECD zusammengefassten Geberländern erreichte die Schweiz Platz 10.

Der Durchschnitt der Hilfsgelder der OECD-Staaten hingegen ist auf magere 0,28% des BNE gesunken. Knapp ein Viertel (628 Millionen Franken) der Schweizer Hilfsgelder fliessen allerdings in Asylausgaben, die im Inland anfallen. Das ist rechtlich zulässig, bedeutet aber, dass die realen Hilfsgelder nur gut 2 Milliarden Franken ausmachen. Fast eine halbe Milliarde (445 Millionen) davon flossen nach Afrika. Unversteuerte Gelder Die afrikanische Entwicklungsbank, die ebenfalls von der Schweiz unterstützt wird, hat im Sommer 2003 zusammen mit dem Forschungsinstitut«Global Financial

Integrity» eine Aufsehen erregende Studie publiziert: Im Zeitraum von 1980 bis 2009 verlor der afrikanische Kontinent mehr als 1200 Milliarden Dollar an unversteuerten Geldern. Dies entspricht pro Jahr mindestens 40 Milliarden.

Die Zahlen der Studie sind eher konservativ geschätzt. Sie beziehen sich nur auf jene internationalen Transaktionen, die illegale Formen der Steuerhinterziehung sowie Geldwäscherei bei Korruption und anderen kriminellen Aktivitäten darstellen. Nicht erfasst werden aber «konzerninterne Transaktionen, mit denen multinationale Konzerne auf legalem Weg Gewinne in Tiefsteueroasen wie die Schweiz verschieben», schreibt Mark Herkenrath, der Finanzspezialist von Alliance Sud, deren Gründungsmitglied Fastenopfer ist. Würde man auch jene Transaktionen einrechnen, verdoppelten sich wohl die Zahlen.

Das Hundertfache fliesst zurück

Die Schweiz schickt also jährlich gut 400 Millionen Dollar nach Afrika, gleichzeitig fliesst aber mindestens das Hundertfache (40 Milliarden, würde man legale Steuervermeidungspraktiken von Grosskonzernen einrechnen gar 80 Milliarden!) aus Afrika in die Wirtschaft der OECD-Staaten zurück. Es scheint also, Afrika finanziere die reiche Welt – zumindest teilweise.

Wäre es angesichts dieser Fakten nicht viel einfacher, die globalen Steuerregime so auszugestalten, dass die Gelder «automatisch» vernünftig fliessen?

Es gibt kaum Aussichten, dass sich diese ungerechte Situation in absehbarer Zeit verändert. Diskussionen um den automatischen Austausch von Steuerdaten finden auf dem internationalen Parkett statt – trotz erheblichem Widerstand besonders aus der Schweiz. Mittelfristig wird es zu einem neuen Regime des Austausches von Steuerdaten kommen.

Korruption

Ein allfälliges neues Steuerregime allein löste aber leider die Probleme der meisten Armen und Ausgeschlossenen noch lange nicht. Erstens grassiert in vielen Staaten weiterhin die Korruption in Form von Veruntreuung, Vetternwirtschaft und anderem mehr. Zusätzliche finanzielle Mittel an fragile Staaten mit schwacher Gouvernanz (Regierungssystemen) lindernalso keineswegs Hunger.

Zweitens wären viele dieser Staaten auch bei Zugang zu Steuerdaten aus reichen Ländern ohne ausreichend Unterstützung technisch gar nicht in der Lage, die Daten so auszuwerten, dass die Gelder auch wirklich in die entsprechenden Staatskassen fliessen würden.

Es ist weiterhin nötig, mit aller politischen Kraft gegen die Ungerechtigkeiten innerhalb des globalen Finanzsystems anzukämpfen; und sich dafür einzusetzen, dass nicht deutlich mehr Finanzmittel von den armen in die reichen Länder fliessen statt umgekehrt. Denn nur so können arme Staaten letztlich selber zumindest wirtschaftlich selbstständig werden.

Kampf gegen ungerechte Steuersysteme

Nebst selbstverständlicher Hilfe bei schlimmen Katastrophen muss weiterhin langfristige Entwicklungszusammenarbeit geleistet werden. Diese braucht langen Atem, Geduld und Hartnäckigkeit. Sie zeitigt selten sofortigen und spürbaren Erfolg.

Vielmehr bedarf es oft anstrengender Prozesse, damit die Hilfe nachhaltig wirken kann. Die ständige Begleitung verschuldeter Menschen in Indien oder Madagaskar beispielsweise dauert oft zehn und mehr Jahre. Ist der Organisationsprozess einer Spargruppe aber einmal abgeschlossen, sind die an ihnen beteiligten Menschen meist aus ihrer Schuldknechtschaft befreit, haben genug zu essen, verfügen über Zugang zu sauberem Wasser und können ihre Kinder in die Schule schicken, damit diese ihnen im optimalen Fall ein gesichertes Alter ermöglichen können.

Diese Art von Hilfe darf als nachhaltig gelten. Denn sie ermöglicht es Menschen, auf eigenen Füssen zu stehen und ihren Beitrag zu Gerechtigkeit zwischen Generationen zu leisten.

Globale Gerechtigkeit

Ziel des Einsatzes für globale Gerechtigkeit muss es sein, solche nachhaltige Generationengerechtigkeit nicht durch Spendengelder zu ermöglichen, sondern durch Staatssysteme, die die Rechte aller Menschen schützen und daher auch globale Finanzflüsse so organisieren, dass erwirtschaftete Gelder zum Wohl von Bürgerinnen und Bürgern eingesetzt werden können und sich nicht in Steueroasen verflüchtigen.

Markus Brun

Bereichsleiter Süden, Fastenopfer

Ich bin achtzig Jahre alt und habe Kinder und Enkel. Es ist die Zeit der kurzen Frist und der Bussfrage: Was werde ich meinen Enkeln vermachen? Was habe ich ihnen vorenthalten? Ich frage nicht, was ich ihnen an Hab und Gut hinterlasse, sondern welche Welt unsere Nachkommen von uns erben:

  • Werden sie reines Wasser zum Trinken haben?
  • Haben wir die Böden so überdüngt und zerstört, dass sie krank werden an den Früchten der Erde?
  • Haben wir ihre Landschaften so zersiedelt, dass sie den Trost der Natur nicht mehr kennen?
  • Hinterlassen wir ihnen eine bewohnbare Stätte?

Die Sünde der Vorfahren

«Unsere Vorfahren haben gesündigt. Sie sind nicht mehr, aber wir tragen ihre Schuld», klagt der Prophet Jeremia. Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Enkelkinder uns vergeben. Wir stehen in ihrer Schuld. Sie erben unsere Schulden. Das zu wissen, ist die beste Voraussetzung, mit ihnen in Frieden zu leben.

In archaischen Gesellschaften, in denen die Alten ungeschützt und der Gnade der Jungen ausgeliefert waren, haben die ethischen Gebote für sie plädiert. «Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass du lange lebst auf dem Boden, den der Ewige, dein Gott, dir gibt», heisst es in den Zehn Geboten der hebräischen Bibel.

In unserer Zeit, in der die Zukunft der kommenden Generationen so ungewiss ist, soll es heissen:

Ehre deine Kinder und Kindeskinder,  die der Ewige dir gegeben hat, dass sie eine Erde finden, auf der sie atmen und arbeiten können; auf der sie glücklich sein und Gott anbeten können! Sorge für sie und führe nicht Krieg gegen deine eigenen Nachkommen!

«Es gibt keine fremden Kinder»

Sorge ist eines der schönsten Wörter unserer Sprache und eine der schönsten Fähigkeiten des eigenen Herzens. Die Bibel warnt allerdings vor der Sorge, die sich auf das eigene Wohl beschränkt.

Ein Mensch ist ein Wesen, das die Namen seiner Grosseltern kennt und für seine Enkelkinder sorgt, der also nicht in der Selbstbesorgung erstickt. Diese Sorge aber ist unteilbar. Sie unterscheidet nicht mehr zwischen den eigenen Kindern und den fremden.

Eine Frau hat mir einen Traum erzählt: Sie sah die streunenden Strassenkinder von Bogotà. Sie hungerten, froren, stahlen und boten sich zur Prostitution an. Plötzlich

nahmen diese geschundenen Kinder das Gesicht ihrer eigenen Kinder an. «Da habe ich gewusst, es gibt keine fremden Kinder», sagte sie. Die Sorge, die ihren Namen verdient, überschreitet die Grenzen der natürlichen Verbundenheit.

Jesus ist skeptisch

Wer nur in die eigenen Kinder investiert, die Solidarität aber mit allen anderen vergisst, investiert nur in sich selbst. Es gibt mehr als die eigene Familie. Das lernen wir spätestens an Jesu Skepsis der biologischen Familie gegenüber.

Ein harsches Wort gegen seine eigene Familie ist uns im Markusevangelium überliefert (3,31–35). Jesus wird gemeldet, dass seine Mutter und seine Geschwister ihn suchen. Er antwortet: «Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder und Schwestern?» Er zeigt auf die Menschen, die ihm folgen und sagt: «Das ist meine Mutter und das sind meine Geschwister. Wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.»

Jesus denkt nicht mehr in den Kategorien von Blut, Familie und Clan. Er denkt menschheitlich, wie es die Frau getan hat, die in den verlorenen Strassenkindern die Gesichter ihrer eigenen Kinder gelesen hat. Die Güte verachtet die Vergötzung der Familie, des Landes, der Nation. Sie ist international. Im deutschen Faschismus stand das

Wort «international» unter Verdacht und «Internationalisten» waren Todfeinde. Er war gebannt in die Enge des Eigenen.

Das Leben lehrt die Kinder

Wo wir an den äusseren Lebensmöglichkeiten unserer Nachkommen arbeiten, wo wir dafür sorgen, dass sie eine bewohnbare Welt haben, arbeiten wir zugleich an ihrem inneren Lebensglauben und an ihrer Hoffnung.

Was eine Gesellschaft von ihren Kindern hält, das sagt sie nicht nur in ausdrücklichen Sätzen. Sie sagt es viel folgenreicher und einprägsamer darin, wie viele Spielplätze und wie viele Parkplätze sie vorsieht; wie viel Luft zum Atmen und wie viel geniessbares Wasser sie ihren Kindern lässt und für sie vorsieht.

Wer die Kinder sind, was sie von sich selbst zu halten haben, ob sie dem Leben vertrauen können, das lernen die Kinder nicht zuerst durch Lehren und aus Büchern. Sie lernen es daraus, wie die Welt für sie eingerichtet ist. Der Zustand einer Gesellschaft bildet. Er arbeitet an den inneren Bildern von Menschen, an ihrem Lebensvertrauen, an ihrer Hoffnungs- und Handlungsfähigkeit, an ihrer Lebensfreude. Oft kommen alle philosophischen und religiösen Sätze und Lehren zu spät gegen die gewaltigen Lehren, die das Leben selber sie gelehrt hat.

Der Glaube: Brot für die Kinder

Wir schulden unseren Kindern die Überlieferung unseres Glaubens. Er ist das andere Brot, das sie brauchen und ohne das sie hungern. Auch bei dieser Aufgabe hat meine Generation versagt. Im Buch Deuteronomium (6,20) heisst es: «Wenn dein Kind dich morgen fragt: Was sind das für Weisungen, Gebote und Rechte, die euch unser Gott gegeben hat? Dann sollst du sagen: Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten und der Herr führte uns aus Ägypten mit starker Hand.»

Woran sollen die Gefragten ihre Kinder erinnern? Zunächst nicht an Aufgaben und Moralen, sondern an eine grosse Freiheitsgeschichte: Wir waren Knechte und erlangten unsere Freiheit. Wir sind unseren Kindern die Geschichten der Freiheit und der Rettung des Lebens schuldig.

Die Moral folgt dann von selbst. Die Lust an der Freiheit ernährt sich von den Geschichten der Befreiung. Der Mensch ist ein Wesen, das die Freiheitsgeschichten seiner Grosseltern kennt und sie seinen Enkelkindern überliefert. Auch die Saat der Befreiungsgeschichten ist das Brot von morgen.

Fulbert Steffensky

Bearbeitung: Walter Ludin

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