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Auf dem Glaubensweg der Ehe

Ehe ist ein partnerschaftlicher Lebensweg. Es geht um Beziehungsfindung und Beziehungspflege, um das tiefere Kennenlernen des geliebten Du und die damit wachsende Achtung. Ehe ist ein gemeinsamer Lernweg für eine neue Lebensausrichtung: weg vom eigenen Ich und hin zum Du, wachsende Aufmerksamkeit, Zuwendung, eben Liebe.

Das gilt in jedem Lebensbereich. Christliche Ehe ist vom glaubenden Bewusstsein geprägt, dass Gott in diesem Lebensweg seine Hand im Spiel hat, und zwar in besonderer, das heisst in spezifischer Weise, die diesem Lebensentwurf Rechnung trägt. Gott steht nicht zwischen den zwei Menschen eines Ehepaares, sondern er geht mit ihnen. Dabei steht Gott als «Dritter im Bund» (wie das oftmals etwas eigenartig genannt wird) den beiden Menschen nicht im Weg, sondern er steht diskret im Hintergrund und befähigt sie dazu, aufeinander zu zuleben. Gott stört nicht die Intimität von Frau und Mann, sondern er ergänzt und fördert sie mit seiner Liebe.

Paulus bezeichnet Ehe als Charisma, als Gnadengabe also (– was uns viel zu wenig bewusst ist, siehe 1 Kor 7,7). Das bedeutet: Ehe wird in der Dynamik (Lebendigkeit) der Geistkraft Gottes gelebt, die Gott selbst dazu gibt. Eine christliche Ehe ist ohne das Miteinbeziehen Gottes im Grund nicht möglich.

Ehe – Suche der Spuren Gottes

Deswegen ist das Leben in der Ehe aber nicht mit besonderen religiösen Pflichtübungen verbunden. Es geht vielmehr darum, sich gemeinsam auf diesen Lebensweg zu machen und gemeinsam unterwegs zu bleiben. Menschen, die sich als Christinnen und Christen verstehen, werden in diesem Zusammenhang von Zeit zu Zeit darüber nachdenken, was die biblische Erzählung von der Erschaffung des Menschen bedeuten kann: «Gott schuf den Menschen als sein Abbild. Als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie» (Gen 1,26). Ehe kann diesen Gottesbezug erfahren lassen – nicht als eine weit hergeholte theologische Wahrheit, sondern: Frau und Mann können sich auf eine lebenslange Entdeckungsreise machen, wo sie denn diese Spuren Gottes in ihrer Partnerin und in ihrem Partner entdecken. Für diese Entdeckungsreise gibt es keine Methode, jedes Paar tut dies auf eigene Weise; von Zeit zu Zeit sollten sie es gemeinsam tun oder gemeinsam Zwischenbilanz ziehen. Kein Lebensbereich ist ausgenommen.

• Die Spurensuche mag Frau und Mann in die intimsten Erfahrungen ihrer Liebe führen, denn gerade dort, wo Frau und Mann miteinander diese einzigartige gegenseitige Zuneigung spüren und erleben, sind sie in ihrer Liebesfähigkeit der Liebesermächtigung Gottes am Nächsten. Das mag zu geteiltem Glücksempfinden führen, vielleicht da und dort (besonders im Rückblick) auch zum dankenden und lobenden Gebet.

• Die Spuren, die Gott in die Zweisamkeit von Frau und Mann legt, können auf den Segen zurückgeführt werden, den Gott für Frau und Mann im Schöpfungsgeschehen

bereithält: «Seid fruchtbar und vermehrt euch …» (Gen 1,27). Gott gibt den Menschen in ihrer gemeinsamen Zweisamkeit alles mit, was Gott geben kann – selbst die schaffende Kraft für neues Leben: kein Muss, sondern ein gesegnetes (also: mit dem Wohlwollen Gottes begleitetes) Können und Dürfen.

• Frau und Mann können Gottes Spuren in ihrem gemeinsamen Alltag entdecken. Im ersten Lächeln, im ersten guten Wort am Morgen, in der Gemeinschaft des Heimes, in der gewährten, besser: geschenkten Unterstützung der Partnerin oder des Partners, im Trost und im Aufrichten des mutlosen Ich. Der Schluss vom Kleineren zum Grösseren legt sich nahe: Wenn schon zwischenmenschlich so viel Schönes und Hilfreiches erfahrbar ist, wie intensiv muss dies sein, wenn Gott nicht nur seine Hand im Spiel hat, sondern selbst in dieser Lebensgemeinschaft erfahren wird?

• In der Trennung, im Streit und dem damit verbundenen Leid erhalten Frau und Mann einen Geschmack vom (Mit-)Leiden Gottes. Dann mag seine Treue Vorbild sein und seine Bereitschaft zu verzeihen den Weg zueinanderfür das wortlose Paar erneut erschliessen.

• Für das Wahrnehmen der Spuren Gottes im gemeinsamen Leben bedarf es vor allem der Achtsamkeit und eines einfühlendenBewusstseins seiner Gegenwart in dieser Lebensgemeinschaft. Das mag dann und wann in den eigenen Gedanken aufblitzen. Es kann im ausdrücklichen Gebet bedacht und dankbar benannt werden.

• Die Feinfühligkeit für die Spuren Gottes im geliebten Du ist von der Sehnsucht und Herausforderung begleitet, sie immer neu zu ergründen, sie bewusst zu erhalten und selbst Mass daran zu nehmen.

Ehe – miteinander unterwegs

Die Lebendigkeit der Ehe steht und fällt mit der Kraft der gegenseitigen Beziehung und der beiderseitigen Bereitschaft zur Kommunikation. Sprachlosigkeit wirkt lähmend und raubt dem Du die Möglichkeit zu antworten. Kommunikation beschränkt sich bekanntlich nicht auf Worte, sondern umfasst den ganzen Menschen «mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft». Das gilt für den Austausch zwischen Ich und Du und umgekehrt.

Es gilt auch für das Wir mit Gott und umgekehrt. Christinnen und Christen, die um den Ort Gottes in ihrer Ehe wissen oder diesbezüglich eine hoffende Ahnung haben,werden nicht nur jede/r für sich, sondern gemeinsam, als Wir, mit diesem Gott in Austausch treten. Da geht es nicht um grosse Rituale und viele Worte (schön, wenn dies auch einen Platz hat), sondern schlicht um das bewusste Miteinandersein vor Gott: im gemeinsamen Schweigen, im Fühlen, im Hinhören, schliesslich im Lieben.

«Mitten unter ihnen» ist nach den Worten Jesu der Herr, wenn zumindest zwei Menschen in seinem Namen versammelt sind (Mt 18,20). Der mögliche Bogen dafür/ spannt sich weit: vom gegenseitigen Kreuzzeichen am Morgen als Segen für den Tag bis zur Hausliturgie, dem Tisch- und Abendgebet, der Wortfeier im häuslichen Rahmen oder dem (Kleinen) Stundengebet, miteinander gesprochen zur Strukturierung des Tages. Die Ehe als kleinste Verwirklichungsform von Kirche ist zwar eine geistliche Grösse, beschränkt sich deshalb aber nicht auf einen religiösen Rahmen. Gottes Mitgehen mit einem Paar darf als Lebensbegleitung verstanden werden. Da tritt einmal der gekreuzigte, einmal der auferstandene und erhöhte Herr stärker ins Bewusstsein – je nach Lebenssituation, nach Ort und momentaner Beschaffenheit des gemeinsamen Lebensentwurfes.

Ehe ist nicht nur eine Lebens-, sie ist auch eine Glaubensschule. Das Hauptfach heisst lieben lernen: unter wachsender Achtung der Eigenständigkeitdes Du gegenseitig auf dieses Du zuwachsen – dies im Bewusstsein der Ermächtigung, diedafür von Gottes Geistkraft angeboten wird. Es ergibt sich notwendigerweise, dass Gott in diesen Lernprozess miteinbezogen ist.

Für diese Schule braucht es viel Vertrauen, Fantasie, Mut und Kreativitätsowie die Freude daran, das eigene Schneckenhaus zu verlassen, um dem geliebten Du zu begegnen. In diesem Vorgang kann ich Gott erahnen und sogar erfahren– einen anderen Weg dafür

wird es in der Ehe für Frau und Mann wohl nicht geben.

Walter Kirchschläger