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Von der Geschwisterlichkeit in der Schöpfung

AKUT ist dem Papst unendlich dankbar für seine kraftvollen Worte (s. Kasten «Geschwisterlichkeit der ganzen Schöpfung»). Wir fühlen uns gestärkt und in unserem Engagement für alle Geschöpfe und besonders für die Tiere vom obersten Lehramt der Kirche getragen.

Vor Jahren starteten wir in der Schweiz einen «Aufruf an die Kirchen, an ihre Mitglieder und all ihre Einrichtungen und Institutionen zu einem lebensfreundlichen und nachhaltigen Lebensstil und zum Engagement für unsere Mitgeschöpfe, die Tiere». Wir sammelten Unterschriften, die wir den Kirchen unterbreiten wollten.

Was wir da doch mündlich und schriftlich zu hören bekamen!

  • «Schuster bleib bei deinem Leisten»; «Umwelt und Tiere haben nichts mit dem Verkündigungsauftrag der Kirche zu tun. Sie gehören nicht zu ihrem Kerngeschäft.»
  • «Endlich tut sich etwas in der Kirche. Ich bin aus der Kirche ausgetreten wegen ihrer Gleichgültigkeit den Tieren gegenüber.»

Besonders heftig habe ich Ähnliches bei Vorträgen in Österreich gehört, besonders wenn ich auf Franz von Assisi und seinen schonenden Umgang mit Tieren zu sprechen kam: Man warf mir entgegen: «Die Franziskaner fressen ihre Geschwister!»

Der Kern des Glaubens

Es ist wichtig, dass wir wissen, was Glaube ist. Und was die Mitte des Glaubens ist. Das ist gewiss Gott, der in allem und in jedem gegenwärtig ist. Und das ist gewiss Jesus von Nazareth, der uns eine einmalige Gottesnähe zur Erfahrung bringt. Aber diese Gottesbeziehung umfasst die ganze Schöpfung und jedes Geschöpf. Denn Gott ist der Ursprung und Vater von allem. Deswegen muss sich der Gläubige ehrfürchtig beugen vor jedem Geschöpf. Er kann nicht wählen zwischen einem Gott, der bloss die Seele oder den Geist prägt, und einem Gott, der das Geheimnis der Steine, der Blumen, der Tiere und der Menschen ist.

Die Enzyklika von Papst Franziskus stellt fest, dass die Christen ökologisch sein müssen: «Dass ihre Aufgaben im Bereich der Schöpfung, ihre Pflichten gegenüber der Natur und dem Schöpfer Bestandteil ihres Glaubens sind. Deshalb ist es ein Nutzen für die Menschheit und für die Welt, dass wir Gläubigen die ökologischen Verpflichtungen besser erkennen, die aus unseren Überzeugungen hervorgehen.» (Nr. 64)

Menschenliebe und Tierliebe

Immer wieder werden Menschenliebe und Tierliebe gegeneinander ausgespielt. Man möge doch zuerst den Menschen helfen und dann den Tieren. Abgesehen davon, dass eine solche Aussage oft ein Ausdruck der Gleichgültigkeit auch gegenüber dem Schicksal der Menschen ist, wird hier die Dynamik der Liebe selbst verkannt. Faktisch ist es natürlich so, dass es Menschen gibt, die das Leid der Tiere übersehen. Und es gibt Tierfreunde, die gegenüber menschlichem Leid immun sind.

Papst Franziskus betont, dass die Liebe sich nicht aufteilen lässt und dass sich das Engagement sowohl auf das Leiden der Menschen als auch auf das der Tiere bezieht. In Nummer 92 von «Laudato si» schreibt er: «Wenn das Herz wirklich offen ist für eine universale Gemeinschaft, dann ist nichts und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen. Folglich ist es auch wahr, dass die Gleichgültigkeit oder die Grausamkeit gegenüber den anderen Geschöpfen dieser Welt sich letztlich immer irgendwie auf die Weise übertragen, wie wir die anderen Menschen behandeln.

Das Herz ist nur eines. Die gleiche Erbärmlichkeit, die dazu führt, ein Tier zu misshandeln, zeigt sich unverzüglich auch in der Beziehung zu anderen Menschen. Jegliche Grausamkeit gegenüber irgendeinem Geschöpf widerspricht der Würde des Menschen. Wir können uns nicht als grosse Liebende betrachten, wenn wir irgendeinen Teil der Wirklichkeit aus unseren Interessen ausschliessen.»

Eigenwert der Geschöpfe

Immer wieder kommt der Papst auf den Eigenwert der Geschöpfe zu sprechen. Nach ihm sind es vor allem zwei Aspekte, die die Geschöpfe prägen und die der Gläubige zu beachten hat:

  • Der kultische Aspekt: Jedes Geschöpf feiert auf seine Weise das Geheimnis Gottes. Es bringt Gott allein durch sein Dasein Anerkennung und Dankbarkeit, Lob und Anbetung entgegen.
  • Der Aspekt der Verkündigung: Jedes Geschöpf verkündet uns etwas, hat uns etwas von Gott zu sagen, erzählt uns die Geschichte von Gottes Liebe in seiner Schöpfung.

Allein schon aus diesem Grund muss der gläubige Mensch dafür sorgen, dass jedes Geschöpf seinen doppelten Daseinszweck erfüllen kann. Er darf nicht willkürlich mit den Steinen, den Wäldern, den Tieren und den Menschen umgehen.

Achtung und Schonung

Es dürfte schwierig sein, unserer Welt auf diese Weise vom Eigenwert der Geschöpfe zu sprechen. Philosophisch dient der Begriff «Selbstzweck» wohl besser. Jedes Geschöpf will da sein, trägt seinen Sinn und Zweck in sich und bekommt diesen nicht erst durch den Menschen und den Nutzen, den ein Geschöpf für uns Menschen hat.

Freilich möchte ich hier auf ein Defizit der Enzyklika hinweisen. Der Papst scheint viel mehr an den Arten als an den einzelnen Geschöpfen interessiert zu sein. Ich meine dagegen, dass das, was der Papst sagt, erst in einer umfassenden Würdigung des Individuums, der einzelnen Blume, des einzelnen Tieres seine wirkliche Bedeutung erfährt. Kein Stein ist mit dem anderen identisch. Keine Schneeflocke gleicht der anderen. Jedes Gras hat eine individuelle Gestalt. Kein Hund bellt gleicht wie der andere.

Wie immer: Mit Franz von Assisi kommt uns mit jedem Geschöpf ein individuelles Gesicht entgegen. Es verlangt von uns Achtung und Schonung. «Wenn jemand im Evangelium liest, dass Jesus von den Vögeln spricht und sagt, dass ‚Gott nicht einen von ihnen vergisst» (Lukas-Evangelium 12,6), wird er dann fähig sein, sie schlecht zu behandeln oder ihnen Schaden zuzufügen?’ Das gilt aber auch für die Schweine und Rinder, die Hühner und Kaninchen …

Anton Rotzetter


Kirche und Tiere/AKUT

Kirche und Tiere ist eine Bewegung, die vom Inneren der Kirche ausgeht. Sie ist der Auffassung, dass Gott der Schöpfer aller Wesen ist und dass darum alle Geschöpfe miteinander verbunden sind. Aus dieser ganzheitlichen Sicht wendet sich AKUT in besonderer Weise dem Tier zu.

AKUT sieht ihre Arbeit als wichtigen Impuls für eine zeitgemässe Kirche. Die Tiere, ihre Lebensqualität und ihre Stellung zu den Menschen, müssen Teil christlich verantworteten Denkens und Handelns sein.

http://aktion-kirche-und-tiere.ch;  Sekretariat AKUT-CH,  Rübibachstr. 9, 6372 Ennetmoos; 041 610 32 31;  info@akut-ch.ch


Geschwisterlichkeit der ganzen Schöpfung

Wenn jemand im Evangelium liest, dass Jesus von den Vögeln spricht und sagt, dass «Gott nicht einen von ihnen vergisst» (Lukas-Evangelium 12,6), wird er dann fähig sein, sie schlecht zu behandeln oder ihnen Schaden zuzufügen? Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt, die sie umgibt, erstrecken und jene sublime Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender Weise lebte.

Papst Franziskus, Laudato si, 221