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„Elektronisch zusammengezogen ist die Welt nurmehr ein Dorf“, hat Herbert Marshall McLuhan vor mehr als 30 Jahren in seinem Buch „Die magischen Kanäle“ geschrieben. Die Vision des umstrittenen kanadischen Ingenieurs und Philosophen ist zumindest in Ansätzen zur Realität geworden. Nicht nur die Verbreitung des Fernsehens in aller Welt ist ein Hinweis dafür. Überall und jederzeit für alle erreichbar zu sein ist heute der Massstab für weltumspannende Kommunikation. Die Realität indessen zeigt ein anderes Bild. Das globale Dorf findet zumindest in den Peripherien (noch) nicht statt. Tatsache ist, dass mehr als die Hälfte der Menschen noch nie telefoniert hat. Und gerade mal zwei Prozent der Erdenbürger verfügen über einen Computer. Diese Fakten belegen die fehlenden Voraussetzungen für eine Kommunikationsgesellschaft, in der alle gleichberechtigt sind.

Konzerne

Die Vormachtstellung weniger multinationaler Konzerne in der über Medien vermittelten Kommunikation (s. Kasten: Geballte Macht) ist nicht einfach das Ergebnis eines durch technische Innovationsschübe ermöglichten Booms. Sie ist die Folge einer Ideologie, die wirtschaftliches Wohlergehen mit Freiheit gleichsetzt. Dabei werden Gewinnstreben und Gewinnmaximierung klar über soziale und gemeinschaftliche Werte gestellt. Regulierend wirken soll nach Möglichkeit ausschliesslich der Markt.

Während des Kalten Krieges wurde das kapitalistische System als freiheitliche Alternative zu einem gleichmacherischen, planwirtschaftlich orientierten Kommunismus oder Sozialismus angeboten und gewissermassen zur Widerstandsideologie erhoben. Das äusserte sich etwa darin, dass dem einseitigen Fluss der Informationsströme von Moskau in die weite Welt durch die damalige Sowjetrussische Agentur Tass ein ebenso einseitiger Fluss der Agenturen United Press International (UPI), Associated Press (AP), beide USA, Reuter (Grossbritannien) und Agence France Presse gegenüberstand.

Ideologische Waffe

Die Informationssteuerung und -kontrolle wurde einerseits als Waffe im Krieg der Ideologien mit dem klaren Ziel der Beeinflussung der Blöcke eingesetzt. Andererseits kontrollierten die grossen Agenturen auch das Geschäft mit den Informationen. So etwa bezog das Fernsehen in Bangladesh seine Bildinformationen aus Indien nicht etwa im direkten Austausch, sondern über die Reuter-Tochter „Visnews“ via London.

Es war kein Zufall, dass sich Ende der 70er- und anfangs der 80er-Jahre gerade die damals blockfreien Staaten gegen solchen Kommunikations-Imperialismus zur Wehr setzten. In der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) verlangten sie eine neue Welt-Informations- und Kommunikationsordnung. Unter dem Vorwand, die Entwicklungsländer würden mit Unterstützung des Ostblocks mit dieser Ordnung die Pressefreiheit westlichen Zuschnitts untergraben, quittierten die USA diesen Vorstoss mit dem Austritt aus der UNESCO. Der Beifall einiger weiterer westlicher Nationen – unter ihnen auch die Schweiz – war den mächtigen Amerikanern gewiss.

Wider den Machtmissbrauch

Der Europäischen Ökumenischen Arbeitsgruppe UNDA/WACC ist zuzustimmen, wenn sie festhält, dass das Ziel nicht darin bestehe, den Medien Moral zu predigen, sondern zu verhindern, dass Geld zur alles bestimmenden Macht wird. In der Tat werden die Medien heute nicht mehr nach dem Kriterium Moral, sondern nach klar wirtschaftlichen Massstäben zensiert. An die Stelle der moralischen oder in vielen totalitären Staaten politischen Zensur ist heute das Diktat der Einschaltquoten getreten. Die Macht des Geldes ist für die Freiheit der Medien und die Qualität der Programme nicht weniger gefährlich als die Macht der Politik.

Keine schrankenlose Freiheit

Zusammengefasst drängt sich eine verbindliche Ordnung für die Informations- und Kommunikationsmedien u. a. aus nachstehenden Gründen auf:

  • Die Erfahrung zeigt, dass der freie Wettbewerb weder im technischen noch im programmlichen Bereich jene Regulierungskraft entwickelt, die den Pluralismus in Kultur und Politik fördert und der Vielgestaltigkeit der menschlichen Gemeinschaften gerecht wird.
  • Der freie Zugang zur Medienkommunikation, das Recht auf freie Meinungsäusserung, die Berücksichtigung und auch der Schutz von Sprach-, Kultur- und Religionsminderheiten ist heute in keiner Weise gewährleistet.
  • Kommerzielle Unternehmen neigen logischerweise dazu, in erster Linie ihre Gewinne zu optimieren. Die Programme und Inhalte werden vorrangig nach ihrer Mehrheitsfähigkeit gestaltet, wie der Kampf um Einschaltquoten und Auflagen einschlägig beweist.

Ein Regelwerk für eine weltumspannende Kommunikation und Information soll Freiheit nicht einschränken, sondern Freiheit für alle gewährleisten. Es war, wie gesagt, der Süden, der mit dieser Philosophie auf die Einführung einer neuen Welt-Informations- und Kommunikationsordnung drängte (und noch immer drängt) und damit Kommunikation zu einem prioritären Bereich der Entwicklungszusammenarbeit machte. Und es waren nicht zuletzt kirchliche Kommunikations- und Entwicklungsorganisationen, die das Anliegen aufnahmen und unterstützten. Sie taten es aus einer langjährigen Tradition im Bemühen um die Wahrnehmung des Rechtes auf eine menschenwürdige Kommunikation.

Fastenaktion 2002

Ziel der Aktion 2002 von Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein ist es, auf eine neue Kommunikationsumwelt hin zu arbeiten, darüber zu informieren, Mitmenschen zu sensibilisieren und ihnen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Dieses Ziel ist Privileg und Herausforderung zugleich.

Urs A. Jaeggi
Redaktor und Journalist bei „Brot für alle“

 

Geballte Macht

UJ. Heute beherrschen ungefähr zehn Kommunikationskonzerne den Weltmarkt. Nach Time Warner (mit 26,8 Milliarden US-$ Jahresumsatz/Erwartung nach der Fusion mit AOL 40 Mrd. $) spielen Walt Disney (23), Viacom/CBS (18,9) und News Corporation/Rupert Murdoch (13,6) die mächtigste Rolle. Acht der zehn führenden Global Players haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten. Nur gerade Bertelsmann, Deutschland (14,8), und der japanische Mischkonzern Sony (Medienanteil 10,5) vermögen an der Spitze mitzuhalten.

Leitplanken

  • Es ist höchste Zeit, dass die Medien sich ernsthaft für Frieden und internationale Verständigung einsetzen.
  • Der Ermächtigung (empowerment) der Frauen durch Kommunikationsausbildung und durch andere Programme muss Vorrang geben werden.
  • Je stärker unsere Kommunikationsumwelt von Medien geprägt wird, desto nötiger ist es, unsere Fähigkeiten zur zwischenmenschlichen Kommunikation zu entwickeln.
  • Christliche Kommunikatorinnen und Kommunikatoren stellen sich auf die Seite der Armen, der Unterdrückten und der Ausgestossenen.

Aus der Manila-Erklärung der Weltvereinigung für christliche Kommunikation

 

ite2002/1

Viele Stimmen - eine Welt

ite 2002/1

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