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Seit den 1960er-Jahren leben Angehörige der albanischen Minderheit aus dem Westbalkan in der Schweiz. Die ersten Zuwanderer kamen als Saisonarbeiter. Heute sind es rund 55000 albanische Migranten und Migrantinnen in drei Generationen, die in der Schweiz eine zweite Heimat gefunden haben. Die Mehrheit davon sind muslimischen Glaubens, während etwa 20’000 der albanisch-katholischen Kirche angehören.

Vater kam als Saisonnier in die Schweiz

Auch der 18-jährige Alfredo Markovic aus Ebikon, der heute die 5. Klasse der Kantonsschule Alpenquai in Luzern besucht, stammt aus einer Familie mit albanischem Hintergrund. Sein Vater kam vor 25 Jahrenals Saisonnier in die Schweiz und arbeitet auch heute noch als Kellner im Gastgewerbe, während seine Mutter als Putzfrau in einem Spital tätig ist.

Die drei älteren Geschwister – Ardian (28), Leonora (27) und Kristina (22) – lebten in ihrer frühen Kindheit alleine bei ihrer Mutter im Kosovo und bekamen damals ihren Vater nur sporadisch zu sehen. Das war für die drei Kinder nicht immer ganz einfach. Doch einige Jahre später – nach der Abschaffung des Saisonnierstatuts – folgte der Familiennachzug. Ardian, der älteste Bruder, kam in der Schweiz in die erste Klasse und musste dort vorerst die deutscheSprache lernen, um in der Schule den Anschluss zu finden.

Anders war die Situation für Alfredo, der als Jüngster der vier Kinder in der Schweiz zur Welt gekommen ist: «Im Gegensatz zumeinen drei älteren Geschwistern habe ich nie im Kosovo gelebt und kenne das Herkunftsland meiner Eltern nur von den Sommerferien her, die wir jedes Jahr in Kosovo- lbanien verbringen.» Sein Vater habe dort ein Haus gebaut, wo die ganze Familie während der Ferienzeit wohne.

Familiärer Zusammenhalt ist wichtig

Das regelmässige Zusammentreffen mit seinen Verwandten – Onkeln und Tanten, Cousins und Cousinen usw. – sei emotional sehrprägend für ihn, betont Alfredo: «Wir haben in unserer Verwandtschaft einen sehr engen und intensiven Zusammenhalt. Das ist in der albanischen Kultur sehr wichtig und unterscheidet sich wohl von der Art des Zusammenlebens in der Schweiz.» Seine Familie sei in der Schweiz indessen gut integriert  und habe keine Probleme im Umgang mit den Schweizerinnen und Schweizern: «Mein bester Freund ist ebenfalls Schweizer und ich pflege in meiner Freizeit vielfältige

Kontakte mit Kollegen, die ich vom Fussballclub her kenne.»

Er fühle sich in der Schweiz zu Hause und trotzdem sei es ihm sehr wichtig, die Verbindung zum Herkunftsland seiner Eltern und damit auch die albanische Sprache und Kultur zu pflegen. «Diese Tradition ist für mich ein Stück Heimat und Teil meiner Identität.» Aus seiner Sicht wäre es deshalb falsch, die eigene Kultur aufzugeben. Man dürfe Integration nicht mit Assimilation verwechseln, ist Alfredo überzeugt. Er werde deshalb weiterhin «ein Leben zwischen zwei Kulturen» führen: So werde er in der Schweiz aufgrund seines Nachnamensimmer noch als Kosovo-Albaner  wahrgenommen, während er im Heimatland seiner Eltern interessanterweise als «Schweizer» bezeichnet wird.

Katholische Albanermission in der Schweiz

Eine besondere Bedeutung kommt  für albanische Migrantinnen und Migranten in der Schweiz der katholischen Albanermission zu, die insbesondere in den Kantonen Aargau, Luzern und Thurgau starkverankert ist. Der katholische Priester  Agim Qerkini feiert jeden Sonntag in Luzern, Emmenbrücke oder Sursee einen Gottesdienst in albanischer Sprache, an dem zahlreiche Kosovo-Albaner teilnehmen.

Auch die Familie Markovic besucht jeden Sonntag gemeinsam den Gottesdienst in der Kirche St. Michael in Luzern. «Die wöchentliche Teilnahme an diesem Gottesdienst ist für mich ganz selbstverständlich und immer wieder ein schönes Ereignis», betont Alfredo: «So habe ich beschlossen, mich demnächst im Rahmen der katholischen Albanermission firmen zu lassen.»

Neben den Gottesdiensten gebe es auch kulturelle Aktivitäten, einen Tanzverein mit albanischer Folklore und einen Chor, bei demauch seine Eltern beteiligt  seien. Bei grossen Festen wie Weihnachten oder Ostern seien an den Gottesdiensten der Albanermission teilweise über 1000 Personen anwesend, sodass der Platz in der Kirche oft zu knapp werde und deshalb ein grosser Saal in Emmenbrücke gemietet werden müsse.

Toleranz gegenüber Muslimen

Die starke Verankerung in der albanisch- katholischen Tradition bedeutet aber nicht, dass es zwangsläufig Ressentiments gegenüber den Muslimen geben müsste, die in Kosovo-Albanien bekanntlich die Mehrheit bilden. Seine eigene Familie habe eine tolerante Einstellung gegenüber Muslimen, betont Alfredo Markovic: «Meine Eltern hätten überhaupt kein Problem damit, wenn ich einen muslimischen Kollegen nach Hause mitnehmen würde. Ich persönlich habe nichts gegen muslimische Albaner und respektiere ihre Religion. » Natürlich seien in Kosovo- Albanien Mischehen zwischen Muslimen und Christen eher selten, da sonst Probleme bei der religiösen Erziehung der Kinder auftreten  würden: Sollen nun die Kinder getauft werden oder nicht? Man habe aber auch in der Heimatregion gelernt, einander gegenseitig zu respektieren: «Im Herkunftsort meiner Eltern gibt es im gleichen Dorf eine katholische Kirche und eine Moschee; und in der nächstgelegenen Stadt finden wir auch noch eine orthodoxe Kirche. Mit dieser religiösen Vielfalt haben die Menschen dort kein Problem.» So wünsche er sich denn auch in der Schweiz, dass Christen und Muslime in Zukunft etwas toleranter miteinander umgehen, meint Alfredo Markovic. Für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft sei es aus seiner Sicht letztlich unverzichtbar, dass man Vorurteile gegenüber Minderheiten  eglicher Art abzubauen versuche und lerne, Toleranz gegenüber den verschiedenen Religionen und Kulturen zu üben.

Benno Bühlmann

Lieber Bruder Andreas, bist du ein Weltverbesserer, einer der ausgezogen ist, um Albanien aufden Kopf zu stellen?

Nein, das bin ich nicht. Ich versuche hier Dinge zu verändern und die Lebenssituationen der Menschen zu verbessern. Das ist mein Auftrag – und es ist dies der Auftrag an alle Christen und Christinnen. Das geht jedoch nur mit kleinen Schritten.

 

Von 1985 bis 1989 warst du Kaplan in Mainz. Nun bist du Pfarrer in einer Kleinstadt sowie in mehreren Bergdörfern. Ist Seelsorger gleich Seelsorger oder gibt es da gewichtige Unterschiede in der pastoralen Arbeit unterschiedlicher Länder?

Die Seelsorge in Deutschland und in Albanien ist sehr verschieden. Hier gibt es keinen Sitzungskatholizismus. Ich habe wenig zu tun mit abendlichen Treffen oder mit Gruppen. Hier ist meine Arbeit viel mehr auf direkten Kontakt zu den Menschen konzentriert.

 

Was ist Seelsorge in Albanien?

Es gibt direkte Begegnungen mit Menschen z.B. bei Hausbesuchen und Haussegnungen. Rund vier Mal im Jahr etwa bringe ich hier in den Bergen gut sechzig Menschen die Krankenkommunion. Andererseits habe ich hier auch ein vielgrösseres Pfarrgebiet. Es hat  einen Durchmesser von sechzig Kilometern – und ist erst noch in teilweise sehr schwer zugänglichen Bergtälern gelegen. Ich bin also viel im Auto unterwegs – der Diesel ist mein grösstes Haushaltsbudget – und oft auch zu Fuss, wenn es keine Strassen gibt. Auch bin ich hier viel mehr mit Katechese (Religionsunterricht) beschäftigt als in Deutschland.

 

Wie viele Stunden Religionsunterricht gibst du?

Von Dienstag bis Freitag bin ich während der Schulzeit nachmittags stets mit Katechese und Sakramentenvorbereitung beschäftigt. Vor allem im Sommer verbinde ich Hausbesuche und Katechese in den verschiedenen Dörfern. Beilangen Anfahrtswegen ist  es gut, verschiedene Aufgaben vor Ortmiteinander zu paaren.

 

Unterscheidet sich ein deutscher von einem albanischen Seelsorger?

Albaner sind manchmal etwas spontaner und auch chaotischer. Seelsorge zu planen ist wohl etwas, was mir als Deutschem mehr entgegenkommt. Doch hat das eher mit meiner Art Kapuziner oder eben Priester zu sein zu tun als mit meinem Deutschsein. Eher würde ich meinen, dass die Menschen mir als Deutschem sehr viel Vertrauen entgegenbringen.

 

Wie steht es mit dem Priestersein?

Die Kirche ist hier – nach Kommunismus und Atheismus – erst «einundzwanzig » Jahre alt. Das Bistum Sapa ist familiär und vermittelt im ersten Eindruck, etwas klerikal zu sein. Priester sind oftmals Respektspersonen. Hinzu kommt, dass ich in Albanien in einer  patriarchal geprägten Gesellschaft lebe. In der Öffentlichkeit treten vor allem die Männer auf. Frauen sind demgegenüber oft gebildeter und kommenauch eher in die Katechese oder in die Gottesdienste. Die Situation ist diesbezüglich noch krasser als in Deutschland.

 

Wie lebst du mit dieser patriarchalen Gesellschaft Albaniens? In der Vorbereitung habe ich mit Befremden gelesen, dass bei wichtigen Besprechungen und Entscheidungen jeweils eine Versammlung der Familienoberhäupter, d.h. Männer, einberufen wird und Frauen dabei keinenZutritt haben.

Eine Erfahrung, die ich hier mache, heisst: Frauen gelten insgesamt weniger. Es ist mein Bemühen, dies hin und wieder zu durchkreuzen. Aber patriarchale Strukturen gibt es nun einmal und man muss sie zunächst einmal respektieren. Man kann nicht mit dem Holzhammer oder der Brechstange vorgehen. Die Kultur Albaniens gilt es verstehen zu lernen und zu akzeptieren. Auch wenn es nicht die eigene Kultur ist. Wer hier arbeiten will, muss sich damit auseinander setzen.

 

Du baust armen Familien Häuser,  mit den Schwestern zusammen verteilt ihr monatlich vierzehn Tonnen Getreide und du hast hier in den Bergen ein interessantes «Schweineprojekt». Siehst du dich auch als Sozialarbeiter?

Nein, als Christ sehe ich meinen Bruderdienst in liturgia, martyria (Verkündigung, Katechese) und diakonia. Diese drei Dimensionen gehen eng zusammen. Das habe ich schon in meiner Zeit von 1992 bis 2000 in Gera, Thüringen, erlebt. Das soziale Feld ist auch ein Feld, Menschen zu gewinnen, sie für denGlauben empfänglich zu machen. Denn wenn die Armut zu festdrückt, dann gibt es gar keinen  Freiraum mehr für den Glauben. Es tut mir persönlich gut, hier zuerleben, dass liturgia, martyria und  diakonia zusammengehören. Dabei geht es um die Frage von Glaubwürdigkeit, auch für die Kirche.

 

Neben dem «Schweineprojekt» hast du auch noch weitere soziale Hilfen. Um einer armen Familie ein Haus zu bauen, brauchst du gegen 10’000 Franken, hast du mir erzählt.

Bei Hausbesuchen sehe ich, wie die Menschen wohnen. Manchmal weisen mich auch andere auf missliche Wohnsituationen hin. Sie raten mir, dass ich irgendwo bei einer Familie einmal vorbeigehen sollte. Manchmal geht es jedoch auch um Existenzhilfen. Das heisst Familien, die vorübergehend in Not geraten sind, zu unterstützen. Oder es geht um Ausbildungshilfen für Schüler und Schülerinnen oder Studierende. Dabei ist die Struktur meiner Pfarreien zu berücksichtigen. Sie besteht aus einer Kleinstadt und dreizehn Dörfern.Je nachdem sieht die soziale Hilfe  ganz anders aus. Das «Schweineprojekt » ist natürlich besondersauf die Dörfer zugeschnitten.

 

Lieber Andreas, du warst zuerst ein Jahr in der Feldregion des Zadrim tätig und nun seit vier Jahren in derBergregion im Kreis Puka. Armen  Menschen sind wir an beiden Orten begegnet. Gibt es Unterschiede zwischen diesen beiden Gebieten?

Die Armen der Bergregion sind ärmer als diejenigen, die in der tiefer gelegenen Ebene leben. Vor allem erlebe ich, wie der Winter das Leben in den Bergen blockiert. Auch gibt es für die Menschen in der Bergregion weniger Entwicklungsperspektiven. Sie sind eheretwas abgehängt. Hilfstransporte heben zwar die Lebensqualität der Menschen, sind leider aber wenignachhaltig. Lieber ist es mir, nachhaltige  Lösungen zu suchen. Es gibt hier noch eine Menge aufzubauen. Insgesamt gesehen ist die albanische Kirche sowohl personell als auch materiell weiterhin vom Ausland abhängig. Natürlich wäre Albanien ein Feld, in dem sich auch Kapuziner aus anderen Ländern Europas zukünftig mehr engagieren könnten.

 

Für dich bedeutet diese Abhängigkeit unter anderem betteln, oder etwas moderner ausgedrückt, Fundraising. Wie geht es dir damit?

Ich würde nicht für mich persönlich betteln. Auch bettle ich nicht direkt. Ich kriegs einfach. Es kommt vor, dass ich in Deutschland eingeladen werde, z.B. mit Bildern eine Präsentation zu gestalten oder einen Vortrag über meine Arbeit zu halten. Das mache ich gerne. Die Leute unterstützen mich dann, weil sie das wollen. Ich bin nicht der Bettler, in dem Sinn. Aber ichstaune, wie viel da zusammenkommt.  Gut, man muss dann den Spendern den Dank auch zeigen. Ich danke jedem mit einem handschriftlichen Brief. Für mich kann ich sagen, als Kapuziner lebe ich hier bescheiden.

 

Vielleicht noch ein zusammenfassendes Schlusswort von dir?

Albanien ist ein spannendes Land im Aufbau. Ich glaube an die Zukunft der Kirche hier bei diesen Menschen. Ich bin gerne hier.

 

Interview: Adrian Müller

http://www.adrianm.ch


 

Das «Schweineprojekt»

Im Frühjahr verteilt Br. Andreas Waltermann ausgesuchten Familien Jungferkel und gibt noch für jedes Tier zwei Säcke Tierfutter mit. Es ist nun die Aufgabe der Menschen, igeninitiative zu entwickeln, die Ferkel zu mästen, später selbstständig zu verkaufen und dann 20% des Erlöses zurückzuzahlen. Im Jahr 2011 wurden in vier Dörfern 117 Ferkel und 234 Sack Getreide verteilt. Nach den guten Erfahrungen im letzten Jahr soll das Projekt 2012 auf sieben Dörfer ausgeweitet werden.

– Albanien aus einer Kapuzinerperspektive
– Das Martyrium der Kirche durch die Jahrhunderte
– Die Bibel ist noch nicht vollständig ins Albanische übersetzt
– Jüngere Frauen haben ein anderes Lebenskonzept
– Blutrache kann versöhnt werden
– «Hier lebe ich unmittelbar bei den Leuten»
– Vom Barkeeper zum Pastoralassistenten
– «Wir leben hier zwischen zwei Kulturen»
– Migration fördert den gesellschaftlichen Wandel
– Achtung, hier sind deutsche Schwestern am Werk!
Kaleidoskop
– Damian Wetter (1924–2012)
– Paulin Bommer (1934–2011)
– Indonesien: Ein Land mit blühender Korruption
– «schiefe Fragen» Interview mit Martin Schwitter

Morgens in Nënshat um halb sieben. Bruder Angelo Argeze steht im Gang mit einer Schelle und singt aus voller Brust «O sole mio». Die Mailänder Scala hat hier eines ihrer Talente verloren. Um sieben sitzen die fünf in Albanien lebenden Kapuziner eng aneinander um das frisch entfachte Cheminéefeuer und beginnen ihr morgendliches Gebet. Doch geht es hier nicht um kapuzinische Romantik. Nein, es ist einfach kalt, saukalt! Und dies etwa auf der geographischen Höhe von Rom in Italien. Albanien gehört zwar zur mediterranen Klimazone. Die klimatischen Bedingungen variieren jedoch stark, da das Land teilweise sehr bergig und zerklüftet ist. Im westlichen Flachland herrschen im Sommer warme bis heisse und im Winter milde Temperaturen. Im Bergland kann es an geschützten Orten im Sommer 25–30 oder mehr Grad heiss werden. Aberschon abends kühlt es in der Regel stark ab. Im Winter sinken die Temperaturen bis weit unter Null Grad und Frost über längere Zeit hinweg ist keine Seltenheit.

Albaner gibts nicht nur in Albanien

Die Bezeichnung Albanien geht zurück auf die Albanoi, einen illyrischen Stamm. Eine erste Erwähnung findet sich beim Geographen Ptolemaios von Alexandria im zweiten Jahrhundert. Die Hauptstadtdieses Stammes war  Albanopolis, die man in der Nähe des heutigen Tirana vermutet.

Albaner leben vor allem im westlichen Teil der Balkanhalbinsel. Das geschlossene Siedlungsgebiet der Albaner umfasst Albanien, Kosovo, den nordwestlichen Teil Mazedoniens sowie einige kleinere Regionen der angrenzenden Länder Montenegro, Serbien und Griechenland. Auf dem Balkan leben ungefähr sechs Millionen Albaner, knapp die Hälfte davon in Albanienselber. In der  Schweiz kennen wir vor allem die muslimischen Kosovo-Albaner. Viele christliche Albaner emigrieren eher nach Griechenland als in die Schweiz. Trotzdem gibt es drei albanischkatholische Missionen in der Schweiz.

Seit 2001 hat die Bevölkerungszahl in Albanien um fast 8% abgenommen. Diese Entwicklung lässt sich mit der Auswanderung sowie  mit der geringer werdenden Geburtenrate erklären. Neben der grossen Emigration in die EU und Nordamerika gibt es auch eine enorme Binnenmigration von den Bergen und ländlichen Gebieten in die städtischen Zentren. Städte wie Tirana oder Durrës haben enorme Zuwachsraten, während im Gebirge und im Süden viele Dörfer verlassen werden und es teilweise auch schon sind.

1990 wurde das kommunistische Regime gestürzt …

… und die Massenauswanderung begann. Vielgestaltig ist die Geschichte Albaniens durch die Jahrhunderte. Nach dem Ersten Weltkrieg gaben sich viele Regierungen die Macht gegenseitig ab. Von 1925 bis 1939 regierte Ahmet Zogu autoritär. Zunehmend vom faschistischen Italien abhängig geworden, erfolgt 1939 die Annexion. Während des Zweiten Weltkrieges versuchten sich Partisanen zuerst vom faschistischen Italien, dannvon Hitler- Deutschland zu befreien.

1944 wurde in Albanien von Enver Hoxha eine kommunistische Diktatur errichtet. Diese lehnte sichzuerst an das  Jugoslawien Titos, später an die Sowjetunion undschlussendlich an die  Volksrepublik China an. Nach dem Tod von Enver Hoxha übernahm Ramiz Alia die Macht und das Land isolierte sich zunehmend. Die Neuausrichtung nach dem Sturz des kommunistischen

Regimes war schleppend und hatte wenig Erfolg. 1995 wurde Albanien in den Europarat aufgenommen und im Jahr 2010 beantragte das Land offiziell den Beitrittzur EU.

Der erste atheistische Staat der Welt

Von 1968 bis 1990 war in Albanien jegliche Ausübung von Religion verboten. Drastische Strafen und Hinrichtungen haben das Verbotdurchgesetzt. Heute  wissen viele Albaner zwar, welcher Religion ihre Vorfahren angehörten, haben jedoch selber kein offizielles Bekenntnisabgelegt. Ungefähr 40% der Albaner zählen sich zu den Sunniten, 20% zu den Bektaschi und weitere 20%  zu den orthodoxen Christen, 10% zur katholischen Kirche.Die restlichen  10% bezeichnen sich als atheistisch oder gehören anderen Religionen sowie Freikirchen an. Wenn sich 10% der Menschen,die vor allem im Nordwesten des Landes leben, als Katholiken bezeichnen, dann heisst das jedoch nicht, dass sie auch alle getauft sind.

Albanische Christen berufen sich auf den Apostel Paulus, der ihnen die gute Nachricht gebrachthabe. Die katholische Kirche in Albanien  hat zwar eine lange Tradition, musste sich jedoch nach dem Sturz des atheistischen Staates  wieder neu organisieren. Viele Ordensleute und Priester stammen aus dem Ausland. Mit der Unterstützung aus dem Ausland konnten mittlerweile einigermassen funktionsfähige kirchliche Strukturengeschaffen  werden. Der bedeutendste Wallfahrtsort ist die dem heiligen Antonius von  Padua geweihte Grotte bei Laç, die auch von Menschen anderer Religionen aufgesucht wird.

Schon Franziskus reiste durch Albanien

Nach der Lebensbeschreibung des Thomas von Celano reiste Franziskusauf der  Rückkehr vom Sultan und dem Heiligen Land über Albanien nach Italien zurück. Um 1240 gibt es in Lezha das erste franziskanische Kloster auf  albanischem Gebiet. Unter den Osmanen hatten nur die Franziskaner eine  gewisse religiöse Anerkennung, weshalb diese in Albanien ab dem 16. Jahrhundert die wichtigste Stütze des Katholizismus waren und einen grossen Teil der Seelsorger stellten.

Ab dem Jahr 1993 – also nach dem Kommunismus – schickte die Kapuzinerprovinz von Apulien erste Brüder nach Nënshat in Albanien. Sie bauten an diesem Ort ein Kloster und arbeiten seither vor allemin den  umliegenden Pfarreien. Der deutsche Kapuziner Andreas Waltermann zog  zuerst zu den Brüdern in Nënshat und übernahm später die Pfarrseelsorge in der Bergstadt Fushë-Arrëz und den umliegenden Dörfern. Damit liegen die beiden Kapuzinerniederlassungen einerseits in der armen Feldregion und der  noch ärmeren Bergregion. Eines ihrer Projekte, die Schule für Balkanägypter, liegt am Rande der Stadt Shkodra.

 Adrian Müller

http://www.adrianm.ch

 


Nahe den Menschen

am. Bruder Gjon Shtjefni ist der erste einheimische Kapuziner Albaniens. Da es in Albanien keine eigene Kapuzinerprovinz gibt, gehört er juristisch zur Provinz Apulien. Der Laienbruder hat praktische Fähigkeiten (siehe Titelbild) und bewegt sich als Katechet und als Ministrantenbetreuer gerne unter den Menschen. Gerne macht der 36-jährige Kapuziner Hausbesuche wie auf dem Bild unten bei Ndrek und Ardjena Topalli. Auch im Facebook ist Bruder Gjon aktiv und man findet da viele Bilder mit und von Jugendlichen.


 

«Zum Leben brauchen wir das Wort Gottes und dessen Auslegung»

am. Bruder Prel Syla wirft Holz ins Feuer. Der 38-jährige Priesterbruder arbeitete nach Gymnasium und Militär in Griechenland. Zu Hause wurde auch während des Kommunismus gebetet. Trotzdem liess er sich erst 1998 als 24-Jähriger taufen. Ab 2001 fühlte er sich zum Kapuziner berufen und studierte sowohl in Italien als auch in Albanien Theologie. Als Priester betreut er nun die kontemplative Schwesterngemeinschaft der Karmelitinnen und die pastoral und sozial tätigen Stigmatinen, zelebriert Gottesdienste und macht Haus- sowie Krankenbesuche. Vermitteln möchte er den Menschen vor allem die Geschwisterlichkeit – denn im Kommunismus habe man gelernt, gegeneinander zu arbeiten. Vorne rechts im Bild oben wärmt sich Bruder

Andreas Bossart aus der Schweizer Provinz.


 

Ein Schüler mehr bedeutet einen Bettler weniger

am. Afërdita Proni unterrichtet an der Schule für Balkanägypter von Shkodra. Diese Menschen sind Aussenseiter in der albanischen Gesellschaft und leben in eigenen Quartieren. Oft leben acht oder mehr Personen auf sechzehn Quadratmetern Wohnfläche. Möbel wären in dieser Situation ein Luxus. Im Auftrag der Stadt gehen dieErwachsenen in der Nacht Müll  sammeln. Am Tag schlafen sie. Morgens geht eine Lehrerin ins Quartier, um die Kinder zu wecken und in die Schule zu bringen. Ziel des Unterrichts ist die Überwindung des Analphabetismus und so die mögliche Integration der Zigeunerkinder in die albanische Gesellschaft. Glücklich sind die Lehrerinnen, wenn es eines an eine weiterführende Schule schafft. Und der Held der Schule hat es zu einem kleinen Computerladen gebracht! Der Kapuziner Angelo Argeze ist für die Zigeunerschule verantwortlich.

Kurznachrichten

jumi – Peace

Dienstag, 31. Mai 2022

Wir glauben an Frieden! Das ist unsere Hoffnung und dafür setzen wir uns ein!

jumi – zäme unterwägs

Freitag, 6. Mai 2022

In diesem jumi erzählen Pfadi, Jubla und die Minis, was Kinder bei ihnen machen können.

Aus dem Kloster Dornach

Montag, 2. Mai 2022

Im ehemaligen Kapuzinerkloster ist immer was los …

Käfer und Wurm

Dienstag, 12. April 2022

Dieses jumi erzählt von Käfern, Würmen und anderen Kleinsttieren.

jumi – Kraft

Donnerstag, 20. Januar 2022

Dieses jumi schaut zusammen mit der Fastenaktion nach Laos, einem faszinierenden Land in Asien.