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Weihnachtsbaum in Luzern
Weihnachtsbaum in Luzern

Weihnachen, ein Fest voller Symbolik!Dieser Einführungsartikel macht einen historischen Streifzug durch die Frömmigkeitsgeschichte. Es geht dabei nicht um theologische Fragen und Erkenntnisse, sondern um das Fest von Weihnachten und seine wichtigsten Symbole.

«Das ist meine Chance für einen wunderbaren grünen Weihnachtsbaum», geht mir durch den Kopf. Vor mir steht der Guardian des Kapuzinerklosters «Collegio San Lorenzo da Brindisi» in Rom. Eben hat er mich dringend gebeten – es habe niemand anderes Zeit, den diesjährigen Weihnachtsbaum im Speisesaal zu gestalten. Klar sage ich schnell zu.

Schon drei Mal habe ich es in Rom erlebt, dass beim geschmückten Weihnachtsbaum kein grüner Zweig mehr zu sehen ist – und diese grünen Nadeln machen doch den Weihnachtsbaum und Weihnachten aus! «Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter! Du grünst nicht nur zur Sommerzeit, nein auch im Winter, wenn es schneit», singen wir jeweils in der Weihnachtszeit.

Ein nordisch geprägter Baum

Ich lasse die heilige Wissenschaft für einen Moment liegen und hole den möglichen Baumschmuck aus dem Keller hervor. Da gibt es farbig blinkende Baumkerzen, grosse Stoffrollen in allen Farben und Weihnachtsmänner aller Art. Ja selbst Geschenkattrappen vom letzten Jahr sind noch zu haben. Ernüchtert stelle ich die Schachteln wieder in den Keller. Nein, mit diesen Gegenständen möchte ich den wunderbaren, grünen Weihnachtsbaum im Speisesaal nicht überhäufen.

Gut, Kerzen sind in dieser Situation nicht möglich. Doch kerzenähnliche weisse Lichter, die nicht blinken, rote Kugeln und unter dem Baum eine Krippe an Stelle der Geschenkattrappen. Das stelle ich mir vor. Ich beginne herumzufragen und zu organisieren. Die elektrischen weissen Kerzen und eine italienische Krippe mit Jesuskind, das den Kopf bewegt, finde ich bald. Bei den Kugeln muss ich akzeptieren, dass es sie nur in bunter Variante gibt. Dafür finde ich noch Engelshaar sowie witzige Vögel zum Aufstecken. Sie sind der Punkt auf dem «i».

Weihnachten ist anders

Am Abend vom 23. Dezember mache ich mich ans Werk und stehe schlussendlich mit Tränen in den Augen vor einem im Ganzen doch noch recht grün gebliebenen Tannenbaum. Darunter steht die Krippe. Zu meiner Belustigung lasse ich das elektrische Jesuskind den Kopf heben und senken. Beim Hebenöffnen sich seine Augen, beimSenken schliessen sie sich wieder

und das Kind scheint zu schlafen. Das ist typisch italienisch und ich schwöre mir, sollte es einmal irrtümlich angestellt sein, es sofort wieder auszuschalten. Glücklich gehe ich ins Bett und freue mich auf die Weihnachtszeit.

Gut gelaunt komme ich am nächsten Tag in den Speisesaal und freue mich auf den grünen Tannenbaum. Gespannt bin ich auch auf die Reaktionen der Mitbrüder aus aller Welt, die auch in dieser internationalen Gemeinschaft leben. Unter dem Türrahmen bleibe ich erstarrt stehen. Nachfolgende Brüder laufen in mich hinein. «Das gibt es ja nicht!» Da hat jemand allen Ramsch aus dem Keller hochgetragen und ich sehe keinen einzigen grünen Zweig mehr. Man hätte ja gerade so gut ein Plastikgestell hinstellen können. Die Kerzen blinken in allen Farben und Klein-Jesus – auf einer Geschenkattrappe platziert – hat sicher schon einen steifen Nacken vom Kopfheben und -senken. Nein, da hat es keinen Sinn, «Oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter» zu singen.

Weihnachtsbaum?

Schaut man in die Frömmigkeitsgeschichte von Weihnachten, so ist der Christbaum erst seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar – wohl angeregt durch den Apfelbaum der Paradiesspiele. Oft wurde er im Folgenden auch mit Äpfeln, heute Kugeln, geschmückt. Der Christbaum breitete sich erst im 19. Jahrhundert, vor allem im städtisch-evangelischen Milieu, aus. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist er, ausgehend von den USA, als «Christbaum für alle» Wahrzeichen öffentlicher Plätze, Fenster, Vorgärten und auch Lastwagen.

Das Lied «Oh Tannenbaum» geht auf einen Text von Melchior Franck aus dem 16. Jahrhundert zurück, ohne dass es dabei um Weihnachten ginge:

O Tanne, du bist ein edler Zweig,
Du grünest Winter und die liebe Sommerzeit
Wenn alle Bäume dürre sein
So grünest du, edles Tannenbäumelein.

1819 wurde daraus von Joachim August Zarnack ein tragisches Liebeslied geschrieben. Zum Weihnachtslied wurde «Oh Tannenbaum» erst durch Ernst Anschütz, der die erste Strophe von Zarnack übernahm und 1824 zwei weitere Strophen hinzufügte. Die Melodie ist eine seit dem 16. Jahrhundert bekannte Volksweise. Sie wurde oft auch für andere Lieder, besonders für Lumpenlieder verwendet.

Der menschgewordene Gott

Führt man sich die Franziskusfilme der letzten hundert Jahre vor Augen, so zeigt sich vor allem in neueren Filmen die eindrückliche Inszenierung der Krippe durch Franz von Assisi in Greccio. In der franziskanischen Spiritualität geht es dabei um die Betonung des Mensch- und Armwerdens Gottes unter den Menschen. Als Kind hat Gott im beissenden Heu gelegen!

Thomas von Celano, ein früher Biograf von Franziskus, schildert die Weihnachtsfeier des Franziskus in Greccio folgendermassen: «Daher muss man jener Feier gedenken und sie ehrfurchtsvoll erwähnen, die er im dritten Jahr vor seinem Hinscheiden bei einem Dorf namens Greccio am Tage der Geburt unseres Herrn Jesus Christus abgehalten hat. In jener Gegend lebte ein Mann mit Namen Johannes, von gutem Ruf, aber noch besserem Lebenswandel. … Franziskus sprach zu ihm: ‹Wenn du wünschst, dass wir bei Greccio das bevorstehende Fest des Herrn feiern, so gehe eilends hin und richte sorgfältig her, was ich dir sage. Ich möchte nämlich das Gedächtnis an jenes Kind begehen, das in Bethlehem geboren wurde, und ich möchte die bittere Not, die es schon als kleines Kind zu leiden hatte, wie es in eine Krippe gelegt, an der Ochs und Esel standen, und wie es auf Heu gebettet wurde, so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen …›»

Verehrt werden zwei Krippen

Falsch wäre jedoch die Annahme, dass Franziskus die Verehrung des Kindes in der Krippe erfunden hätte. Das Lukasevangelium spricht vom Futtertrog, in den Jesus nach der Geburt gelegt wurde (Lk 2,7). Bei Origines wird um 248 n. Chr. erstmals die Verehrung der in der Geburtshöhle zu Bethlehem gezeigten Krippe bezeugt. Ursprünglich wohl ein mit Lehm ausgeformter Futtertrog, der im 4. Jahrhundert durch eine silberne Krippe ersetzt wurde. Heute verehrt man in der Geburtshöhle eine marmorverkleidete Felsstufe.

Erst eine hochmittelalterliche Tradition weiss von einer hölzernen, nach S. Maria Maggiore in Rom gebrachten Krippe. Diese Krippen-Reliquie ist seit 1170 nachweisbar und wird heute noch in der päpstlichen Basilika verehrt. Erst gut fünfzig Jahre später, d.h. um 1223, inszeniert Franziskus die Weihnachtsfeier, wie sie oben von Thomas von Celano geschildert wurde. Vermutlich hat Franziskus auf einer seiner Romreisen auch die Reliquie in S. Maria Maggiore besucht. Vielleicht hat er bei seiner Heilig-Land-Reise auch die Geburtshöhle besucht und gestaunt über die beiden sehr unterschiedlichen Krippen?

Was verbindet an Weihnachten?

Welches Symbol oder welcher Brauch eint die Menschen an Weihnachten? Sind es der Tannenbaum oder die Krippe? Oder muss man mit Rena Sack und Sabine Waldmann-Brun (vgl. das Buch Weihnachten in aller Welt) sagen: «Weihnachtsgeschenke kennt man auf der ganzen Erde, egal, ob die Menschen arm oder reich sind. Aber natürlich sind sie ganz verschieden – gemeinsam ist ihnen, dass sich die Beschenkten darauf freuen.»

Weihnachten möchte ich lieber nicht nur auf Geschenke reduzieren, wie auch Tannenbaum oder Krippe nicht die abschliessende Antwort sein können, doch wenn es an Weihnachten um Freude geht, um einen Gott und um Menschen, die andere beschenken und so glücklich machen, dann darf für mich die «Freude» das Einende von diesem Fest mit vielen Gesichtern in einer globalen Welt sein. Und solche Spuren der Freude hat ite wie die Berichte aus aller Welt zeigen – in dieser Ausgabe zusammengetragen.

Adrian Müller

http://www.adrianm.ch